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Schwerpunkt Materielle & Visuelle Anthropologie

Beispielbild Materielle & Visuelle Anthropologie, Flechten
Foto: Schabnam Kaviany
Materielle & Visuelle Anthropologie

Beschreibung

Dieser Arbeitsbereich setzt sich mit materiellen und bildlichen Zeugnissen von „fremden“ Kulturen auseinander und erweitert den überwiegend textlichen Zugang zum Fach. Insbesondere der Umgang mit ethnographischen Objekten begleitet die Marburger Sozial- und Kulturanthropologie (ehemals Völkerkunde) seit Bestehen des Faches an der Philipps-Universität, denn als eine der wenigen Universitäten bindet die SKA Ethnographika aus der Ethnographischen Sammlung in die Lehre mit ein. Von der Forschung zeitweise vernachlässigt, haben Perspektiven auf materielle Kultur durch erneute Hinwendung der Disziplin zu Objektforschung und durch aktuelle öffentlich geführte Museumsdebatten in den letzten zwei Jahrzehnten auf theoretischer Ebene an Bedeutung gewonnen.

Im Vordergrund stehen zum einen Theorien über die Objekte per se, die auf ihre kulturellen und sozialen Bedeutungen hin untersucht werden. Objektbiografien, soziale Dimension materieller Kultur, mythische Bezüge, technische Entwicklung, Globalisierung und Konsum sowie Kunst sind nur einige Stichworte, die die Bandbreite verschiedener Ansätze widerspiegeln. Untersuchungen zu Materialität und Personalität überwinden darüber hinaus das Einteilungskonzept von Subjekt und Objekt und machen unterschiedliche Arten von Zuschreibungen deutlich. Objekte als Erinnerungsträger wiederum fungieren als Marker räumlicher und zeitlicher Referenzpunkte.

Zum anderen bilden Fragestellungen zu musealen Sammlungen und zum ethnologischen Ausstellungswesen einen weiteren Schwerpunkt. Die Sammlungen sind im Zuge des Postkolonialismus in die Kritik geraten und bieten Anlass, ethische Problematiken aufzuarbeiten. Dazu besteht Bedarf an „klassischen“ Provenienzforschungen an Teilsammlungen innerhalb der Museen und Sammlungen und an differenzierten Analysen von Ausstellungen. Aktuelle Projekte binden so genannten source communities mit ein, die interkulturellen Austausch ermöglichen und die Vielstimmigkeit der Sammlungsobjekte erweitern. Die unterschiedlichen Ebenen der Vermittlung von Informationen, das Zusammenspiel von Textbeiträgen und ausgestellten Objekten, der Einsatz neuer Medien, die Übersetzung spezifischer kultureller Ausdruckformen in das „Hier“ und „Jetzt“ sind dabei zu bearbeitende Aspekte. Außerdem führt die Ethnographische Sammlung eigene Ausstellungsprojekte durch.

Mitarbeiter*innen