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Textsatzsystem LaTeX
Was ist LaTeX und was können Sie damit machen?
LaTeX ist ein textbasiertes Schriftsatzsystem, das auf dem von Donald Knuth entwickelten System TeX basiert. Es wurde in den 1980er‑Jahren von Leslie Lamport entworfen, um die Erstellung insbesondere mathematisch‑naturwissenschaftlicher Texte zu erleichtern und eine konsistente, druckreife Ausgabe zu gewährleisten. Dokumente werden in einer Klartextdatei verfasst, die sowohl den Inhalt als auch Formatierungsanweisungen enthält. Durch Verarbeitung mit einem LaTeX‑Compiler entsteht daraus ein typografisch hochwertiges Dokument, beispielsweise im PDF‑Format.
Bei umfangreichen Texten wie wissenschaftlichen Arbeiten, Dissertationen oder technischen Dokumentationen stoßen konventionelle Textverarbeitungsprogramme häufig an Grenzen. Funktionen wie die automatische Erstellung und Aktualisierung von Fußnoten, Querverweisen, Inhalts- und Literaturverzeichnissen erfordern dort oft manuelle Anpassungen. Zudem kann die Darstellung komplexer mathematischer Formeln fehleranfällig sein und Änderungen am Layout nach sich ziehen. LaTeX bietet für diese Anforderungen eine stabile und reproduzierbare Arbeitsweise. Formatierungen, Verweise und Verzeichnisse werden automatisch generiert, unabhängig vom verwendeten Betriebssystem. Bereits mit den Standardvorgaben lassen sich wissenschaftliche Texte in konsistenter und formal korrekter Form erzeugen; bei Bedarf kann das Layout durch gezielte Anpassungen erweitert werden. Für Nutzerinnen und Nutzer mit Sehbeeinträchtigungen ist es von Vorteil, dass Struktur und Formatierung vollständig im Quelltext festgelegt werden. Aufgrund seiner Stärken in der präzisen Darstellung mathematischer Ausdrücke sowie in der strukturierten Verarbeitung umfangreicher Dokumente findet LaTeX insbesondere in den Naturwissenschaften, der Mathematik und der Informatik breite Anwendung. Es eignet sich ebenso für andere wissenschaftliche und technische Publikationsvorhaben, etwa Handbücher, Berichte oder Vorlesungsskripte. Umfangreiche Vorlagen und Dokumentationen erleichtern den Einstieg und ermöglichen zugleich die Erstellung vollständig eigener Satz‑ und Layoutkonzepte.
Neben den Grundfunktionen von LaTeX steht eine Vielzahl von Erweiterungspaketen zur Verfügung. Zwar ist es grundsätzlich möglich, direkt auf der TeX‑Ebene zu arbeiten, jedoch bieten diese Pakete in der Regel eine komfortablere und effizientere Vorgehensweise. Sie stellen zusätzliche Funktionen, vordefinierte Layouts und spezielle Werkzeuge bereit, die den Arbeitsaufwand erheblich reduzieren und den Funktionsumfang erweitern.
Benötigte Software für die Arbeit mit LaTeX
Für die Arbeit mit LaTeX werden im Wesentlichen drei Komponenten benötigt:
- Ein Editor zur Erstellung von LaTeX-Quellcode
- Eine LaTeX-Distribution, die die notwendigen Programme und Pakete enthält
- Ein Compiler, der den Quellcode in das gewünschte Ausgabeformat (z. B. PDF) übersetzt
LaTeX-Editoren
Zwar lässt sich LaTeX-Quellcode grundsätzlich mit einfachen Texteditoren wie Notepad unter Windows verfassen, empfehlenswert sind jedoch spezialisierte LaTeX-Editoren. Vorteile dieser Editoren sind unter anderem:
- Hervorhebung von LaTeX-Syntax
- Anzeige von Zeilennummern
- Unterstützung beim Einfügen von Befehlen und Umgebungen
- Integration in den Kompilierungsprozess
Für diese Anleitung wird der Editor TeXnicCenter verwendet, der besonders gut mit der Distribution MiKTeX unter Windows zusammenarbeitet und eine grafische Benutzeroberfläche (GUI) bietet.
LaTeX-Distributionen
Eine LaTeX-Distribution stellt die eigentliche Arbeitsumgebung bereit – darunter Compiler, Basispakete und eine Paketverwaltung. Häufig genutzte Distributionen sind:
- MiKTeX (Windows, macOS, Linux; auch portable Version verfügbar)
- TeX Live (plattformübergreifend)
- ProTeXt (Windows; basiert auf MiKTeX)
- Webbasierte Dienste wie Overleaf (Cloud-Lösung)
Für diesen Leitfaden wird MiKTeX eingesetzt.
Installation und Paketverwaltung in MiKTeX
Bei der Installation werden Basispakete automatisch mitgeliefert. Weitere, nicht enthaltene Pakete können bei Bedarf nachgeladen werden. Varianten für die Paketinstallation:
Nie nachinstallieren – empfohlen nur bei vollständig vorbereiteten Installationen.
Nur nach Rückfrage installieren – volle Kontrolle, aber nicht vollständig barrierefrei, da Rückfragedialoge in Screenreadern nicht immer auslesbar sind.
Automatisch nachinstallieren – für barrierefreies Arbeiten am sinnvollsten.
Nutzung der portablen Version von MiKTeX
Bei der portablen Version wird MiKTeX ohne klassische Installation direkt aus einem Ordner gestartet.
Typischer Ablauf:
Die Datei miktex-portable.cmd im Installationsverzeichnis ausführen.
Die MiKTeX Console wird im Infobereich (System Tray) gestartet und kann über das Kontextmenü oder den Menüpunkt „Wiederherstellen“ geöffnet werden.
Über „Nach Updates suchen“ können fehlende oder neue Pakete installiert werden.
Mit dem Button „Terminal“ lässt sich eine Windows-Eingabeaufforderung mit Pfadbezug zur Installation öffnen.
Da sich die eigentlichen Compiler in einem Unterordner befinden (\texmfs\install\miktex\bin\x64), empfiehlt es sich, eine Batch-Datei zu erstellen, die diesen Ordner automatisch öffnet.
Beispiel für eine Batch-Datei zum direkten Öffnen des Compiler-Verzeichnisses:
@echo off
setlocal
set "gefunden=0"
for /r %%i in (miktex-portable) do (
if exist "%%i\texmfs\install\miktex\bin\x64" (
cd /d "%%i\texmfs\install\miktex\bin\x64"
set "gefunden=1"
cmd
goto :eof
)
)
if "%gefunden%"=="0" (
echo MiKTeX-Verzeichnis nicht gefunden.
pause >nul
)
Kompilierung
MiKTeX unterstützt verschiedene Compiler, die je nach Ausgabewunsch und Dokumentanforderung eingesetzt werden.
In dieser Anleitung wird pdfLaTeX genutzt, um direkt eine PDF-Datei zu erzeugen.
Grundprozess:
Die Eingabe erfolgt in der Kommandozeile.
pdflatex unterordner\dateiname.tex eingeben.
Nach dem Ausführen erscheinen Statusmeldungen; bleibt eine Fehlermeldung aus, war die Kompilierung erfolgreich.
Treten Fehlermeldungen auf, muss der LaTeX-Code überprüft und korrigiert werden.
Ergebnis- und Hilfsdateien
Bei der Kompilierung entstehen neben der PDF-Datei weitere Hilfsdateien:
.tex – Original-Quelltext
.pdf – fertige Ausgabe
.aux – speichert Informationen zwischen Kompilierläufen (z. B. Querverweise)
.toc – Inhaltsverzeichnis
.log – detailliertes Kompilierprotokoll
Weitere Dateien entstehen abhängig von den im Dokument genutzten Befehlen (z. B. Index-, Literaturverzeichnisse etc.). Werden bestimmte Inhalte (z. B. Inhaltsverzeichnisse, Querverweise, Tabellenverzeichnisse) beim ersten Kompilierlauf nicht angezeigt, ist ein erneuter Durchlauf erforderlich, damit die Hilfsdateien korrekt ausgewertet werden.
LaTeX direkt im Web nutzen
Für einen ersten Einstieg in LaTeX kann ein webbasiertes System mit integrierter Bearbeitungs- und Kompilierumgebung genutzt werden.
Eine weit verbreitete Lösung ist der Cloud-basierte Editor Overleaf Verlinkung: https://www.overleaf.com
Aus folgenden Gründen:
- Keine lokale Installation von Editor und Distribution nötig – Overleaf stellt eine vollständige LaTeX-Umgebung im Browser bereit.
- Kollaborationsfunktionen – Projekte können zur gemeinsamen Bearbeitung freigegeben werden.
- Automatische oder manuelle Kompilierung – Vorschau direkt im Browserfenster.
- Vorlagensammlung – erleichtert den Einstieg je nach Dokumenttyp.
- Exportfunktion – Quellcode kann als .tex-Datei zur Weitergabe oder lokalen Bearbeitung heruntergeladen werden.
Registrierung und grundlegende Nutzung
Für die Arbeit mit Overleaf ist ein kostenloses Nutzerkonto erforderlich. Nach der Registrierung oder Anmeldung können neue LaTeX-Projekte erstellt werden. Über den Button „Create New Project“ (bzw. „Erstes Projekt erstellen“) stehen unter anderem folgende Optionen zur Verfügung:
Blank Project (Leeres Projekt)
Zunächst wird ein Projektname festgelegt.
Anschließend öffnet sich die Arbeitsansicht mit geteiltem Fenster:
Linke Seite: Eingabe des LaTeX-Quelltextes im Klartext
Rechte Seite: Vorschau des kompilierten PDF-Dokuments
Die Kompilierung kann manuell über den Button „Recompile“ („Aktualisieren“) ausgelöst oder auf automatisch gestellt werden.
Automatische Aktualisierung wird für Einsteiger*innen erst nach etwas Erfahrung empfohlen, da jede Änderung sofort den Kompilierprozess startet, was die Arbeit bei längeren Dokumenten verlangsamen kann.
Example Project (Beispielprojekt)
Nach Eingabe des Projektnamens wird ein vollständiges Beispieltext-Dokument geladen.
Dieses kann bearbeitet oder als Vorlage für eigene Arbeiten genutzt werden.
Die Arbeitsansicht entspricht der beim Leeren Projekt.
Templates (Verschiedene Vorlagen)
Hier steht eine Auswahl thematisch sortierter Vorlagen zur Verfügung, z. B. für wissenschaftliche Artikel, Präsentationen, Poster oder Abschlussarbeiten.
Die Auswahl hängt vom jeweiligen Anwendungsfall ab und kann direkt als Grundlage für ein eigenes Projekt verwendet werden.
Export und Weitergabe des Quellcodes
Overleaf bietet die Möglichkeit, den gesamten Projektordner inklusive der .tex-Dateien herunterzuladen, um ihn lokal mit einer klassischen LaTeX-Distribution (z. B. MiKTeX oder TeX Live) weiterzubearbeiten. Dies kann auch sinnvoll sein, wenn sehende Personen in Overleaf arbeiten und den entstandenen Quellcode anschließend blinden oder sehbehinderten Nutzer*innen zur weiteren Bearbeitung übergeben möchten.
Vorgehensweise zum Herunterladen der .tex-Dateien:
Projekt in Overleaf öffnen.
Rechts oben in der Projektansicht auf das Menü „Menu“ (Symbol: drei horizontale Linien) klicken.
Den Menüpunkt „Download“ → „Source“ auswählen.
Overleaf generiert dann eine ZIP-Datei, die alle zugehörigen Quelldateien enthält – darunter die Hauptdatei mit der Endung .tex sowie ggf. eingebundene Bild- und Bibliografiedateien.
Die ZIP-Datei kann entpackt und der Quellcode in jedem lokalen LaTeX-Editor geöffnet und weiterverarbeitet werden.
Hinweise zur Barrierefreiheit
Overleaf ist derzeit nicht vollständig barrierefrei.
Insbesondere beim Einsatz von Screenreadern kann es zu Einschränkungen kommen, beispielsweise bei der Navigation innerhalb des Quellcodes oder bei der Interaktion mit Bedienelementen der Weboberfläche.
Für blinde oder sehbehinderte Anwender*innen, die mit textbasierter LaTeX-Programmierung vertraut sind, kann es daher effizienter sein, mit einem lokal installierten Editor zu arbeiten, der besser auf assistive Technologien abgestimmt ist.
Einsatzmöglichkeiten von LaTeX in der Hochschule – insbesondere auch für Anwender*innen mit Blindheit und Sehbehinderung
LaTeX ist an Hochschulen ein leistungsfähiges Werkzeug für die Erstellung wissenschaftlicher Texte, insbesondere wenn komplexe mathematische Formeln oder naturwissenschaftliche Notationen benötigt werden. Nach der Kompilierung des Quelltextes in ein Zielformat wie PDF werden mathematische Ausdrücke in druckfertiger, typografisch präziser Qualität angezeigt, was insbesondere für sehende Lesende eine klare und ansprechende Darstellung gewährleistet. Für Studierende mit Blindheit und Sehbehinderung bietet LaTeX besondere Vorteile, sofern eine gewisse Vertrautheit mit der Arbeit am PC und mit textbasierter Eingabe vorhanden ist. Anstelle einer visuellen Direktbearbeitung – wie in sogenannten WYSIWYG-Systemen (What You See Is What You Get, z. B. Microsoft Word) – erfolgt die Dokumentenerstellung in LaTeX durch das Eintippen von Befehlen in einer reinen Textumgebung. Inhalte und Formatierungen werden in einer Klartextdatei festgehalten. Dies ermöglicht insbesondere mit Screenreadern eine lineare, strukturierte und reproduzierbare Navigation durch den Inhalt, ohne dass Formatierungsoptionen im visuellen Layout den Arbeitsfluss beeinträchtigen.
Durch die explizite Steuerung aller Formatierungs- und Strukturelemente im Quelltext können Anwender*innen präzise festlegen, wie das fertige Dokument gestaltet wird. Dies gilt sowohl für mathematische Inhalte als auch für rein textbasierte Arbeiten wie Hausarbeiten, wissenschaftliche Artikel, formelle Schreiben oder einfache Briefe. Unterschiedliche Dokumentklassen (z. B. article, report, book) erleichtern die Anpassung des Layouts an verschiedene Anwendungsfälle, ohne dass komplexe visuelle Formatierungsprozesse nötig sind. Bei der Nutzung für mathematische Inhalte gilt zu beachten, dass die fertige PDF-Datei nach der Kompilierung nicht immer vollständig barrierefrei ist, insbesondere in der Interpretation mathematischer Formeln durch Screenreader. Für eine rein digitale, barriereärmere Weitergabe komplexer Formeln kann – abhängig vom Einsatzzweck – sogenanntes „Pseudo-LaTeX“ als alternative Darstellungsform sinnvoll sein. Hierbei werden mathematische Ausdrücke so gesetzt, dass sie von assistiven Technologien besser linear erfasst werden können. Insgesamt kann sich LaTeX – insbesondere für geübte Nutzerinnen oder solche, die keine Scheu vor textbasierter Eingabe haben – als effiziente, gut strukturierbare und flexible Möglichkeit zur Erstellung akademischer Texte erweisen. Gegenüber WYSIWYG-Systemen entfällt die potenziell unübersichtliche Navigation durch visuell orientierte Formatierungsoberflächen, was die Arbeit für erfahrene Screenreader‑Anwender*innen oft deutlich erleichtern kann.
Von Artikel bis Buch: Die Welt der LaTeX-Dokumentklassen
Die am häufigsten genutzte Dokumentklasse ist article sowie deren KOMA‑Script‑Äquivalent scrartcl. Beide eignen sich insbesondere für kürzere bis mittellange Dokumente ohne Kapitelstruktur, beispielsweise wissenschaftliche Artikel, Seminar- oder Hausarbeiten.
Die Klasse wird zu Beginn des Dokuments durch folgende Angabe in der Präambel festgelegt:
\documentclass{article}
Eine Übersicht weiterer Dokumentklassen findet sich im Anhang dieses Leitfadens in der Legende.
KOMA‑Script ist eine Sammlung von LaTeX-Dokumentklassen, die typografisch an europäische Satzstandards angepasst sind. Im fertigen, kompilierten Dokument sind die Unterschiede zu den originalen, stärker angloamerikanisch orientierten Standardklassen zum Teil subtil, betreffen jedoch zahlreiche Details des Seitenlayouts und der Typografie.
Die Benennung der KOMA‑Script‑Klassen folgt einem einheitlichen Schema: scr + verkürzter Originalklassenname. Beispiel: \documentclass{scrartcl}
Eine vollständige Übersicht der Änderungen und zusätzlichen Optionen ist in der offiziellen Projektdokumentation zu KOMA‑Script zu finden.
Hinweis: KOMA‑Script ist nicht im Basispaket einer MiKTeX-Installation enthalten. Die Klassen müssen bei Bedarf über den MiKTeX-Paketmanager nachinstalliert werden.
Kompatible Pakete für die Arbeit mit LaTeX
In LaTeX werden zusätzliche Funktionen in Form von Erweiterungspaketen („Packages“) eingebunden. Diese müssen stets im Vorspann (Präambel) des Dokuments – also zwischen \documentclass{...} und \begin{document} – geladen werden, niemals im Hauptteil. Dies geschieht mit dem Befehl: \usepackage[Optionen]{Paketname}
Hinweis: Das %-Zeichen stellt in Latex einen Kommentar dar. Alles nach dem %-Zeichen ist somit nur reine Information, um den Code besser nachvollziehen zu können.
Beispiele für häufig verwendete Pakete:
- Sprach- und Rechtschreibunterstützung:
\usepackage[ngerman]{babel}
Aktiviert die Neue Deutsche Rechtschreibung und passt Trennregeln sowie Silbentrennung an. - Unterstützung für Umlaute und Sonderzeichen:
\usepackage[utf8]{inputenc} % Eingabekodierung UTF-8
\usepackage[T1]{fontenc} % Korrekte Ausgabe und Silbentrennung
inputenc ermöglicht die direkte Eingabe von Umlauten (ä, ö, ü) und ß. Dies kann jedoch bei Screenreadern oder Braillezeilen dazu führen, dass Zeichen nicht korrekt interpretiert werden (z. B. „Trema + u“ statt „ü“).
fontenc mit der Option T1 sorgt für barrierefreie Ausgabe, korrekte Silbentrennung und saubere PDF‑Textausgabe. - Alternative Schrift:
\usepackage{lmodern}
Lädt die Latin‑Modern‑Schriften, die T1‑kodiert und in der Regel vollständig Unicode‑kompatibel sind.
Hinweis zu Ligaturen
Die Ausgabe von Ligaturen (z. B. „fi“, „fl“) kann von der Wahl der Schriftart und deren Kodierung abhängen. Die Option T1 verbessert in vielen Fällen die Screenreader‑Ausgabe, gewährleistet jedoch keine vollständige Barrierefreiheit. Über die Dokumenteigenschaften eines PDF‑Dokuments (Tastenkombination STRG + D in vielen PDF‑Viewern) lässt sich unter Schriften die verwendete Kodierung prüfen. Steht dort „Benutzerdefiniert“, kann dies auf fehlende Unicode‑Unterstützung der Schrift hinweisen. In diesem Fall sollte auf eine vollständig Unicode‑ oder UTF‑8‑kompatible Schrift gewechselt werden.
- Blindtext generieren:
\usepackage{blindtext}
Erzeugt einen Beispieltext. Mit
\blindtext[<Anzahl>]
können mehrere Absätze generiert werden. - Mathematische Formeln:
\usepackage{amssymb, amsmath}
Liefert erweiterte mathematische Umgebungen und zusätzliche Symbolsets. Mehrere Pakete können in einer Anweisung durch Kommas getrennt geladen werden.
Zum Aufbau eines LaTeX-Dokumentes
Ein LaTeX-Dokument besteht grundsätzlich aus zwei Teilen:
1. Vorspann (Präambel): Enthält die Angabe der Dokumentklasse mittels
\documentclass{…} (z. B. {article} oder {scrartcl}) sowie das Laden der benötigten Pakete mit \usepackage. Zusätzlich können hier auch globale Einstellungen stehen (z. B. Seitenränder, Schriftgrößen, Zeilenabstand).
2. Hauptteil: Beginnt mit \begin{document}, enthält den eigentlichen Inhalt und endet mit \end{document}.
Formatierungen im Hauptteil
Viele in LaTeX verwendete Strukturen werden als Umgebungen angelegt. Diese beginnen mit \begin{…} und enden mit \end{…}. Beispiele sind Tabellen, Listen oder mathematische Gleichungen.
Wichtiger Hinweis zur Klammerung von Umgebungen: LaTeX-Umgebungen müssen in der umgekehrten Reihenfolge geschlossen werden, in der sie geöffnet wurden (LIFO-Prinzip / Last In – First Out).
Beispiel:
\begin{displaymath} % 1 geöffnet
\begin{array}{cl} % 2 geöffnet
...
\end{array} % 2 geschlossen
\end{displaymath} % 1 geschlossen
Die Einrückung ist nicht zwingend nötig und dient hier nur der besseren Darstellung.
Ein falsches Schließen (z. B. Vertauschen der Endbefehle) führt zu Fehlermeldungen beim Kompilieren.
Titel
Titel – \maketitle erstellt den Dokumenttitel, sofern zuvor im Vorspann Befehle wie \title{…} sowie optional \author{…} und \date{…} angegeben wurden.
Überschriften
\section{…} – Abschnittsüberschrift. In den Klassen article und scrartcl entspricht dies einer Überschrift erster Ebene. In den Klassen report und book ist sie eine Überschrift zweiter Ebene, da dort \chapter die erste Ebene darstellt.
\subsection{…} – Unterabschnitt (eine Ebene tiefer als \section).
\subsubsection{…} – Unter-Unterabschnitt (eine weitere Ebene tiefer als \subsection). Diese wird standardmäßig als Ebene 3 dargestellt.
\paragraph{…} – Absatzüberschrift (Ebene 4). In der Standardformatierung erfolgt kein automatischer Zeilenumbruch nach der Überschrift; der nachfolgende Text schließt unmittelbar an. Falls ein Zeilenumbruch gewünscht ist, muss dieser manuell oder über eine Formatierungsanpassung erfolgen.
\subparagraph{…} – Unter-Absatzüberschrift (Ebene 5). Wird ähnlich formatiert wie \paragraph und ebenfalls ohne Zeilenumbruch dargestellt.
\chapter{…} – Kapitelüberschrift (Ebene 1) in den Dokumentklassen book, report und den KOMA‑Script‑Varianten scrbook, scrreprt.
Hinweis: Erzeugt die Kompilierung die Fehlermeldung undefined control sequence, so wird der Befehl in der gewählten Dokumentklasse nicht unterstützt (z. B. bei article oder scrartcl).
Hinweis zu Gliederungstiefe:
Die standardmäßig verfügbare Gliederungstiefe in LaTeX reicht bis zur Ebene \subparagraph. Sollten weitere Überschriftsebenen benötigt werden (z. B. eine \subsubsubsection), ist dies nur durch Hinzufügen von Zusatzpaketen wie titlesec möglich, mit denen sich zusätzliche Ebenen definieren und deren Formatierung anpassen lassen.
Mathematikmodus
\begin{equation} … \end{equation} – setzt eine abgesetzte Gleichung mit automatischer Nummerierung.
\frac{b}{a} – Bruchdarstellung mit Zähler b und Nenner a.
{\frac{b}{a} }^2 – quadriert den gesamten Bruch.
\pm – Plus-Minus-Zeichen (±).
Zeichen- und Absatzformatierung
Eine Zeichenformatierung wirkt auf beliebig viele innerhalb von {…} eingeschlossene Zeichen. Die Absatzformatierung beeinflusst den gesamten Absatz. Es gibt zwei grundlegende Methoden, Text zu formatieren:
Umgebungen:
Beispiel: \begin{tiny} … \end{tiny} – Text zwischen den Befehlen wird in sehr kleiner Schriftgröße gesetzt.
Gruppierung:
Beispiel: {\tiny Kleingedrucktes} – nur der eingeschlossene Text wird entsprechend formatiert.
Beispiele für Zeichenformatierung:
\textsf{…} – serifenlose Schriftart.
\texttt{…} – nichtproportionale Schrift (Schreibmaschinenschrift).
\textbf{…} – fett gesetzter Text.
\textmd{…} – Standardschriftgewicht.
\textit{…} – kursiv gesetzter Text.
\textsl{…} – geneigter Text (slanted, nicht identisch mit kursiv).
\textup{…} – aufrechter Text.
\underline{…} – unterstrichener Text.
\emph{…} – Hervorhebung; die konkrete Formatierung hängt vom Schriftsatzkontext ab.
Absatzbefehle:
\par – Absatzende.
\parskip – vertikaler Abstand zwischen Absätzen.
Beispielsweise:
\setlength{\parskip}{10pt} – fixer Abstand.
\setlength{\parskip}{10pt plus 4pt minus 3pt} – elastischer Abstand, der in Grenzen automatisch angepasst wird.
\parindent – Einrückung am Absatzanfang.
Listen
Einfache Aufzählung (itemize):
\begin{itemize}
\item Hänsel und Gretel
\item Hase und Igel
\item[*] Sterntaler -- worum ging es?
\end{itemize}
Das optionale Argument in \item[Symbol] ersetzt das Standardaufzählungszeichen.
Zwei aufeinanderfolgende Bindestriche -- ergeben einen Gedankenstrich (–).
Zweite Listenebene: Das Erscheinungsbild kann mit \renewcommand{\labelitemii}{…} angepasst werden, z. B.:
\renewcommand{\labelitemii}{\$}.
Hinweis: Visuell ist die neue Ebene erkennbar, eine barrierefreie Ausgabe erfolgt jedoch nicht in allen Fällen korrekt.
Tabellen
Tabellen werden in LaTeX mit der Umgebung
\begin{tabular}{…}
erstellt. Der Inhalt der geschweiften Klammern gibt die Spaltenausrichtung an:
l = linksbündig
c = zentriert
r = rechtsbündig
Beispielsweise erzeugt
\begin{tabular}{ll}
eine Tabelle mit zwei linksbündig ausgerichteten Spalten.
Beispiel ohne Rahmen:
\begin{tabular}{ll}
Mathilde & 60 \\
Ottilie & 64 \\
Marie & 71 \\
\end{tabular}
Das kaufmännische Und (&) trennt die Spalteneinträge innerhalb einer Zeile. Der Doppel-Backslash (\\) beendet die aktuelle Tabellenzeile.
Tabellen mit Rahmen
Sollen Spalten durch vertikale Linien und Zeilen durch horizontale Linien getrennt werden, kann man beispielsweise schreiben:
\begin{tabular}{|l|l|}
\hline
Mathilde & 60 \\ \hline
Ottilie & 64 \\ \hline
Marie & 71 \\ \hline
\end{tabular}
Die Zeichen | im Spaltendeklarator erzeugen vertikale Linien, der Befehl \hline fügt eine horizontale Linie ober- bzw. unterhalb einer Zeile hinzu.
Gleitumgebung für Tabellen
Um Tabellen mit Überschrift (Beschriftung) und automatischer Nummerierung zu versehen sowie ihre Position im Dokument flexibler zu steuern, werden sie in die Umgebung
\begin{table}[Platzierungsoptionen]
… Tabelleninhalt …
\end{table}
eingebettet.
Häufige Platzierungsoptionen:
[h] – Tabelle möglichst an der aktuellen Stelle (here)
[t] – Tabelle am oberen Seitenrand (top)
[b] – Tabelle am unteren Seitenrand (bottom)
[p] – Tabelle auf einer eigenen Seite nur für Gleitobjekte (page of floats)
Mehrere Optionen können kombiniert werden, z. B. [htb]. Die Reihenfolge gibt dabei die Priorität an.
Beschriftungen und Referenzen
Innerhalb der Umgebung {table} können Beschriftungen mittels
\caption{Beschriftungstext}
\label{tab:bezeichner}
hinzugefügt werden.
\caption erzeugt die Überschrift der Tabelle mit automatischer Nummerierung.
\label erlaubt später die Referenzierung, z. B. mit \ref{tab:bezeichner}.
Unterschied zwischen {table} und {tabular}
table ist eine Gleitumgebung. Sie steuert Platzierung, erlaubt Beschriftungen mit \caption und Referenzen mit \label sowie die Aufnahme der Tabelle in ein Tabellenverzeichnis. tabular ist die eigentliche Tabellenumgebung, in der der Inhalt und die Spaltenformatierung definiert werden. Sie kann innerhalb oder auch unabhängig einer {table}-Umgebung benutzt werden – jedoch nur mit {table} sind Beschriftung, Gleiten und Referenzen möglich.
Tabellenverzeichnis
Ein Tabellenverzeichnis wird mit dem Befehl
\listoftables
erstellt. Damit es korrekt erzeugt wird, ist mindestens ein weiterer LaTeX-Lauf nötig, da die Verzeichnisdaten in der Hilfsdatei .aux gespeichert werden.
Wichtige Hinweise zu Tabellen
Auch für Tabellen wird empfohlen, auf Barrierefreiheit zu achten (z. B. klare Tabellenstruktur, keine übermäßigen Mehrfachspalten oder komplexe Zellenverschachtelung ohne semantische Erläuterung). Für umfangreiche Tabellen oder zusätzliche Formatierungsoptionen bieten sich Erweiterungspakete wie tabularx, longtable oder booktabs an.
Die Umgebung „{array}“ in LaTeX-Tabellen
Die Umgebung array wird innerhalb des mathematischen Modus verwendet, um Inhalte in Tabellenform darzustellen, beispielsweise Matrizen oder Fallunterscheidungen. Sie ähnelt der Textmodus-Umgebung tabular, ist jedoch speziell für mathematische Ausdrücke konzipiert.
Beispiel: Betragsklammer mit Fallunterscheidung
Eine Fallunterscheidung für den Betrag einer Variablen x kann wie folgt gesetzt werden:
\begin{displaymath}
|x| = \left\{
\begin{array}{cl}
x & \text{wenn}\; x \ge 0\\
-x & \text{wenn}\; x < 0
\end{array}
\right.
\end{displaymath}
Erläuterungen:
\begin{displaymath}...\end{displaymath} – setzt die Gleichung zentriert und abgesetzt (entspricht $...$).
|x| – erzeugt Betragsstriche.
\left\{ – erzeugt eine geschweifte Klammer auf der linken Seite in der Höhe des gesamten nachfolgenden Ausdrucks.
\begin{array}{cl} – beginnt die array-Umgebung mit zwei Spalten:
c = zentriert
l = linksbündig
In diesem Beispiel wird also die erste Spalte zentriert, die zweite links ausgerichtet.
Das kaufmännische Und (&) trennt die Spalteneinträge; \\ beendet eine Zeile.
\text{...} (oder älter: \mbox{...}) – gibt normalen Text im mathematischen Modus aus.
\right. – schließt das Gegenstück zu \left\{. Der Punkt (.) steht für „unsichtbares“ Ende ohne Klammer.
Beispiel: Reihung mehrerer Gleichungen
Die Umgebung array kann auch durch andere Umgebungen ersetzt werden, z. B. eqnarray, um Gleichungen mit Ausrichtungen an bestimmten Zeichen (hier am Gleichheitszeichen) darzustellen:
\begin{eqnarray}
2x + 5y & = & 27\\
-3x + y & = & -2
\end{eqnarray}
Erläuterungen:
eqnarray erzeugt automatisch nummerierte Gleichungen und richtet die Einträge an den Tabulatorzeichen (&) aus.
In diesem Beispiel ist das Gleichheitszeichen in der mittleren Spalte positioniert, links und rechts davon stehen die Terme.
Für präzisere Formatierung empfiehlt sich statt eqnarray häufig das Paket amsmath und die Umgebungen align oder cases (\usepackage{amsmath}).
Ein- und doppelseitiges Layout in LaTeX
In der Standardkonfiguration erzeugen viele Dokumentklassen, wie etwa article oder scrartcl, ein einseitiges Layout. Dabei werden Kopf- und Fußzeilen gleich formatiert, unabhängig davon, ob die gedruckten Seiten später als linke oder rechte Buchseite erscheinen. In diesem Modus befindet sich die Seitenzahl beim vorkonfigurierten Seitenstil plain standardmäßig mittig in der Fußzeile; bei anderen Seitenstilen, wie z. B. headings, erscheinen sie typischerweise rechts. Die Dokumentklassen book und report (sowie die KOMA‑Script‑Klassen scrbook und scrreprt) sind hingegen für den doppelseitigen Druck ausgelegt. In diesem Modus werden Satzspiegel, Seitenränder und die Position der Seitenzahlen abhängig von der Seitennummer angepasst: Auf ungeraden Seiten (rechte Buchseiten) wird die Seitenzahl am äußeren rechten Rand der Fußzeile platziert. Auf geraden Seiten (linke Buchseiten) wird die Seitenzahl entsprechend am äußeren linken Rand der Fußzeile gesetzt. Dieses Verhalten folgt den typografischen Standards für Buch- und Broschurensatz und kann – falls erforderlich – mit Paketen wie fancyhdr oder durch Änderung der Seiteneinstellungen individuell angepasst werden.
„Pseudo“-LaTeX
Der Begriff „Pseudo“-LaTeX ist nicht offiziell definiert, wird jedoch in der Praxis zur Bezeichnung von Dokumenten oder Quelltexten genutzt, die in ihrer Schreibweise LaTeX ähneln, technisch jedoch kein vollständiger oder gültiger LaTeX-Code sind. Dies kann eine vereinfachte Syntax, unvollständiger Quellcode oder ein in ein anderes Format übertragener LaTeX-Text mit abweichender Struktur sein. Ziel beim Einsatz von Pseudo-LaTeX ist es häufig, eine barrierefreie oder zumindest barrierearme Nutzung zu ermöglichen – insbesondere in Umfeldern, in denen vollständig barrierefreies Lesen von kompilierten LaTeX-PDF-Dateien nicht möglich ist. Damit die Barrierefreiheit gewährleistet bleibt, sind insbesondere folgende Punkte zu beachten:
Inhalt – Jeder Inhalt muss auch tatsächlich als zugänglicher Text vorliegen und mit Screenreader-Technologien auslesbar sein.
Layout – Hat für blinde Nutzende eine geringere Bedeutung, ist jedoch für sehbehinderte Anwender*innen relevant.
Struktur – Die Dokumentstruktur muss sich am logischen Textaufbau orientieren und darf nicht allein visuell (z. B. „fett“ oder „unterstrichen“) umgesetzt werden. Überschriften sind stets mit Formatvorlagen als solche zu kennzeichnen.
Funktionalität – Alle interaktiven Elemente, wie beispielsweise Hyperlinks, müssen technisch bedienbar und zugänglich sein.
Diese Punkte entsprechen den sogenannten vier Säulen der Barrierefreiheit: Wahrnehmbarkeit, Bedienbarkeit, Verständlichkeit und Robustheit.
Überschneidung zwischen LaTeX und Word
Das Konzept „Pseudo“-LaTeX beschreibt oft den Übergang von LaTeX-Quellcode in ein Word-Dokument, um daraus für Screenreader eine besser navigierbare Fassung zu erstellen. LaTeX eignet sich gut zum Erstellen von druckfertigen Dokumenten; der direkte Zugriff auf den Quellcode kann jedoch beim Lesen mit assistiven Technologien umständlich oder unkomfortabel sein.
Der Vorteil einer Übertragung in Word liegt darin, dass dort spezifische Formatvorlagen (etwa für Überschriften) genutzt werden können, welche die Schnellnavigation von Screenreadern ermöglichen. Dies wird mit unter eingesetzt, da mit der direkten Kompilierung von LaTeX-Code in PDF eine umfassende Barrierefreiheit bislang nicht vollständig gegeben ist.
Vorgehensweise bei der Übernahme in Word
Projektklasse identifizieren
Zunächst sollte festgestellt werden, welche Dokumentklasse verwendet wurde (article, book etc.).
Inhalt mit Suchfunktion strukturieren
Nach dem Einfügen des LaTeX-Quellcodes in Word kann über die Suchfunktion gezielt nach Überschriftenbefehlen (z. B. \section oder \chapter) gesucht werden, um diese nicht im gesamten Text manuell suchen zu müssen.
Formatvorlagen verwenden
Die betreffenden Abschnitte werden mit den in Word vorgesehenen Überschriften-Formatvorlagen ausgezeichnet.
Im Screenreader den Schnellnavigationsmodus aktivieren.
Mit der Taste „H“ kann dann zwischen den zuvor definierten Überschriften navigiert werden, unabhängig von deren Ebene. Mit einer Zifferntaste (z. B. „2“ für Ebene 2) kann gezielt auf eine bestimmte Überschriftenebene gesprungen werden.
Wahrung des Quelltextes
Die Auszeichnung von Überschriften in Word verändert den LaTeX-Quelltext nicht inhaltlich. Erst das Löschen oder Ersetzen von Code-Elementen führt dazu, dass der ursprüngliche Code nicht mehr kompilierbar ist.
Je weiter dieser Prozess fortschreitet, desto mehr LaTeX wird entfernt („ausgebaut“) und Word-spezifische Formatierungen werden eingefügt („eingebaut“).
Listenformatierung verbessern
Für bessere Lesbarkeit sollten Aufzählungen und nummerierte Listen über die Word-Formatvorlagen erstellt werden.
Zeichen ersetzen
Wiederkehrende Zeichen (z. B. jedes ;) lassen sich über die „Suchen und Ersetzen“-Funktion in Word verändern.
Zusätzliche Screenreader-Funktionen
Formatwechselansage aktivieren – Der Screenreader kann Änderungen im Textformat (z. B. Wechsel von Fließtext zu Liste) ansagen.
Tabellenauflistung – Mit JAWS-Taste + Strg + T kann eine Übersicht aller Tabellen erstellt werden.
Überschriftenliste – Mit JAWS-Taste + F6 lässt sich eine Liste aller Überschriften anzeigen.
JAWS-Wörterbuch nutzen – Spezielle Zeichen können mit individuellen Ansagen oder Tönen verknüpft werden (z. B. ein Unicode-Balken als „quer“ ansagen lassen). Diese individuellen Anpassungen sind jedoch nicht eindeutig, wenn mehrere Personen gemeinsam an einem Dokument arbeiten.
Vergleich mit PDF-Fassung
Wenn Inhalte aus dem Pseudo-LaTeX-Dokument mit der sehenden Fassung verglichen werden sollen, kann es sinnvoll sein, die nach der Kompilierung erzeugte PDF-Datei als Grundlage für die Word-Version zu nutzen.
Vorteil: In der nach Word konvertierten Fassung werden automatisch erzeugte Werte wie Kopf-/Fußzeileninhalte, Seitennummerierungen oder Abschnittsnummern übernommen. Diese Werte dienen auch sehenden Nutzenden als wichtige Navigationspunkte.
Empfehlung: Die PDF-Datei über „Öffnen mit → Word“ direkt importieren, da hierbei vorhandene Überschriften oft automatisch als solche erkannt und in die Word-Gliederung übernommen werden.
Tabellen in Pseudo-LaTeX – Umsetzung in Word für bessere Lesbarkeit
Um Tabelleninhalte aus einem „Pseudo“-LaTeX-Dokument in Microsoft Word so aufzubereiten, dass sie lesbar und mit assistiven Technologien (z. B. Screenreader, Braillezeile) nutzbar sind, kann folgender Ablauf verwendet werden:
Störende Zeichen entfernen
Mittels der Funktion „Suchen und Ersetzen“ störende Zeichenfolgen wie \\ durch Leerzeilen ersetzen.
Hinweis: Zwischen den einzelnen Tabellenzeilen muss jeweils ein Absatz eingefügt werden.
Tabelleninhalt markieren
Den gesamten Inhalt der späteren Tabelle im Dokument auswählen.
Tabellenmenü öffnen
In Word das Menü „Tabelle“ bzw. „Einfügen → Tabelle“ oder den entsprechenden Kontextmenüeintrag aufrufen.
Text in Tabelle umwandeln
Die Word-Funktion „Text in Tabelle umwandeln“ verwenden und dabei das gewünschte Spaltentrennzeichen festlegen.
Automatische Erstellung prüfen
Word erstellt die Tabelle automatisch anhand der gewählten Trennzeichen. Die Lesbarkeit für den jeweiligen Zweck ist anschließend zu überprüfen (ggf. über Rücksprache mit der fachlich zuständigen Person).
Anzeige auf der Braillezeile
Nach der Konvertierung in eine Word-Tabelle sollte die Darstellung auf der Braillezeile beispielsweise folgendermaßen erfolgen:
Tbl1 r4 s5 D_240 S_a S_c
Bedeutung der Kürzel:
Tbl1 – 1. Tabelle im Dokument
R4 – aktuelle Tabellenzeile ist Zeile 4
S5 – aktuelle Tabellenspalte ist Spalte 5
D_240 – Leitelement der Zeile
S_a – Leitelement der Spalte
S_c – aktuelle Datenzelle in der Bearbeitung bzw. Anzeige
Anpassungen in JAWS
In JAWS kann unter der Funktion „Tabellen anzeigen“ festgelegt werden, welche Informationen zur Tabelle auf der Braillezeile oder in der Sprachausgabe dargestellt werden. Dies ermöglicht es, die angezeigten Inhalte an die eigenen Arbeitsbedürfnisse anzupassen.
Legende – LaTeX-Befehle und Dokumentklassen
Dokumentklassen
Befehl \documentclass{...}
- article – einseitige, häufig kürzere Texte; gegliedert in \section(Ebene 1) und \subsection(Ebene 2). Keine Kapitel (\chapter).
- scrartcl – KOMA‑Script‑Version von article.
- report – längere einseitige Texte; gegliedert in \chapter(Ebene 1) und \section(Ebene 2).
- scrreprt – KOMA‑Script‑Version von report.
- book – doppelseitige Werke; strukturiert wie report, aber mit Buchlayout (z. B. Kapitel auf ungeraden Seiten).
- slides – veraltet, zur Erstellung von Präsentationsfolien.
- beamer – modernes System zur Erstellung von Präsentationen; flexiblere und erweiterte Alternative zu slides.
- proc – für Tagungs- und Konferenzbände mit einzelnen Beiträgen.
Seitenlayout
- \newpage – beginnt eine neue Seite; ausstehende Gleitobjekte (z. B. Abbildungen) werden nicht zwingend ausgegeben.
- \clearpage – beginnt eine neue Seite und gibt zuvor alle ausstehenden Gleitobjekte aus.
- \begin{center} … \end{center} – zentriert den enthaltenen Inhalt (Text, Tabellen, Abbildungen).
Klammern und Sonderzeichen
- {…} – notwendige Angabe oder Gruppierung von Zeichen bzw. Anweisungen.
Hinweis: Befehle wie ^(Hochstellung) oder _(Tiefstellung) wirken standardmäßig nur auf das unmittelbar folgende Zeichen. Soll die Anweisung für mehrere Zeichen oder Ziffern gelten, müssen diese in geschweifte Klammern {...} gesetzt werden.
- […] – optionale Angabe (Wahlparameter).
- \ – leitet einen LaTeX-Befehl ein. Dient außerdem zur Maskierung von Sonderzeichen, damit diese im Text ausgegeben werden (z. B. \& erzeugt ein kaufmännisches Und im fertigen Dokument, während & innerhalb einer Tabelle als Spaltentrenner fungiert).
- _ – stellt das nachfolgende Zeichen oder die in {...} gesetzte Gruppe tief.
- ^ – stellt das nachfolgende Zeichen oder die in {...} gesetzte Gruppe hoch (für Indizes und Potenzen).
Listenbefehle
- \begin{enumerate} … \end{enumerate} – nummerierte Aufzählung.
- \begin{description} … \end{description} – beschreibende Liste (z. B. Glossar).
Mathematische Symbole und Operatoren
- \ge – größer oder gleich (≥), z. B. x \ge 0 bedeutet „x ist größer oder gleich 0“.
- \le – kleiner oder gleich (≤), z. B. `x \le 0bedeutet „x ist kleiner oder gleich 0“.
- >/< – kein LaTeX-Befehl, hier gemeint: mathematischer Vergleich „größer/kleiner als“.
- \; – horizontaler Zwischenraum mit der Breite von 5/18 des Buchstabens M. Mehrfachsetzbar, allerdings für Screenreader unkomfortabel.
- \quad – horizontaler Zwischenraum in der Breite des Buchstabens M. Für größere Abstände kann \qquad(doppelte Breite) verwendet werden.
- \sum – Summenzeichen, z. B.
\sum_{i=1}^n x_i
gibt den Ausdruck unter dem Summenzeichen an, ^ den Ausdruck darüber. - \sqrt{…}– Quadratwurzel des in {...} enthaltenen Ausdrucks.
- \frac{…}{…} – Bruchdarstellung (Zähler/Nenner).