27.04.2020 Pia Falschebner gewinnt den Christiane-Rajewsky-Preis 2020

Foto: Elisabeth Pohlgeers

Mit ihrer Masterarbeit “DEKOLONISIERUNG. MACHT. ERINNERUNG. Perspektiven von Betroffenen auf die Erinnerungskultur des deutschen Kolonialismus und post-koloniale Transformationspotentiale” gewinnt Pia Falschebner den Christiane-Rajewski-Preis 2020. Leider konnte die Preisverleihung aufgrund der COVID-19-Situation noch nicht stattfinden. Die Preisträgerin hat vor kurzem ihren Master der Friedens- und Konfliktforschung an der Philipps-Universität Marburg abgeschlossen.

Abstract der Masterarbeit:

Die Forschung über die Auswirkungen der momentanen Erinnerungskultur des deutschen Kolonialismus und Visionen einer alternativen Erinnerungskultur basiert auf qualitativen Interviews mit in Deutschland lebenden People of Colour (PoC), die einen Hintergrund in den ehemaligen deutschen Kolonien Deutsch-Südwestafrika (Namibia) oder Deutsch-Ostafrika (Tansania) haben und sich selbst als vom Kolonialismus betroffen begreifen. Die Arbeit nimmt aus einer post-kolonialen Perspektive explizit die Wahrnehmungen, Meinungen, Vorstellungen und Emotionen dieser Gruppe als Ausgangspunkt ihres Erkenntnisinteresses. Im Mittelpunkt stehen dabei zwei aufeinander aufbauende Fragen: Erstens, wie nimmt diese Gruppe die momentane Erinnerungskultur des deutschen Kolonialismus wahr und welche Bedeutung und Effekte schreibt sie dieser zu? Zweitens, wie imaginiert sie eine Dekolonisierung derselbigen und welche Transformationspotentiale identifiziert sie in diesem Zusammenhang auf individueller und gesellschaftlicher Ebene? Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die momentane Erinnerungskultur Teil eines rassistischen Systems des anhaltenden Ausschlusses und der Entmenschlichung „kolonialer Subjekte“ (und ihrer Nachfahr*innen) ist. Sie zeigen aber auch, dass Erinnerung gleichzeitig zu dieser Rolle als stabilisierendes und reproduzierendes Element von Herrschaftsstrukturen aufgrund ihrer Multidirektionalität auch zur Dekonstruktion derselben beitragen kann. Die Dekolonisierung von Erinnerung bietet wichtige Potentiale zur Neugestaltung der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sowie gesellschaftlicher Verhältnisse entlang Ideen einer geteilten Menschlichkeit.

Weitere Informationen finden Sie hier: https://afk-web.de/cms/die-bisherigen-preistraegerinnen/