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Wendepunkte

Veränderungen hegemonialer Denkfiguren sind das, was wir als Wendepunkte bezeichnen. Als eine Art, die Welt zu begreifen, wenden kulturelle Praktiken ein bestimmtes Repertoire von Denkfiguren an. Gleichzeitig werden diese Figuren transformiert und neue entstehen. Kulturelle Praktiken sind eine bestimmte Art, auf der Grundlage bestimmter Annahmen auf die Welt einzuwirken. Gleichzeitig wird die Welt aber gerade durch diese Annahmen erst geformt. Kulturelle Praktiken verändern und re-konfigurieren soziale Konstellationen ständig. Ein Wandel der Formen kultureller Praxis reflektiert und produziert somit nicht nur sozialen Wandel, er stellt ihn dar.

Wie diese Wendepunkte mit geschichtlichen Ereignissen in Bezug stehen, die als Momente von sozialem und politischem Wandel konstruiert worden sind - wie Revolutionen, Coups oder Aufstände - ist die Frage, die unsere Forschungsgruppe auf lange Sicht untersuchen möchte.

Diesem Ansatz liegt das Verständnis von Kultur als einer kontinuierlichen Bewegung zugrunde. In unserer Arbeit wollen wir mit Bewegung umgehen, stellt sie doch eine unabdingbare Bedingung für Mobilität dar. Und Mobilität wiederum ist eine konstituierende Komponente von Kultur. Kulturen sind unaufhörlich und konstant in Bewegung durch Raum und Zeit. Diese Tatsache öffnet Kulturen dem Unvorhersehbaren, was wiederum ein Attribut von Mobilität ist. Die Arbeit in dieser Forschungsgruppe ist somit in doppelter Hinsicht eine Herausforderung: Sie ist gewagt und innovativ, aber manchmal auch ermüdend im Versuch, das Unmögliche zu versuchen. Die nie stillstehenden Bewegungen in kulturellen Praktiken zu untersuchen bedeutet somit auch, mit einer konstanten interpretatorischen Ungewissheit umgehen zu müssen.