30.11.2023 Universitätsarchiv erhält Förderung zur Trockenreinigung schimmeliger Patientenakten der Chirurgischen Klinik

An der Patientenakte sind noch die Verfärbungen durch den Schimmelbefall erkennbar, die schädlichen Sporen des nicht mehr aktiven Schimmels sind inzwischen durch die Maßnahme beseitigt worden. Messungen haben das Ergebnis bestätigt.

Im Keller der ehemaligen Arbeitsstelle für Geschichte der Medizin lagerten über viele Jahre, verschlossen in zwei Stahlschränken, Patientenakten der Chirurgischen Klinik, die durch Schimmel stark geschädigt und nicht benutzbar waren. Sie stammen aus den Jahren 1901-1947. Damit sind sie nicht nur die ältesten Patientenakten der Universitätskliniken in Marburg, sondern wohl auch die ältesten überlieferten Patientenakten aus dem Bereich der Chirurgie in Deutschland überhaupt. Möglicherweise wurden sie infolge der zweimaligen Zerstörung der Chirurgischen Klinik am Ende des Zweiten Weltkriegs durch Feuchtigkeit und unsachgemäße Lagerung geschädigt.

Gereinigt und in säurefreie Archivkartons verpackt liegen die Patientenakten im Magazin des Universitätsarchivs. Beteiligt an der Maßnahme waren Jan-Hendrik Evers und Katharina Schaal.

Die zehn laufenden Meter Krankenakten – so die im Archivbereich übliche Mengenangabe – wurden in einem echten joint venture in einen Zustand versetzt, in dem sie in das Magazin des Universitätsarchivs eingelagert und von der Forschung genutzt werden können. Nachdem die Arbeitsstelle für Geschichte der Medizin mit der Pharmaziegeschichte vereinigt worden war, wandten sich deren Leiterin, Professor Tanja Pommerening, und ihr Mitarbeiter Dr. Rainer Brömer an das Archiv, um Rat für die Bewältigung dieses Problems einzuholen. Es ergab sich dann die Möglichkeit, dass der damalige Archivreferendar und jetzige Mitarbeiter im Hessischen Landesarchiv, Dr. Jan-Hendrik Evers, den Antrag als Aufgabe im Unterricht Bestandserhaltung an der Archivschule Marburg schrieb, eine Unterstützung, für die die Archivleiterin Dr. Katharina Schaal sehr froh war. Aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), deren Vergabe durch die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) gesteuert wird, wurde eine 50%-Förderung der rund 10.000 EUR teuren Maßnahme bewilligt, die durch eine weitere Förderung von 40% der Kosten durch das flankierende hessische Landesprogramm Bestandserhaltung ergänzt wurde. Die verbliebenen 10% Eigenmittel trägt die Arbeitsstelle für Geschichte der Pharmazie und Medizin, die nach der inzwischen ebenfalls erfolgten Erschließung der Akten im Universitätsarchiv daran forschen möchte. Das ist jetzt ohne Belastung durch Schimmelsporen im Lesesaal des Universitätsarchivs möglich.

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