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Einführung und Allgemeines
Computer und Internet sind aus Forschung, Lehre und Studium nicht mehr wegzudenken. An dieser Entwicklung hatten die Hochschulrechenzentren einen entscheidenden Anteil. Sie waren an den Universitäten ab den 1950er Jahren des vergangenen Jahrhunderts für den Betrieb von Zentralrechnern gegründet worden und haben sowohl Wissenschaftler als auch Studierende an die Nutzung von Rechnern herangeführt. Ab den 1980er Jahren sorgten sie darüber hinaus für den Einsatz von PCs, den Aufbau der Hochschulnetze und deren Anschluss nach außen, und die Absolventen transportierten ihre erlangten Kenntnisse und Fähigkeiten vermehrt in Industrie und Wirtschaft. Damit haben die Hochschulrechenzentren zur Verbreitung der Informationstechnologie (IT) beigetragen und ein wenig Geschichte geschrieben, wofür die vorliegende Chronik ein Beispiel sein soll.
Anlass zur Erstellung einer Chronik des Hochschulrechenzentrums (HRZ) der Philipps-Universität Marburg war dessen 40-jähriges Jubiläum in 2003. Weil das 20- und 25-jährige Bestehen sang- und klanglos vorbeigegangen war, kam diesem Jubiläum besondere Bedeutung zu. Als Gründungstag des HRZ wurde der 12. Juni 1963 festgelegt, der Tag, an dem als erster Zentralrechner der Philipps-Universität eine gebrauchte Zuse Z22 in Betrieb genommen worden war. In Erinnerung daran fand im Juni 2003 ein kleiner Festakt mit Grußworten, einem Rückblick auf 40 Jahre HRZ und einem Festvortrag von Prof. Dr. José Luis Ercarnação (TU Darmstadt) statt; etwas später ist dazu ein Artikel erschienen:
- 40 Jahre HRZ, Festakt im Fürstensaal des Marburger Schlosses, 30.6.2003 (Programm)
- 40 Jahre Hochschulrechenzentrum, Artikel im Marburger UniJournal, Oktober 2003
Ab 2003 ist die Chronik nach und nach für den Zeitraum 1963–2006 entstanden (Dr. Jürgen Radloff), die Ausdehnung auf den Zeitraum 1963–2012 erfolgte zum 50-jährigen Jubiläum 2013 erfolgt (Dr. Jutta Weisel). Auch dies ist mit einem Rückblick auf „50 Jahre HRZ Marburg“ gefeiert worden, sowie mit Vorträgen von Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing (Uni Marburg) und Prof. Dr. Peter Schirmbacher (HU Berlin):
- 50 Jahre HRZ, Festakt in der Alten Aula der Universität, 12.6.2013 (Einladung, Programm)
- Es ist viel passiert: 50 Jahre Hochschulrechenzentrum, Bericht der Pressestelle der Universität, 12.6.2013
Die DFG hatte von Anfang an die Bezeichnung „Hochschulrechenzentrum“ verwendet, vermutlich zur Unterscheidung von Rechenzentren in Wirtschaft und Industrie. Weil in Darmstadt gerade das „Deutsche Rechenzentrum“ gegründet worden war, konnte es jedoch an der Philipps-Universität nicht noch ein Rechenzentrum geben, soll jemand im Kultusministerium gemeint haben. Somit entstand die Bezeichnung „Zentrale Rechenanlage“, die eigentlich für einen Rechner und nicht eine Institution stand. Über die Bezeichnung „Rechenzentrum“ ist es dann schließlich doch noch zur Bezeichnung „Hochschulrechenzentrum“ gekommen, meist ergänzt durch „Zentrum für Kommunikation und Informationsverarbeitung“. Auf die Jahre verteilen sich die Bezeichnungen folgendermaßen:
- Zentrale Rechenanlage (ZRA): 1963–1973
- Rechenzentrum (RZ): 1973–1982
- Hochschulrechenzentrum (HRZ): seit 1982
Weil die Zentralrechner anfangs die Form von Schrankwänden hatten, musste für jeden neuen Rechner ein größeres Domizil gefunden werden. Dabei ging es aus einem Keller mit kleinen Oberlichtfenstern über eine Fabrik mit Fenstern zum Hinterhof (inklusive neapolitanischem Ambiente) auf die Lahnberge in das Mehrzweckgebäude, eines der bis heute nicht unumstrittenen Gebäude im "Marburger Bausystem":
Altes Amtsgericht, Universitätsstraße 24
1963–1966 (Z22-Zeit)
9 kleine Räume mit ca. 100 Quadranetern
(im Keller des damaligen Mathematischen Instituts)
Hessische Schraubenfabrik, Neue Kasseler Straße 4
1966–1975 (TR4-Zeit)
27 Räume mit ca. 800 Quadratmetern
(Mitarbeiterräume im Wohnteil, technische Räume im Fabrikteil)
Mehrzweckgebäude auf den Lahnbergen, Hans-Meerwein-Straße
seit 1975 (ab TR440-Zeit)
65 Räume mit ca. 2.000 Quadratmetern
(hier hat es später Umbauten, Zuwachs und Verlust gegeben; darüber hinaus sind Räume im Stadtgebiet hinzugekommen).