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Arbeitsgemeinschaften der Gesellschaft

Die Wilhelm-Herrmann-Gesellschaft e.V. Arbeitsgemeinschaft „Herrmann-Lesekreis“ studiert gemeinsam Schriften Wilhelm Herrmanns. Das nächste Projekt ist zur Erfüllung ihrer Aufgabe, das Werk und die Wirkungsgeschichte die Lektüre von Wilhelm Herrmanns zu erforschen, in Arbeitsgemeinschaften tätig. Diese Arbeitsgemeinschaften widmen sich jeweils unterschiedlichen Themen und Aspekten Herrmanns und arbeiten eigenständig in Workshops, Lesekreisen oder Tagungen zusammen. „Ethik“ in der neuen Studienausgabe bei Mohr Siebeck. Der Band wird im Frühjahr 2023 erscheinen. Die Besprechung des Textes wird in einem Studientag (Freitagnachmittag bis Samstagmittag) stattfinden. Ort und Zeit werden festgelegt, wenn das genaue Erscheinungsdatum feststeht.

Über anstehende Veranstaltungen oder Treffen der Arbeitsgemeinschaften werden alle Gesellschaftsmitglieder durch die Gesellschaft informiert. Auch Interessierte Forscherinnen und Forscher, die nicht Mitglieder der Gesellschaft sind, sind herzlich willkommen und werden gebeten, zur Anmeldung mit den jeweiligen Sprechern Kontakt aufzunehmen.

  • AG: Herrmann-Lesekreis

    Klassiker neu gelesen und diskutiert:
    Wilhelm Herrmann: Ethik

    Wilhelm Herrmann (1846–1922) gehörte zu den einflussreichsten Theologen in der Zeit des Marburger Neukantianismus (Paul Natorp und Hermann Cohen). Neben Kant und Schleiermacher war Herrmann besonders von der Theologie Albrecht Ritschls beeinflusst. Auf dem Lehrstuhl für Systematische Theologie in Marburg (seit 1879) entfaltete Wilhelm Herrmann am Ende des 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts eine große Wirkkraft und gelangte zu nationaler und internationaler Bekanntheit. Zu seinen berühmtesten Schülern sind Karl Barth und Rudolf Bultmann zu zählen. 

    Herrmanns Theologie hat auch heute noch eine besondere Anschlussfähigkeit. So betont Herrmann den christlichen Glauben als inneres Erlebnis, ohne dass er die Bedeutung der christlichen Gemeinschaft aus dem Blick verloren hat. Hinzu kommt insbesondere, dass er den Glauben in kritischer Auseinandersetzung mit den beiden bestimmenden Tendenzen moderner Weltanschauung – Naturalismus und Historismus – entfaltet. Herrmann zeigt („Der Glaube an Gott und die Wissenschaft unserer Zeit“, 1892, und „Die Wirklichkeit Gottes“, 1914), dass die Wirklichkeit Gottes den Anspruch der methodischen Naturwissenschaft auf die Bestimmung des Wirklichen kritisch begrenzt. Und er begründet, inwiefern der christliche Glaube trotz der scheinbaren Relativität der Geschichte auf der Geschichtlichkeit Jesu Christi beruht. Auf diese Weise versteht er den Glauben als Begründung humaner Individualität in der Moderne. Welche Rolle der Zusammenhang von Religion und Sittlichkeit hierbei zukommt, wird in der Ethik verhandelt. 

    In den beiden Teilen des 1901 erstmalig und bereits 1913 in fünfter Auflage erschienenen Ethik-Lehrbuchs verhandelt Hermann das Verhältnis des natürlichen und sittlichen Lebens (Teil 1) sowie die Entstehung des christlichen Lebens und die Entfaltung des christlich-sittlichen Lebens (Teil 2). Zu den Kernbegriffen für die Individualität und Sozialität des Glaubens gehören in den Herausforderungen der Moderne besonders Vertrauen und Wahrhaftigkeit. Als Ziel unserer Lektüre und Diskussion erwartet uns mit Schlussparagraphen „Die sittliche erlaubte Erholung“. Mit diesen Aussichten laden wir herzlich ein zum gemeinsamen Studieren samt geselligem Beisammensein. 

    Literaturhinweise: Wilhelm Herrmann, Ethik. Studienausgabe auf Grundlage der 5. Aufl. von 1913. Herausgegeben und mit einer Einleitung versehen von Dietrich Korsch, Tübingen 2023; Wilhelm Herrmann, Die Wirklichkeit Gottes und die Geschichtlichkeit Jesu Christi, herausgegeben und kommentiert von Dietrich Korsch (Große Texte der Christenheit, Bd. 14), Leipzig 2023 (Mit einer Einführung zu Leben und Werk von Wilhelm Herrmann). 

    Organisatorisches: Der Workshop am 19./20. Mai 2023 im Theologischen Studienhaus Marburg ist eine gemeinsame Veranstaltung des Hauptseminars (für Studierende der Ev. Theologie/Ev. Religionslehre, Ethik und Philosophie an der JLU Gießen und GU Frankfurt/Main): Das christlich-sittliche Leben: Wilhelm Herrmanns Ethik (JLU SoSe 2023 | Leitung Prof. Dr. Philipp David) und des „Herrmann-Lesekreises“ der Wilhelm-Herrmann-Gesellschaft e.V. (Leitung: Prof. Dr. Dietrich Korsch). Der Workshop ist verpflichtender Seminarteil für alle Seminarteilnehmende und nicht kompensierbar. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, werden die Seminarteilnehmenden vorrangig berücksichtigt. Zum Seminar gehören zudem Einzeltermine jeweils mittwochs von 10 bis 12 Uhr (Termine folgen). Eine Teilnahme am Workshop ohne Teilnahme am Seminar ist möglich, kann aber nicht als Seminar angerechnet werden, und richtet sich an alle Interessierte auch über den „Herrmann-Lesekreis“ hinaus.

    Kontakt: Prof. Dr. Philipp David | Institut für Evangelische Theologie | JLU Gießen
    Prof. Dr. Dietrich Korsch | FB Evangelische Theologie | Philipps-Universität Marburg
    Informationen und Anmeldung (bis zum 1. Mai 2023) bei:
    und

  • AG: Editionsarbeit

    1. Wilhelm Herrmann hat über seine Publikationen hinaus durch seine Lehrtätigkeit in Marburg Resonanz gefunden. Deren Reichweite können Dokumentationen seiner Vorlesungen erahnen lassen. Etliche Vorlesungsnachschriften liegen im Herrmann-Nachlaß der UB Marburg. Die AG wird sich auf die Suche nach weiteren Nachschriften machen und entsprechende Hinweise auf dieser Homepage bekanntgeben. Ob und inwieweit diese Texte im Druck veröffentlicht werden sollen, muß geprüft werden.

    2. Der Briefwechsel Herrmanns wird sich vermutlich nur begrenzt nachvollziehen lassen. Über die bereits erschienene Korrespondenz mit Albrecht Ritschl hinaus finden sich an Herrmann gerichtete Briefe im Marburger Nachlaß. Auch in Nachlässen seiner Briefpartner werden Briefe von seiner Hand auffindbar sein.

    3. Über die für eine breitere Leserschaft gedachte Studienausgabe hinaus erscheint die Publikation bisher wenig zugänglicher Texte sinnvoll. Eine Ausgabe der Olaus-Petri-Vorlesungen in Uppsala ist erfolgt, ebenso eine Ausgabe der Vorlesung „Die Wahrheit der christlichen Religion“ von 1887 nach einer Nachschrift und einer frazösischen Übersetzung. Eine Übersetzung der auf Latein verfaßten Dissertation ist geplant.

    4. Auch größere Einzelschriften, die im Umfang zwischen den Monographien und Zeitschriftenaufsätzen liegen, werden im Blick auf eine (erneute) Veröffentlichung ungtersucht.  

     

    Wer Absprachen zu Forschungsprojekten treffen möchte, wird gebeten, Prof. Korsch oder Dr. Pritzke anzusprechen. Dann können Interessen abgeglichen werden, und es bleiben eventuelle Doppelbearbeitungen erspart.

    Sprecher:
    Prof. Dr. Dietrich Korsch
    Dr. Frank Pritzke

  • AG: Wilhelm Herrmann und der Marburger Neukantianismus

    Die Arbeitsgemeinschaft „Wilhelm Herrmann und der Marburger Neukantianismus“ setzt sich zum Ziel, die vielfachen Verflechtungen der ‚Marburger Schule‘ zu ergründen und eine Verhältnisbestimmung der theologischen Arbeit Wilhelm Herrmanns und des Anliegens des Marburger Neukantianismus vorzunehmen. Universitäts-, theologie- und philosophiegeschichtlich ist der Name „Marburg“ nicht nur mit der Existentialhermeneutik Martin Heideggers und Rudolf Bultmanns verknüpft, sondern war es um die Jahrhundertwende vor allem der ‚Marburger Neukantianismus‘, der das intellektuelle Klima der Universität bestimmte. Begründet wurde diese sog. ‚Marburger Schule‘ durch Hermann Cohen und Paul Natorp. Orientiert an der transzendentalphilosophischen Methode Kants und in Opposition gegen zeitgenössischen Psychologismus, Historismus und Dogmatismus versuchten sich Cohen und Natorp an einer kritischen Begründung der Wissenschaften und des Wissens, die in vielfacher Weise Wege zur Philosophie der griechischen Antike bahnte. In Marburg wurden Platon und Kant zu Heroen kritischer Philosophie. Die so erarbeitete Methode wurde durch Cohen und Natorp auf weitere materiale Gebiete der Philosophie – namentlich Ästhetik, Ethik, Psychologie, Pädagogik und auch die Religionsphilosophie – angewandt. Wenn auch Wilhelm Herrmann sich selbst nicht als ‚Neukantianer‘ verstand, so ist doch zweifellos die Orientierung an einem kantischen Kritizismus zur Begründung der systematischen Theologie als Theologie mindestens analogisch zum Marburger Neukantianismus. So bezeichnete Paul Natorp mehrfach auch Herrmann als einen seiner wichtigsten Marburger Gesprächspartner.

    Geplant ist ein jährlich wiederkehrender Workshop, der thematisch gebündelt zur gemeinsamen Lektüre und Diskussion anregen möchte. Die thematischen Schwerpunkte und die Anzahl der Termine werden jedes Kalenderjahr neu von der aktuellen AG festgelegt und orientieren sich an deren Interessen und Möglichkeiten.

     

    Sprecher:
    Prof. Dr. Malte Dominik Krüger
    Wassilis Tzallas

  • AG: Qualifikationsarbeiten

    Die Arbeitsgemeinschaft bietet innerhalb der Wilhelm-Herrmann-Gesellschaft ein Forum für Forschende, die Qualifikationsarbeiten (Examensarbeiten, Dissertations- und Habilitationsschriften) mit einem oder auch ausschließlichem Fokus auf Wilhelm Herrmann und dessen Werk verfassen, um sich zu vernetzen und in den Fachdiskurs einzutreten. Zu diesem Zweck finden regelmäßig virtuelle Treffen und einmal im Jahr in Marburg ein analoges Treffen in Präsenz statt. Letzteres ist am 6. Dezember, dem Geburtstag Wilhelm Herrmanns, mit dem jährlich von der Gesellschaft veranstalteten Wilhelm-Herrmann-Studientag gekoppelt. Die AG „Qualifikationsarbeiten“ freut sich über alle Interessierten und neue Mitglieder. Die thematischen Schwerpunkte und die Anzahl der Termine werden jedes Kalenderjahr neu von der aktuellen AG festgelegt und orientieren sich an deren Interessen und Möglichkeiten. In der Regel wird – mit dem Blick auf die eigenen Projekte – einschlägige Forschungsliteratur aus Vergangenheit und Gegenwart besprochen und diskutiert. Daneben finden sich Vorstellungen und Diskussionen der eigenen Projekte (Gliederung, Anliegen, Durchführung).

    Sprecher:
    Prof. Dr. Malte Dominik Krüger
    Wassilis Tzallas