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Timm C. Feld

Netzwerktätigkeit von Weiterbildungseinrichtungen:
Organisationale Beeinflussungen und Anregungen für eine netzwerkorientierte Organisationsentwicklung

Bereits seit einigen Jahren gewinnen im Weiterbildungssystem Strukturformen an Bedeutung, die auf die Überwindung von sektoralen Differenzierungen und organisatorischen Spezialisierungen zugunsten der Schaffung von kooperativ abgestimmten Bildungsstrukturen zielen. Neben Kooperationsverbünden und Zusammenschlüssen erfuhren insbesondere interorganisationale Netzwerke einen erkennbaren Bedeutungs- und Aufmerksamkeitszuwachs (u.a. auch durch Programme wie „Lernende Regionen“, „Hessencampus“ oder „Lernen vor Ort“).

Interorganisationale Vernetzungen von Weiterbildungsorganisationen werden dabei nicht nur von den unterschiedlichsten Akteuren gefordert, sondern sind auch im Kontext vielfältiger Veränderungsdynamiken, die auf die Einrichtungen einwirken, erforderlich. Netzwerke gelten als „Regulationsmechanismus der dritten Art“, bei der die interorganisationale Vernetzung als spezifische Organisationsform ökonomischer Aktivitäten zwischen oder jenseits von Markt und unternehmensinterner Hierarchie betrachtet und mit der Zuschreibung als die ökonomische Struktur der Zukunft charakterisiert wird. Netzwerke – so wird erwartet und erhofft – erzeugen  Synergieeffekte, verbessern den Informationsaustausch, steigern die Zielerreichung der einzelnen Weiterbildungseinrichtungen und erhöhen deren Problemlösungskompetenz sowie Flexibilität. Insbesondere besteht die Annahme, durch verstärkte Vernetzungen die Relaisierung lebenslangen Lernens voranzutreiben.

Netzwerkbildungen können allerdings nicht nur als Bewältigungsstrategie im Kontext des lebenslangen Lernens gesehen werden, sondern sind selbst ein Faktor, der Weiterbildungseinrichtungen organisational beeinflusst. Die Art und Weise sowie die Reichweite einer Beeinflussung bzw. Veränderung von Weiterbildungsorganisationen durch interorganisationale Vernetzungsaktivitäten lässt sich zwar durch praxisbezogene Fallbeschreibungen, Handreichungen für die Netzwerkgestaltung oder Begleitforschungen erahnen, allerdings nicht umfassend (empirisch) nachzeichnen oder theoretisch begründen.

Das Forschungsprojekt greift diesen Kontext auf und versucht durch eine qualitativ-empirische Studie mit aufeinander aufbauenden Forschungsphasen die organisationalen Auswirkungen von Netzwerktätigkeit auf Weiterbildungsorganisationen zu erfassen und zu analysieren. Ziel der Untersuchung ist das Generieren empirisch-gesicherten Wissens über Beeinflussungs- und Veränderungslogiken (bezogen auf strukturelle, strategische und kulturelle Ausprägungen) sowie der entsprechenden Reaktionsweisen seitens der Organisationen, um dann anhand der gewonnenen Erkenntnisse und im Sinne einer Entwicklungsperspektive Anregungen für eine netzwerkorientierte Organisationsentwicklung abzuleiten. Methodisch wird auf ein mehrstufiges Verfahren – bestehend aus Experteninterviews sowie triangulierten Fallstudien – zurückgegriffen.

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts werden insbesondere durch den Rückgriff auf organisationspädagogische Theorieansätze gerahmt. Darüber hinaus erfolgen Verbindungen zu netzwerktheoretischen Überlegungen sowie Theorieansätzen der Organisationsgestaltung und -entwicklung.