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Veröffentlichungen der Marburger Iranistik

Neuerscheinung März 2023

Anna Heller: Nationalismus auf der Bühne. Theater als Forum des national-säkularen Diskurses in der frühen Pahlavi-Zeit. Wiesbaden: Harrassowitz, 2023. (Mîzân - Studien zur Literatur in der islamischen Welt, Bd. 34.)

Die Anfänge des europäischen Theaters im Iran liegen wie die des persischen Nationalismus in der Mitte des 19. Jahrhunderts. In der frühen Pahlavi-Zeit (1921–1941) avancierte es zu einer populären Form der europaaffinen Unterhaltung für eine säkularisierte Mittelschicht, die sich in Reza Schahs Herrschaftszeit etablieren sollte.
Vor dem sozialhistorischen Hintergrund dieser Epoche der Nationenbildung zeigt Anna Heller in ihrer Studie die Vielfalt des ‚neuen Theaters‘, das sowohl als eine moderne Form der bourgeoisen Unterhaltung als auch als ein didaktisches Mittel der politischen Gesinnungserziehung diente.

Anhand von Texten unterschiedlichster Theaterformen, darunter unveröffentlichte Skripte, legt die Autorin in den Einzelanalysen dar, wie das Theater als ein impulsgebendes Instrument des gesellschaftlichen Wandels wirkte. Unter dem Begriff der ‚kulturellen Synthese‘ bezieht ihr interdisziplinärer Ansatz zudem den Aspekt der Verflechtungen von Theaterkulturen nach Erika Fischer-Lichte als zentrale Fragestellung mit ein.

Zahlreiche Textauszüge in deutscher Übersetzung vermitteln eine lebendige Vorstellung vom Wesen des damaligen iranischen Theaters und sprechen gezielt Interessierte auch außerhalb der Iranistik an. Auf diese Weise möchte die Autorin eine anschauliche Grundlage für ein tieferes Textverständnis der frühen dramatischen Literatur Irans bilden und neue Perspektiven auf jene spannende Zeit des gesellschaftlichen Aufbruchs eröffnen.

Inhaltsverzeichnis und weitere Informationen auf der Seite des Harrassowitz-Verlags

English Version: The beginnings of European theater in Iran, like those of Persian nationalism, lie in the mid-19th century. During the early Pahlavi period (1921-1941), it advanced to become a popular form of Europhile entertainment for a secularized middle class that was to establish itself during Reza Shah's reign. Against the socio-historical background of this epoch of nation-building, Anna Heller's study shows the diversity of the 'new theater', which served both as a modern form of bourgeois entertainment and as a didactic means of political education. Using texts from a wide variety of theatrical forms, including unpublished scripts, the author's individual analyses reveal how theater acted as an impulse-giving instrument of social change. Under the notion of 'cultural synthesis', her interdisciplinary approach also incorporates the aspect of interweaving performance cultures according to Erika Fischer-Lichte as a central issue. Numerous text excerpts in German translation convey a vivid idea of the essence of Iranian theater at the time and appeal specifically to interested parties also beyond Iranian studies. In this way, the author aims to provide a illustrative basis for a more profound textual understanding of Iran's early dramatic literature and to offer new perspectives on that exciting period of societal transition.