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Bronzegusskurs in der Reading-Week SoSe 2023

Durchführende: Prof. Elisabeth von der Osten Sacken, Johannes Dams

In der vorlesungsfreien Reading-Week des FB 10 trafen sich am 30. und 31.05.2023 zehn Teilnehmer aus der Altorientalistik und Archäologie der Philipps-Universität Marburg für einen Bronzegussworkshop. Ziel war es, in einem zeitlich angemessenen Rahmen kleine Bronzereliefs herzustellen und dabei eine Technik des Bronzegusses kennenzulernen, wie sie bereits seit dem 3. vorchristlichen Jahrtausend im Alten Orient angewandt wurde.

1. Tag: theoretische Einführung und Anfertigung der Modelle

Der erste Tag fand in den Räumlichkeiten der Altorientalistik in Marburg statt und begann mit einer theoretischen Einführung in das Thema.

Frau Prof. v. d. Osten Sacken stellte als vorderasiatische Archäologin die Verwendung der Bronze im Alten Orient vom 9. bis 1. Jt. v. Chr. dar. Dabei griff sie auf eine Menge an bildlichen Darstellungen verschiedenster Objekte zurück, die den Teilnehmern einen Überblick über die Herkunft, Zusammensetzung und Vielfalt des Bronzegusses vermittelte.

Ein Mann, der ein bronzenes, krummsäbelförmiges Schwert hält, steht vor einer Powerpoint-Präsentation über die chemischen Eigenschaften von Bronze
Foto: A. Howe
Verschiedene Werkzeuge zum bearbeiten der Knete liegen auf einem Tisch
Foto: J. Dams

Im Anschluss stellte Johannes Dams die technischen Details der Werkstoffe und die verschiedenen Bronzegusstechniken vor, bevor er die in dem Kurs angedachte Technik näher erläuterte. Da das Wachsausschmelzverfahren technisch und zeitlich zu auf wändig ist und das Abdruckverfahren in einer Vollform einiger Übung bedarf, wurde für den Kurs eine einfachere Variante gewählt, in der ein aus Knete angefertigte Relief in die Oberfläche des Ölsandes gedrückt und die Bronze im nächsten Schritt in den so entstandenen Abdruck gegossen wird. Auf diese Weise sollte gewährleistet werden, dass sich jeder Teilnehmer auch ohne Vorerfahrung aktiv an allen Schritten des Bronzegusses beteiligen kann.

Studierenden sitzen an Tischen und bearbeiten Modellen aus Knete mit verschiedenen Werkzeugen
Foto: A. Howe

Nach der theoretischen Einführung suchten sich die Teilnehmer aus einer vorgegebenen Auswahl an Motiven ihr Wunschmotiv aus. Die ausgewählten Motive wurden in der richtigen Größe ausgedruckt und konnten nun auf die ausgerollte Knete übertragen werden. Den Rest des Tages verbrachten die Teilnehmer damit, mithilfe bereitliegender Werkzeuge, ihre Reliefs herauszuarbeiten. Diese wurden im Anschluss von Johannes Dams mit nach Hause genommen, wo sie im Backofen gehärtet wurden. Danach wurden auf der Rückseite Pappnägel mit Heißkleber befestigt, um später als Griffe zu dienen, wenn die Knetmodelle aus der Sandform entnommen würden.

2. Tag: Gießen der Bronzereliefs

Zwei Modellen aus Knete sitzen neben eine Form derselben in terracottafarbenem Ölsand
Foto: A. Howe

Am zweiten Tag reisten die Teilnehmenden bei der Privatadresse von Johannes Dams an, um in der dortigen Werkstatt den Guss durchzuführen.

Nach einer Einweisung in die bereitstehenden Werkzeuge und Materialien sowie den Arbeitsablauf durften jeweils zwei der Teilnehmer aus Ölsand ihre Gussform herstellen. Dazu wurde in einem Metallrahmen Ölsand eingebracht und verdichtet, bis noch ca. 1 cm im Rahmen nach oben frei war. Dieser Raum wurde dann mit fein gesiebtem Ölsand aufgefüllt, in welchen die Teilnehmer ihre selbst angefertigten Knetvorlagen hineindrückten. Danach musste noch etwas zusätzlicher Sand um die angefertigten Knetvorlagen herum verdichtet werden, um die Ränder akkurat abzubilden. Die Vorlage wurde daraufhin Vorlagen herum verdichtet werden, um die Ränder akkurat abzubilden. Vorlagen herum verdichtet werden, um die Ränder akkurat abzubilden. Die Vorlage wurde daraufhin mithilfe der zuvor angebrachten Pappnägel vorsichtig entfernt und kleine Beschädigungen der Form ausgebessert. Außerdem wurde ein Gießloch neben dem Abdruck angebracht, in welches die Bronze gegossen wird, bis es überfließt, damit sich die Bronze möglichst schonend in der eigentlichen Form verteilt.

Kupferdrähte sitzten in der Schale einer Waage, die 1kg anzeigt
Foto: A. Howe

Zeitgleich zur Herstellung der Form wurde Zinn und Kupfer im Verhältnis 1:10 abgewogen und in einem gasbetriebenen Schmelzofen auf über 1.000 °C Celsius auf Gießtemperatur erhitzt.
Sobald die Bronze die notwendige Temperatur erreicht hatte und die Sandform fertig war, wurde letztere auf den Betonboden der Werkstatt platziert und die Bronze vorsichtig eingegossen. Sowohl die Schmelze als auch der eigentliche Guss mussten hierbei aus Sicherheitsgründen von Johannes Dams durchgeführt werden, der über die notwendige Erfahrung und Sicherheitskleidung verfügte.

Ein Tiegel voller Kupferdrähte sitzt in einem heißen Schmelzofen, umgegeben von einem roten Glühen
Foto: A. Howe
Eine kreisförmige Form aus Ölsand ist voller rot glühender, flüssiger Bronze
Foto: A. Howe

Ein Mann schneidet die Spur eines Gießkanal von einem in einem Schraubstock festgehaltenen Bronzerelief mit Kreissäge ab
Foto: A. Howe

Nachdem die Bronze dann soweit erkaltet war, dass sie nicht mehr rötlich glühte, wurde sie mit einer Zange entnommen und im Wasser abgekühlt. Das Ergebnis wurde im Anschluss von den
Teilnehmenden mit einem Polierschwamm, der keine Spuren in der Bronze hinterlässt, nachbearbeitet. Diese Arbeitsschritte wurden so oft wiederholt, bis jeder seine Bronze gegossen hatte. Im Anschluss musste dann noch die überschüssige Bronze von den Eingusskanälen entfernt und die Schnittstellen poliert werden.

Leider hielt der verwendete Tiegel aus Graphit der langen Belastung nicht stand, sodass zwei Güsse nicht mehr durchgeführt werden konnten. Diese wurden im Nachgang von Johannes Dams mit einem anderen Tiegel ebenfalls erfolgreich nachgeholt. Außerdem wurde an ein Gussstück eine Öse zur Befestigung gelötet und in ein weiteres Werkstück ein Loch zu demselben Zweck gebohrt.

Nachdem fast alle Teilnehmer ihr Ergebnis in den Händen hielten, wurde der Kurs bei schönstem Wetter mit einem gemütlichen Grillen im Garten abgerundet. Die Atmosphäre unter den Teilnehmern war sehr gut und es bleibt zu hoffen, dass bald eine weitere studentische Initiative zu einem interessanten Thema folgen wird.

Mehrere fertigen Bronzereliefs liegen auf einem Steinwand, teilweise in Schatten
Foto: A. Howe
Gruppenfoto der Teilnehmer des Workshops in einem sonnigen Garten
Foto: J. Dams

Die anfallenden Kosten wurden übrigens freundlicherweise von der Altorientalistik unter der Leitung von Prof. Heeßel übernommen, wofür wir uns an dieser Stelle noch einmal herzlich bedanken!

Textverfassung: Johannes Dams