13.01.2023 Solidaritätsbekundung Zentrum für Gender Studies und ADiS nach queerfeindlichem Angriff

Solidaritätsbekundung des Zentrums für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung und der Antidiskriminierungsstelle der Philipps-Universität Marburg nach queerfeindlichen Angriff auf Marburger Studierenden

Mit Bestürzung haben wir letzte Woche aus der Presse (Link zum Artikel auf queer.de) von dem brutalen queerfeindlichen Angriff auf einen Marburger Studierenden im Sommer 2022 erfahren.

Wir sind entsetzt mit welcher Brutalität ein Mitglied unserer Hochschule angegriffen wurde, verurteilen diese Gewalttat aufs Schärfste und fordern mehr Aufmerksamkeit und Sensibilisierung für queerfeindliche Gewalt in Marburg und an unserer Hochschule.

Dass der queerfeindliche Hintergrund der Tat bisher nicht an die Öffentlichkeit gelangte, zeigt einmal mehr wie wichtig es ist, kontinuierlich auf die strukturelle und individuelle Benachteiligung und Gewalt gegen die LSBTIQ+ hinzuweisen. Viel zu oft werden die Dimensionen sexuelle und geschlechtliche Identität unsichtbar gemacht, wenn es darum geht Diskriminierungserfahrungen und strukturelle Gewalt zu benennen.  Gewalt gegen Lesben, Schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen ist jedoch weiterhin alltäglich – auch in Deutschland (Link zum Bericht der EU Agentur für Grundrechte 2020). Die Marburger Tat reiht sich ein in eine beunruhigende Anzahl queerfeindlicher Angriffe mit tödlichen Folgen allein im vergangenen Jahr – etwa beim CSD Münster, auf einen queeren Nachtclub im US-amerikanischen Colorado Springs oder auf den „London Pub“ während der Oslo Pride. Strukturell gerahmt werden diese Taten durch queerfeindliche Gesetzgebungen – etwa in Russland, UK oder einzelnen Staaten der USA – sowie durch mediale Debatten, die das Selbstbestimmungsrecht von queeren Menschen weiterhin in Frage stellen – wie aktuell in Deutschland im Zuge der geplanten Ablösung des vom Bundesverfassungsgericht mehrfach als verfassungswidrig erklärten Transsexuellengesetzes durch ein Selbstbestimmungsgesetz. Eine Solidarisierung mit den Belangen von queeren Menschen ist daher nicht nur ein Thema für sommerliche CSDs und bunte Paraden, sondern muss dauerhaft im Alltag (an der Hochschule wie in der Stadtgesellschaft) stattfinden und steht mit der aktiven Anerkennung queerer Identitäten und Lebensweisen im Zusammenhang.  

Am 14.01.23 findet um 14 Uhr eine Demonstration gegen queerfeindliche Gewalt vor dem Erwin-Piscator-Haus statt.      

Sind Sie selbst betroffen von queerfeindlicher Gewalt?

Die Antidiskriminierungsstelle der Philipps-Universität bietet Betroffenen von queerfeindlicher Gewalt und Diskriminierung (Studierenden und Beschäftigten) vertrauliche (auf Wunsch anonyme) und unabhängige Beratung an.

Darüber hinaus findet einmal monatlich ein Stammtisch für LSBTIQ+ Beschäftigte statt (Link Stammtisch für queere Beschäftige).

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