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Zu Wilhelm Herrmann

Bildrechte: ©Foto Marburg

Biographische Orientierung

Wilhelm Herrmann wurde am 6. Dezember 1846 in Melkow als Pfarrerssohn geboren. Nach der Gymnasialzeit in Stendhal studiert Herrmann von 1866 bis 1871 Theologie und Philosophie an der Universität Halle, wo er zu August Tholucks Amanuensis wird. Nach dem theologischen Examen 1871 tritt er eine Stelle als Hauslehrer in Unseburg und ab 1874 als Gymnasiallehrer in Halle an. Durch den Privatdozenten Max Besser lernt Herrmann das Hauptwerk Albrecht Ritschls, die Lehre von der Rechtfertigung und Versöhnung kennen. 1875 wird er zum Lizentiaten der Theologie (Lic. theol.) promoviert, habilitiert sich und nimmt die universitäre Lehre in Halle auf. 1879 erhält Herrmann einen Ruf als ordentlicher Professor für Systematische Theologie an die Marburger Fakultät, an der er bis zu seiner Emeritierung verbleibt. Er amtiert mehrfach als Dekan der Fakultät und ist 1890/91 Rektor der Universität. An der Gründung der „Zeitschrift für Theologie und Kirche“ (seit 1891) ist er maßgeblich beteiligt und von  1907 bis 1916 zusammen gemeinsam mit Martin Rade der Herausgeber. 1917 wird Herrmann emeritiert. Er stirbt am 2. Januar 1922 in Marburg.

Hauptwerke

Wilhelm Herrmanns Gesamtwerk ist der Versuch einer Grundlegung der (systematischen) Theologie. Herrmanns theologische Entwicklung lässt sich grundsätzlich in drei Phasen einteilen. Eine erste Schaffensphase Herrmanns reicht bis einschließlich 1883 und ist geprägt von dem Band "Die Religion im Verhältnis zum Welterkennen und zur Sittlichkeit. Eine Grundlegung der systematischen Theologie" aus dem Jahr 1879, in dem Herrmann grundlegend das Verhältnis von Theologie und Metaphysik bestimmt. Die Phase, in welche die meisten von Herrmanns zentralen Werken fallen, ist die zweite. Sie beginnt 1884 und endet kurz nach der Jahrhundertwende. Das wohl bekannteste Werk Herrmanns "Der Verkehr des Christen mit Gott. Im Anschluss an Luther dargestellt" von 1886 und die "Ethik" von 1901 gehören in diesen Abschnitt. In der letzten, dritten Schaffensphase ab 1902 nimmt der Einfluss des jungen Schleiermacher zu. Für Herrmann bedeutet dies eine stärkere Individualisierung von Glaube und Religion. Daraufhin präzisiert Herrmann die Gedanken der zurückliegenden Jahre in konzisen kurzen Studien wie "Die Wirklichkeit Gottes" von 1914 und in verschiedenen Auseinandersetzungen mit Hermann Cohens Ethik.