Hauptinhalt

David Bolter: Prefixless Past Participles in West Central German. Phonology or Perfective Aspect?

ABSTRACT: The following paper presents an analysis of the use of ge-Prefix in dialects of German for the formation of the past participle. In order to address the issue of prefixation in West Central German, I have compared two sources of dialect data. First, I have consulted Wenker surveys from the late 19th century and secondly, I have consulted the “Mittelrheinischer Sprachatlas”, which collected a variety of dialect data from around 1980. The pattern of prefixation that emerges from these data shows that West Central German prefixation has preserved the historical German system of not using a prefix in the past participial forms of inherently “perfective” verbs such as finden, kommen, treffen, werden and bringen, though the numbers differ for individual verbs into the 19th century. In the 20th century in these varieties, the pattern appears to be moving away from the “perfective” system towards a new system of prefixation, whereby all past participles get a prefix, except velar-initial verbal roots. Thus, forms such as the participle of geben are majority prefixless, but the participle of bringen is majority prefixed. Furthermore, these prefixation patterns can be seen to define differences between Ripuarian, which mostly retains the old prefixless past participles without much addition, Moselle Franconian, which adds more velar-initial roots to the prefixless group and Rhine Franconian, which generally removes the category of prefixless past participles from the language.


Keywords: Dialectology, West Central German, Prefixation, Aktionsart, Phonology, Language change

KURZFASSUNG: Die hier vorliegende Arbeit bietet eine Analyse des Gebrauchs vom ge-Präfix in den Dialekten des Deutschen in seiner Funktion als Partizip II. Um die Funktion der Präfigierung zu untersuchen, habe ich zwei Datenquellen miteinander verglichen. Bei der ersten Datenquelle handelt es sich um die von Georg Wenker im späten 19. Jahrhundert erhobenen Fragebogen und bei der zweiten Datenquelle um den „Mittelrheinischen Sprachatlas“, dessen Daten im Jahr 1980 erhoben wurden. Das Präfigierungsmuster, das sich daraus ergibt, bezeugt, dass die westmitteldeutschen Varietäten das historische System bewahren, bei dem kein Präfix im Partizip II der sogenannten perfektiven Verben wie finden, kommen, treffen, werden und bringen gesetzt wird. Doch sind die Präfigierungsquoten der einzelnen Verben bei den Wenkermaterialien im 19. Jahrhundert uneinheitlich. Beim „Mittelrheinischen Sprachatlas“ im 20. Jahrhundert entsteht eine Tendenz bei den westmitteldeutschen Varietäten, die unpräfigierten Partizipien auf Verben zu beschränken, deren Wortstamm mit einem velaren Konsonanten beginnt. Insofern wird das Partizip II von geben meistens präfixlos gebildet, aber das entsprechende Partizip von bringen meistens präfigiert. Allerdings kann man mit diesen Präfigierungsmustern auch Unterschiede zwischen den dialektalen Großräumen feststellen. Die ripuarischen Varietäten, in denen die meisten präfixlosen Partizipien erhalten geblieben sind, unterscheiden sich von den moselfränkischen Varietäten, in denen einige mit einem velaren Konsonanten beginnende Verbstämme zu den präfixlosen Partizipien hinzugefügt wurden. Rheinfränkische Varietäten haben aber in beiden Datenquellen präfigierte Partizipien.


Schlagworte: Dialektologie, Westmitteldeutsch, Präfigierung, Aktionsart, Phonologie, Sprachwandel