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Annual Research Lecture und internationaler Workshop des ZIR am 10. und 11. November 2016 mit Prof. David Morgan
Am Donnerstag, dem 10. November 2016, fand die sechste Annual Research Lecture des Zentrums für interdisziplinäre Religionsforschung (ZIR) in der Aula der Alten Universität statt. In diesem Rahmen werden in einer öffentlichen Vorlesung neue akademische Impulse zur und aus der Religionsforschung präsentiert und zur Diskussion gestellt. Die Geschäftsführende Direktorin, Prof. Edith Franke begrüßte das Auditorium und Prof. Bärbel Beinhauer-Köhler stellte den diesjährigen Redner, den Kunsthistoriker und Religionswissenschaftler Prof. David Morgan von der Duke University in North Carolina mit einer kurzen Laudatio vor. Der auf dem Gebiet der „Material Religion” international renommierte Forscher sprach über "Technologies of the Sacred: Situation and Recalcitrance in the Production & Destruction of Sacrality". Unter den "Technologien des Heiligen" versteht David Morgan die kulturellen Techniken, bei denen ein Objekt als etwas Besonderes herausgehoben und durch diesen Prozess machtvoll wird, oder – im Kontrast dazu – diese Macht entzogen oder verweigert bekommt. Er erläuterte diese Situation und Widerspenstigkeit in der Produktion und Destruktion von Sakralität anschaulich an den wechselnden Zuschreibungskontexten der sogenannten "Stab-Götter" (atua rakau) von den Cookinseln im südlichen Pazifik: Von protestantischen Missionaren als "Götzen" verfemt und zerstört, als "Trophäen der Christenheit" in Missionsmuseen zur Schau gestellt, als "ethnologische Artefakte" oder als "Kunstwerke" wieder aufgewertet und eventuell als "Erbe" in ihre Ursprungsorte zurückzugeben. Eine rege Diskussion auf Englisch und Deutsch schloss sich an den Vortrag von David Morgan an. Dank der freundlichen Unterstützung des Ursula-Kuhlmann-Fonds gab es im Anschluss an den Vortrag einen kleinen Empfang im Kreuzgang der Alten Universität.
Mit dem Thema "Religions on the Move: Materiality and Migration" schloss sich am nächsten Tag ein hochkarätig besetzter, internationaler Workshop an, der von etwa 30 Teilnehmern/innen aus verschiedenen Städten – darunter auch zahlreiche Nachwuchswissenschaftler/innen – besucht wurde. Die internationalen Vortragenden waren neben David Morgan der bekannte Museumsexperte und Mitherausgeber der Zeitschrift "Material Religion" Crispin Paine aus London, der über Freizeitparks als Orte für Religion in der Moderne (neben Museen) sprach. Aus St. Petersburg waren Dr. Ekaterina Teryukova, Vizedirektorin des Staatlichen Museum für Religionsgeschichte, und Marianna Shakhnovich, Professorin für Religionsphilosophie an der staatlichen Universität von St. Petersburg, angereist. Erstere sprach über die Migration von Objektsammlungen anhand des Beispiels der Rolle von Evgenii Shilling als Sammler muslimischer Relikte aus dem dagistanischen Bergdorf Chokch. Marianna Shakhnovich gab dazu eine Response anhand von Beispielen antik-orientalischer Artefakte und deren Rolle im russischen Diskurs des Panbabylonismus. Alexander-Kenneth Nagel, Professor für Religionswissenschaft mit dem Schwerpunkt sozialwissenschaftliche Religionsforschung an der Georg-August-Universität Göttingen, referierte über die Präsenz und Vermittlung religiöser Vielfalt durch "Räume der Stille" in Krankenhäusern. An die Impulsvorträge schlossen sich rege Diskussionen an und machten deutlich, dass die Frage der Materialität von religiösen Kulturen in verschiedenen Forschungs- und Praxiskontexten eine hoch relevante Thematik darstellt. Zum Abschluss führte Konstanze Runge die Teilnehmer/innen des Workshops durch die Religionskundliche Sammlung.