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Erste Forschungswerkstatt des Zentrums für interdisziplinäre Religionsforschung (ZIR)

„Materialität von Religion und Kultur“

Menschengruppe auf einer Treppe
Foto: Konstanze Runge

Am 14. und 15. Mai 2015 fand die erste Forschungswerkstatt des Zentrums für interdisziplinäre Religionsforschung (ZIR) statt. Im Tagungshaus Schloss Rauischholzhausen diskutierten zwölf Professor/innen, Wissenschaftler/innen und Nachwuchswissenschaftler/innen zu „Materialität von Religion und Kultur“ und warfen damit einen Blick auf dieses Thema in ihren jeweiligen Forschungsarbeiten.
Die erste ZIR-Forschungswerkstatt bot dabei eine interdisziplinär ausgerichtete Plattform, um laufende und vor kurzem abgeschlossene Forschungsvorhaben aus der Religionswissenschaft, der Religionsgeschichte, der Kultur- und Sozialanthropologie, der Iranistik und der Indologie miteinander zu diskutieren und aus den Blickwinkeln der verschiedenen Wissenschaftler/innen und Disziplinen weiter zu entwickeln.
In der intensiven Arbeitsatmosphäre der zweitägigen Werkstatt konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Stand ihrer jeweiligen Forschungen gewinnbringend erörtern, wobei vor allem der interdisziplinäre Ansatz als besonders ertragreich empfunden wurde. Ob es um Beleuchtungsstiftungen im schiitischen Islam (Christoph Werner) oder Spuren religiöser Stifterinnen im öffentlichen Raum des Kairos im 12. Jahrhundert (Bärbel Beinhauer-Köhler), um die Erforschung spiritueller Neukonzeptionen der mediumistisch arbeitenden Schweizer Künstlerin Emma Kunz (Master-Projekt Celica Fitz) oder in Kraftort-Reiseführern (Dissertationsprojekt Julia Dippel) ging oder um die religiöse Sprache der Dinge in der Religionskundlichen Sammlung (Edith Franke) und im St. Petersburger Museum für Religionsgeschichte (Dissertationsprojekt Konstanze Runge) - faszinierend war vor allem die Entdeckung der gemeinsamen Schnittstellen der Forschungsfelder und die gegenseitige Bereicherung hinsichtlich der Fortführung und Horizonterweiterung der eigenen wie auch der zukünftigen gemeinsamen Forschung. Dies erschließen auch die Titel der präsentierten Projekte, die vollständig unten nachzulesen sind.
Methodische Zugriffe und Herangehensweisen bei der Erschließung der religiösen Sprache der Dinge und Bilder wie auch die Problematik der Abgrenzung von Religion zu Kultur bzw. „Nicht-Religion“ waren Fragen, die in allen vorgestellten Forschungskontexten auftauchten und auf der Werkstatt konstruktiv diskutiert wurden.
Der Ursula Kuhlmann-Fond, der Joachim Wach-Fond sowie der Förderverein für die Religionskundliche Sammlung und das Fachgebiet Religionswissenschaft in Marburg e. V. haben mit ihrer Förderung die erfolgreiche Durchführung dieser ersten ZIR-Forschungswerkstatt unterstützt.
Eine Fortführung der Forschungsdiskussion im Rahmen weiterer, vom ZIR getragenen Veranstaltung, in Planung.

  • Bärbel Beinhauer-Köhler:
    Text, Materialität, Medialität? Spuren religiöser Stifterinnen im
    öffentlichen Raum in Kairo um das 12. Jahrhundert
  • Verena Dierks:
    Das Augenamulett als Repräsentant islamischer Konstruktionen des Sehens
  • Julia Dippel:
    „Diese Energien von starken Plätzen muss eigentlich jeder spüren“.
    Kraftort-Reiseführer als eine materielle Quelle zur Analyse von
    Raumkonzepten im Neopaganismus und der westlichen modernen Esoterik
  • Carrie Dohe:
    Solaranlagen auf den Dächern religiöser Gebäude. Ausdruck einer
    ökologischen Wende in Religionen in Deutschland?
  • Celica Fitz:
    Wissensformen und Weltbilder. Spiritualität als Formgeberin der Kunst am
    Beispiel von Emma Kunz
  • Edith Franke:
    Wie weit reicht die religiöse Sprache der Dinge? Zugriffe auf religiöse
    Alltagskultur anhand von Objekten der Religionskundlichen Sammlung
  • Ernst Halbmayer:
    Die Praxis und der Mythos: das Weben der Welt, die Aneignung der Dinge
    und die Aktivität der Objekte
  • Gerrit Lange
    Die „fünf Produkte der Kuh“ als Kontaktmedium zwischen Gottheiten und
    Menschen
  • Felix Otter
    Die Revitalisierung von Vāstuvidyā im kolonialen und nach kolonialen Indien
  • Lioba Rossbach de Olmos und Dagmar Schweitzer de Palacios:
    Normativität versus Flexibilität in der Materialität von Sakralobjekten:
    Andine Heilaltäre und kubanische Santeria-Schreine im Vergleich
  • Konstanze Runge:
    Verzauberung und Entzauberung von Religionen im Museum. Zu
    Religionsverständnis und musealen Konzepten in Marburg und Sankt Petersburg
  • Christoph Werner:
    Kerzen, Lampen, Leuchter: Beleuchtungsstiftungen und ihre Verwaltung im
    schiitischen Islam, 16.-19- Jahrhundert