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Konflikte angehen, Krisen überwinden? Gemeinsame Bearbeitung kommunaler Konflikte aus gesellschaftlicher und behördlicher Perspektive

Vortrag von Ornella Gessler (K3B Salzwedel) und Johannes Maaser (Universitätsstadt Marburg) im Rahmen der Vortragsreihe "Konflikte in Gegenwart und Zukunft"

Veranstaltungsdaten

02. Juni 2025 18:30 – 02. Juni 2025 20:00
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Historischer Rathaussaal

In Ihrem Vortrag "Was, wenn Konflikte sich nicht von selbst auflösen? Kommunale Konfliktberatung als Impuls für konstruktive Konfliktbearbeitung in Kommunen" gibt Ornella Gessler einen praxisnahen Einblick in die Kommunale Konfliktberatung und zeigt auf, wie Kommunen durch systemische Beratungskonzepte gestärkt und Konflikte konstruktiv bearbeitet werden können.

Kommunen spielen eine zentrale Rolle bei der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen. Das K3B – Kompetenzzentrum Kommunale Konfliktberatung des VFB Salzwedel e.V. berät seit 2017 bundesweit Landkreise, Städte und Gemeinden auf Grundlage des systemischen Ansatzes der Kommunalen Konfliktberatung. Dieser unterstützt lokale Akteure aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft dabei, Konflikte konstruktiv zu bearbeiten. Kommunalen Konfliktberatung unterstützt dabei Konfliktdynamiken zu verstehen, Interessen zu klären und neue Handlungsoptionen zu entwickeln. Der Beitrag stellt den Ansatz vor, gibt Einblicke in konkrete Beratungsprozesse in Kommunen und reflektiert die Bedeutung einer gestärkten kommunalen Konfliktkultur.

Ornella Gessler

Ornella Gessler ist seit 2019 Mitarbeiterin im K3B – Kompetenzzentrum Kommunale Konfliktberatung des VFB Salzwedel e.V. Dort leitet sie das Projekt „Emotionen und Raum in der Kommunalen Konfliktberatung“ im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundvorhabens „Netzwerk Lokale Konflikte und Emotionen in urbanen Räumen: Transdisziplinäre Konfliktforschung in Wissenschaft-Praxis-Kooperationen“ (LoKoNet). Sie hat Friedens- und Konfliktforschung an der Philipps-Universität Marburg sowie Sozialwissenschaften an der Universität zu Köln studiert und ist ausgebildete Mediatorin.

In Seinem Beitrag zum Thema „Konflikte angehen, Krisen überwinden? Gemeinsame Bearbeitung kommunaler Konflikte aus gesellschaftlicher und behördlicher Perspektive“ möchte Johannes Maaser ein aktuelles Praxisbeispiel aus seiner Arbeit vorstellen: Die Implementierung einer Gesamtstrategie für Sicherheit in Marburg Mitte.

Kommunale Konfliktbearbeitung ist in Marburg ein seit Jahrzehnten etabliertes Praxisfeld. So sind seit den 1980er Jahren Initiativen aus der Bevölkerung wie die stadtteilbezogenen Gemeinwesenprojekte auf dem Richtsberg, im Waldtal und auf dem Stadtwald aktiv. Aber auch kommunale Stellen wie das Referat für Gleichstellung (Marburg als eine der ersten Städte mit einer hauptamtlichen Gleichstellungsbeauftragten), professionelle nichtstaatliche Akteure wie die JuKo e.V. der St. Elisabethverein oder der Notruf e.V. und nicht zuletzt polizeiliche Programme wie BASU21 für jugendliche und heranwachsende Intensivtäter haben verlässliche und wirksame Strukturen der Prävention vor Ort geschaffen.

Der Wissenschaft-Praxis-Transfer hat in der Präventionsarbeit eine Kernaufgabe inne: Wer präventiv, also vorbeugend arbeiten will, muss nachweisen können, dass durch getroffene Maßnahmen tatsächlich unerwünschte Entwicklungen oder Ereignisse verhindert werden. Dieser Nachweis der Wirksamkeit von Maßnahmen – in der Anwendung i.d.R. als Evaluierung bezeichnet – bietet eine große Schnittmenge an Themen für eine fruchtbaren Wissenschaft-Praxis-Transfer. Mehr Informationen dazu siehe hier. 

Eine nachhaltige Bearbeitung von Konflikten auf kommunaler Ebene setzt immer gemeinsame Ziele unterschiedlicher Gruppen voraus. Für die Planung und Umsetzung von Präventionsmaßnahamen bedeutet dies, dass gesellschaftliche Akteure und behördliche Perspektive notwendigerweise zusammengedacht werden müssen. Ebenso gilt dieser Befund für das Zusammenspiel unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen und Akteure: Hier bedarf es einer Abstimmung untereinander als auch einer anwendungsorientierten Kooperation mit den Akteuren im Feld.

Johannes Maaser 

Johannes Maaser ist seit 2013 Koordinator der Wissenschaft-Praxis-Kooperation „Einsicht-Marburg gegen Gewalt“, zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Psychologie der Philipps-Universität Marburg und ab 2016 am Fachbereich Öffentliche Sicherheit, Ordnung und Brandschutz der Universitätsstadt Marburg. Seit 2018 leitet er die Lenkungsgruppe für „Integration, Migration und Ausländerbehörde“ der Stadtverwaltung. Von 2017 bis 2019 war er nebenberuflich Berater der Bundesstadt Bonn zur Entwicklung eines gesamtstädtischen Gewaltpräventionskonzepts. Zwischen 2020 und 2023 koordinierte er die Städtische Corona-Hilfe und Ukraine-Hilfe. Mit einem fachlichen Hintergrund in der Sozialpsychologie ist Johannes Maaser seit 2014 auch Trainer für Deeskalation. Er arbeitet regelmäßig in Projekten und an Publikationen zur anwendungsorientierten Forschung, zuletzt: „Prejudice towards refugees predicts social fear of crime“; Patrick F. Kotzur, Frank Eckerle, Zahra Khosrowtaj, Adrian Rothers, Johannes Maaser, Ulrich Wagner, Maarten H.W. van Zalk. Br J Soc Psychol. 2025 Apr;64(2):e12875. doi: 10.1111/bjso.12875.

Seit über zwanzig Jahren organisiert das Zentrum für Konfliktforschung der Philipps Universität Marburg die Vortragsreihe „Konflikte in Gegend und Zukunft“. Die Vorträge behandeln Themen wie Krieg und Frieden, Gewalt und Rassismus, soziale Bewegungen und Klimakrise oder Ungleichheit und Armut.

Das Motto in diesem Semester ist „Wissenschaft und Gesellschaft: Symbiosen, Konflikte, Potenziale“. Die Vortragsreihe richtet sich an die Marburger Öffentlichkeit. Aktuelle und auch für Marburg relevante Themen stehen im Vordergrund. Das Zentrum für Konfliktforschung und die Universitätsstadt Marburg haben dafür eine Zusammenarbeit vereinbart. Das Programm der Vortragsreihe im Sommersemester 2025 wird von Dr. Philipp Lottholz organisiert und moderiert.

Referierende

Ornella Gessler | K3B Salzwedel
Johannes Maaser | Universitätsstadt Marburg

Veranstalter

Zentrum für Konfliktforschung und Universitätsstadt Marburg im Rahmen des "Marburger Stadtgesprächs"

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