06.03.2024 Das Land kämpft

"Erreichbarkeit eingeschränkt": Eintausend Landesbeschäftigte gingen für ihre Tarifforderungen auf die Straße

So viele waren es noch nie: Die Landesbeschäftigten demonstrierten in Marburg für ihre Tarifforderungen. (Foto: Maurice Jelinski, Mindlapse Media)
(Foto: Maurice Jelinski, Mindlapse Media)
So viele waren es noch nie: Die Landesbeschäftigten demonstrierten in Marburg für ihre Tarifforderungen.

Es kamen mehr als gedacht, viel mehr. Um die eintausend Beschäftigte aus dem hessischen Landesdienst demonstrierten am 5. März 2024 in Marburg für mehr Geld, weniger Befristungen, einen Tarifvertrag für studentische Hilfskräfte.

„Heute ist kein Arbeitstag, heute ist Streiktag!“ Slogans wie diese schallten durch die Straßen, als die Beteiligten durch die Stadt zogen, Fahnen und Transparente trugen, Parolen skandierten. Zuvor hatten sie sich am Kulturzentrum KFZ gegenüber der Unihauptverwaltung versammelt und gemeinschaftlich Schilder gemalt. Für viele war es das erste Mal, dass sie an einem Streik teilnahmen.

Die studentischen Hilfskräfte fordern ihre Aufnahme in den Tarifvertrag. (Foto: Maurice Jelinski, Mindlapse Media)
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Ohne sie läuft nichts an der Uni: Die studentischen Hilfskräfte fordern ihre Aufnahme in den Tarifvertrag.
Die Kolleginnen und Kollegen zeigten sich bester Stimmung, trotz Nieselregens.
(Foto: Maurice Jelinski, Mindlapse Media)
Die Kolleginnen und Kollegen zeigten sich bester Stimmung, trotz anfänglichen Nieselregens.


Bei der Schlusskundgebung vor dem Erwin-Piscator-Haus betonten die Rednerinnen und Redner unter großem Beifall den Zusammenhalt der Landesbediensteten. Beschäftigte aus Forschung und Lehre standen Seite an Seite mit Leuten aus Verwaltung und Technik sowie mit Studierenden, die eine Aufnahme in den Tarifvertrag fordern. „Ohne uns studentische Hilfskräfte würde an der Uni kaum etwas laufen, trotzdem sind wir die Beschäftigtengruppe, die am schlechtesten gestellt ist“, betonte Anna Diegler von der Marburger Hilfskraftinitiative. „Manchen Hilfskräften wird sogar der ihnen gesetzlich zustehende Urlaub vorenthalten, andere müssen Krankheitstage nacharbeiten, und dabei können wir nicht einmal den Personalrat um Hilfe ersuchen“, berichtete sie.

Der Marburger ver.di-Gewerkschafter und Uni-Personalrat Mathis Heinrich legte sich für mehr unbefristete Stellen in der Wissenschaft ins Zeug: „Es geht landesweit um 2000 neue Dauerstellen, die keinen Cent mehr kosten. Es ist ein schlechter Witz, dass das Land hier nichts tut!“ Pia Schöngarth von der ver.di-Betriebsgruppe hob den Personalmangel an der Universität hervor, an dem der Weggang gut ausgebildeter Kolleginnen und Kollegen schuld ist, die anderswo bessere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung finden. „Wie sollen wir dazu beitragen, die Uni in die Zukunft zu führen? Nicht wir müssen kämpfen, sondern das Land muss um uns kämpfen!“

In den vorangegangenen Wochen hatten Aktive der ver.di-Betriebsgruppe gut eintausend Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen geführt. Dabei kamen 300 Streikversprechen zusammen. „Heute sind viele von denen dabei, mit denen wir in den vergangenen Wochen gesprochen haben, das ist toll!“, sagte Schöngarth. Der Warnstreik in Marburg war bislang die größte derartige Demonstration im Bereich des Tarifvertrags Hessen. In Marburg waren die Wirkungen der Arbeitsniederlegung deutlich spürbar: Das Hochschulrechenzentrum der Uni meldete die eigenschränkte Ereichbarkeit seiner Anlaufstellen, die Mensa auf den Lahnbergen hatte ihren Betrieb komplett eingestellt.

Für 6. und 7. März haben die Gewerkschaften weitere Gespräche mit dem Land vereinbart. Der Fortgang der Verhandlungen wird darüber entscheiden, ob die Beschäftigten noch einmal Druck auf der Straße erzeugen müssen.

Stets aktualisierte Informationen über den Stand der Verhandlungen und Aktionen von ver.di gibt es auf den Social Media-Kanälen der Betriebsgruppe: Matrix, Whatsapp, Telegram