06.10.2023 Interdisziplinäres Literaturwissenschaftliches Kolloquium (Wintersemester 2023/24)
Im Rahmen des von Doktorand:innen und Post-Doktorand:innen der Fachbereiche 09 und 10 organisierten Interdisziplinären Literaturwissenschaftlichen Kolloquiums finden im Wintersemester 2023/24 folgende Vorträge (hybrid) statt:
31. Oktober 2023, 18 Uhr c.t., Deutschhausstraße 3, 00/1010 oder im BigBlueButton-Raum
Dr. Kristina Mateescu (Germanistik, München)
Hermeneutische Hellhörigkeit. Praktiken aufdeckender Lektüre unter den Bedingungen von Zensur
Abstract
Die Praxis wachsamen Lesens unter den Bedingungen von Zensur, die heute wieder an Relevanz gewinnt, umfasst eine ganze Bandbreite an Textumgangsformen, die nur bedingt mit der Produktionsseite und insbesondere mit Formen verdeckten Schreibens korrelieren. Anhand von Rezeptionszeugnissen aus dem ‚Dritten Reich‘ widmet sich der Vortrag den vielfältigen Formen und Funktionen ‚aufdeckenden Lesens‘ und geht dabei auch der Frage nach, wie sich Akte rezeptiver Hellhörigkeit aus literaturwissenschaftlicher Perspektive rekonstruieren und analysieren lassen.
14. November 2023, 18 Uhr c.t., Deutschhausstraße 3, 00/1010 oder im BigBlueButton-Raum
Dr. Matthias Grandl (Latinistik, Berlin)
Horror mundi. Die ‚Affizierung‘ der Lesenden in Plinius’ Naturalis Historia
Abstract
Plinius der Ältere hat von aller Anfang seiner Naturalis Historia an die Leser im Blick: legentibus blanda, „Reizendes für die Lesenden“ (Plin. nat. praef. 13) – auch wenn seine faktenbasierte Enzyklopädie nicht immer Reizendes in petto habe und das richtige Konsumverhalten gegenüber seiner Enzyklopädie gar nicht immer das Lesen, sondern ein gekonntes Springen zwischen den einzelnen Fakten sei (vgl. Plin. nat. praef. 33). Es sind gerade diese Schnittstellen zwischen linearer und nicht-linearer Lektüre, die – so meine These – als Geschwindigkeitswechsel der Rezeption Einblicke in die sich verändernde Beziehung von Text und Rezipienten geben. Wo machen die Lesenden Rast, wo lädt Plinius sie dazu ein, wo verfängt, wo „reizt“ sein Text? In meinem Vortrag möchte ich diese Beziehung als ‚Affizierung‘ begreifen und sie einerseits als rezeptionsästhetische wie epistemologische Kategorie erproben, besonders aber als Plinius’ zentralen Zugriffsmodus auf sein Werk und, darin gespiegelt, zugleich auf die Welt unter Beweis stellen; dabei wird die ‚Affizierung‘ nicht nur Aufschluss über Plinius’ Lese-, sondern auch über sein Wissens- und Weltmodell geben.
19. Dezember 2023, 18 Uhr c.t., Deutschhausstraße 3, +1/1020 oder im BigBlueButton-Raum
Dr. Christian Junge (Arabistik, Marburg)
Striving for Affect: Amateur Readers and Aswany's Bestsellers on Social Media
Abstract
The emergence of social media and the “digital literary sphere” provide amateur readers numerous opportunities to write about their reading experiences and to connect with other readers across national borders, political positions, and literary preferences. This talk focuses on transregional ‘affective reading communities’ that discuss novels by the Egyptian author Alaa Al-Aswany as scandals of disgust and sympathy and negotiations of trauma, and exoticism. Giving the floor to common readers rather than professional critics, this paper argues, is a way to rethink the various social functions not only of bestsellers, but of literature in general.
Am 25. Januar 2024 findet von 10-14 Uhr im Konferenzraum im EG (Deutschhausstraße 3) ein interdisziplinärer Workshop für Promovierende und Post-Docs zum Thema „Lesen lesen“ statt. Interessierte sind herzlich zur Teilnahme eingeladen! Nähere Informationen finden Sie im Call for Applications.
Auf dem Plakat zum ILK finden Sie eine Übersicht aller Veranstaltungen als PDF-Dokument zum Herunterladen oder Ausdrucken.