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Hubertus Menke: Von Ahrensbök und seinesgleichen: Zur lexikalischen Grundlage der Greifvogel-Namenwörter in Toponymen

KURZFASSUNG: Ausdrücke, die mit Grifftötern der Avifauna in Verbindung zu bringen sind, sind in der West- und Nordgermania als Erst- oder Zweitglieder von Flur-, Siedlungs- und Gewässernamen weit verbreitet. Vor allem die Bezeichnungen der größeren Vögel wie Adler, Geier, Habicht und Falke weisen oft sprechende Grundwörter auf, die auf eine naturräumli­che Wirklichkeit hindeuten (wie Falkenburg, -stein, -hagen etc.). Allerdings ist das Bezeich­nungs- und Bedeutungsspektrum dieser Namenwelt stark durch Polysemie, Heteronymie und Generalisierungen gekennzeichnet. Die Auswertung von Dialektwörterbüchern ergibt groß­räumige diatopische Wortfelder mit einem Nebeneinander von Eigen- und Ersatzwörtern von Greifvögeln, mit Mischzonen, Synonymenflucht, Leerstellen oder Überlexikalisierungen, die zu Missverständnissen Anlass geben. Der Beitrag macht deutlich, dass für die Einordnung der Grifftöter nicht nur die Unterscheidbarkeit nach auffälligen Merkmalen, sondern auch die kul­turökologische Geltung eines Vogels von Bedeutung ist. – Fazit: Das den Greifennamen zu­grunde liegende lexikalische Benennungsmotiv ist keineswegs immer eindeutig, das heißt ein Name wie Ahrensbök kann ursprünglich durchaus einen Habichtswald meinen.

Schlagworte: Onomastik, Namenkunde, Toponyme, Vogelnamen

ABSTRACT: Terms associated with birds of prey that kill with their feet („Grifftöter“) are widely used in the West and North Germanic languages as heads or modifiers in field names, place names and aquatic names. Above all, the names of the larger birds such as eagle, vulture, hawk and falcon often have descriptive heads that refer to structures in the natural environment (such as Falkenburg, -stein, -hagen etc.). However, the range of expressions and meanings of these names is strongly characterized by polysemy, heteronymy, and generalisations. The analysis of dialect dictionaries results in large-scale diatopic word fields with a juxtaposition of proper and substitute words of birds of prey, with mixed zones, avoidance of synonymy („Syn­onymenflucht“), gaps or hyperlexicalizations that give rise to misunderstandings. The article shows that not only the distinctiveness according to striking characteristics, but also the cul­tural-ecological validity is important for the classification of the birds of prey. – Conclusion: The lexical naming motive underlying the names of birds of prey is by no means always clear; a name like Ahrensbök may well mean a hawk wood.

Keywords: Onomatology, Onomastics, toponyms, bird names