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Forschung

Demokratie als Lebensform sowie Organisationsform politischer Herrschaft unterliegt einem stetigen Wandel, der zu fortschreitender Demokratisierung von Gesellschaften ebenso führen kann wie auch zu Erosions- und Deformationsprozessen, die in eine autoritäre Transformation münden können. Solche Prozesse bedrohen gegenwärtig nicht nur junge Demokratien in Ostmittel- und Osteuropa, sondern gleichfalls auch solche, die im sog. Westen bis in die jüngere Vergangenheit als stabil galten.

Der Gewissheit, dass es in etablierten und entwickelten Demokratien immer wieder gelungen ist, antidemokratische Akteur*innen und Gegenbewegungen abzuwehren, weicht zunehmend in der Forschung einem grundlegenden Unbehagen: Wie stabil sind diese Demokratien in ihrem strukturellen sowie politisch-kulturellen Bestand wirklich? Können etablierte Demokratien sterben, und wenn ja, woran lässt sich erkennen, dass sie akut gefährdet sind? Und: Was folgt danach? Ein autoritäres Regime? Oder gar ein Faschismus neuen Typs?

Den Gesellschaften und der Demokratieforschung fehlen bislang die historischen Erfahrungen, ob und wie etablierte, als stabil geltende Demokratien zusammenbrechen könnten.
Im Fachgebiet Demokratieforschung setzen wir an dem Unbehagen in der Forschung an und fragen historisch informiert nach den gesellschaftlichen Hintergründen von Erosionsprozessen von Demokratien und der Wirkkraft von anti-universalistischem Denken. Zu einem anti-universalistischen Denken gehören völkisch-nationalistische, identitätspolitische Weltanschauungen oder autoritäre Politik- und Staatsvorstellungen ebenso wie Antifeminismen, Rassismus und Antisemitismus.

Wir heben dabei gleichzeitig das liberale Demokratiemodell auf den Prüfstand und fragen: Wie demokratisch ist es aus ideengeschichtlicher und ideologiekritischer Sicht? Daran schließt sich die normative und kontrovers diskutierte Frage an, wie liberale Demokratien demokratisiert werden können, um autoritären Transformationen entgegenzuwirken.