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Prosodie des Deutschen

publiziert als:

(2002): Prosodie und Emotionen. Tübingen: Niemeyer (Reihe Germanistische Linguistik 231)

Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die empirische Untersuchung des prosodischen Ausdrucks authentischer Emotionen. Durch die gezielte Gestaltung der Aufnahmesituation konnte ein Korpus an Sprachdaten zusammengestellt werden, das folgende Eigenschaften aufweist: zwangloses Sprechverhalten und eine Vielzahl alltäglicher Emotionen bei gleichzeitig sehr hoher Aufnahmequalität. Die konversationsanalytische und akustische Beschreibung des umfangreichen Sprachmaterials führt zu zwei zentralen Ergebnissen: Auf der einen Seite konnte ein einfaches Prosodiemodell für das Deutsche entworfen werden, das neben zwei globalen prosodischen Einheiten (Intonationsmuster) mit redesyntaktischer Funktion fünf lokale prosodische Einheiten mit informationsstrukturierenden und kommunikationsorganisierenden Funktionen enthält. Auf der anderen Seite wird für den prosodischen Emotionsausdruck erstmals anhand „echter“ kommunikativer Interaktion empirisch belegt, dass prosodische Einheiten und akustische Parameter mit Bedeutungsanteilen in Zusammenhang stehen, die in der Emotionspsychologie als semantische Dimensionen von Emotionen anerkannt sind. Prosodisch ausgedrückt werden Nichterwartetheit, Stärke/Schwäche (Dominanzdimension), Erregung/Ruhe (Aktivierungsdimension) und eine positive Einstellung/Befindlichkeit (Valenzdimension). Der Sprachwissenschaft wird somit ein Instrumentarium an die Hand gegeben, das für die Analyse der Prosodie sowie sprachlicher Interaktion allgemein geeignet ist.