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Studienanforderungen

Auf dieser Seite erfahren Sie, welche Anforderungen Sie erfüllen sollten, wenn Sie ein Erststudium der Philosophie oder Ethik bei uns aufnehmen wollen, im Bachelor- oder im Lehramtsstudiengang. Im Einzelnen erklären wir Ihnen, was Philosophie eigentlich ist, worin ihr Studium besteht, und was Sie zu Studienbeginn schon können sollten.

Worum geht es in der Philosophie?

Die Philosophie ist eine extrem vielfältige Disziplin, und dem Schulfach gleichen Namens durchaus unähnlich. Einen Eindruck vom thematischen Reichtum der Philosophie gibt ein Blick auf ihre Teildisziplinen mit ihren jeweils spezifischen Erkenntnisinteressen. Dazu gehören, unter vielen anderen, die folgenden.

  • Die Erkenntnistheorie stellt Fragen wie: Was bedeutet es, etwas zu wissen? Wann ist eine Meinung mehr, wann weniger gut gerechtfertigt? Welches sind die Quellen unseres Wissens? Wissen wir überhaupt etwas?
  • Metaphysik und Ontologie versuchen, die allgemeinsten Züge der Realität als solcher zu beschreiben. Sie arbeiten an Fragen wie z.B.: Was es heißt es, von Gegenständen einer bestimmten Art zu sagen, dass es sie gibt – z.B. von Zahlen oder Eigenschaften? Handelt sich dabei überhaupt um ‚Gegenstände‘?
  • Die Sprachphilosophie beschäftigt sich mit fundamentalen Fragen, die alle Sprachen gleichermaßen betreffen, z.B.: Wie kommt es, dass bestimmte Zeichenfolgen eine Bedeutung haben, andere nicht? Wie ist es möglich, sich mit Worten auf Gegenstände zu beziehen?
  • Die Philosophie des Geistes bemüht sich um ein besseres Verständnis (nicht nur) des (menschlichen) Geistes – also von Phänomenen wie Bewusstsein und Selbstbewusstsein, aber auch spezifischer geistiger Zustände und Leistungen wie z.B. Meinungen, Wünschen, Erinnerung u.v.m.
  • Die Ethik fragt, an welchen Normen wir unser Handeln letztlich ausrichten sollen, und worin ein gutes Leben besteht. Soll ich mein Leben z.B. an den sozialen Regeln der Gesellschaft ausrichten, in der ich lebe? Wenn nicht daran – woran dann? Wie lässt sich begründen, dass wir einander z.B. nicht belügen sollten? Welche Lebensziele sind es wert, verfolgt zu werden?
  • Die Angewandte Ethik versammelt eine große Anzahl spezialisierter Ethiken, die versuchen, normative Orientierung in bestimmten Bereichen zu stiften – sei es in der Tierethik, der Bioethik, der Umwelt-, der Klima- oder der Informationsethik.
  • Die Rechtsphilosophie stellt Fragen wie: Wodurch unterscheidet sich Recht von anderen Systemen der Verhaltensregulierung – etwa von Moral? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit Gesetze zustandekommen? Können ungerechte Gesetze Teil des Rechts sein?
  • Die Politische Philosophie bemüht sich um die Klärung normativer Fragen im Bereich des Politischen. Zu ihren Fragen gehören beispielsweise: Wann ist Herrschaft legitim, wann ungerecht, wann bloß scheinbar? Welche Autorität kann ein Staat gegenüber seinen Bürgerinnen und Bürgern beanspruchen? Wie sollte der Wohlstand verteilt werden – in einer Gesellschaft und global? Sollte er überhaupt verteilt werden? Kann es gerechte Kriege geben?
  • Die Religionsphilosophie stellt Fragen zu religiösen Themen (Gott, Glaube, Offenbarung) – aber im Unterschied zu den Theologien gänzlich frei von Bindungen an Bekenntnisse und Glaubensartikel. Welche Argumente gibt es für und gegen die Existenz eines Gottes? Ist es rational, an einen Gott zu glauben?

Von jeher beschäftigt sich die Philosophie auch mit ‘großen’ und ‘letzten’ Fragen, die fast jede(n) irgendwann einmal beschäftigen: Hat das Leben einen Sinn? Hat die Welt einen Anfang? Im Philosophiestudium beschäftigt man sich mit diesen Fragen jedoch in grundsätzlich anderer Weise als in anderen Lebenssphären. Denn die universitäre Philosophie teilt mit der Wissenschaft das Ziel, ihre Fragen so verlässlich und intersubjektiv kontrollierbar wie irgend möglich zu beantworten.
 
Die Erfahrung zeigt, dass philosophische Erkenntnisanstrengungen oft nicht zu allgemein konsensfähigen Antworten führen. Die Philosophie ist deshalb reich nicht nur an Themen und methodischen Ansätzen, sondern auch an vertretbaren Positionen. Dieser Reichtum kann anfangs verwirren. Im Studium gewinnen Sie jedoch zu exemplarischen Fragen allmählich eine Übersicht über relevante Antwortmöglichkeiten und die jeweils besten Begründungen.
 
Viele davon sind in ihren Grundzügen bereits vor Jahrhunderten formuliert worden. Deshalb gehört zum Studium insbesondere auch die Beschäftigung mit der Geschichte der Philosophie. In Marburg finden Sie hierzu ein Lehrangebot vor allem zu den Philosophie(n) europäischen Ursprungs vor – von der griechisch-römischen Antike über die Europäische Aufklärung bis hin zu den vielfältigen Denktraditionen der Gegenwart in Europa, Amerika und der Welt.

Wie studiert man Philosophie?

Die Studiengänge des Instituts für Philosophie, ob Bachelor oder Lehramt, zielen im Kern auf die Ausbildung analytischer und argumentativer Kompetenzen zur Bearbeitung philosophischer Probleme. Mit anderen Worten, Sie werden philosophieren lernen!
 
Sie setzen sich dazu im Studium reflektierend und kritisch mit philosophischen Fachtexten auseinander und versuchen zu verstehen, welche Thesen in ihnen aufgestellt werden und wie für sie argumentiert wird. Dabei lässt sich am Beispiel umstrittener oder fehlerhafter Argumentationen ebenso viel lernen wie an mustergültigen, und bei Autorinnen und Autoren vergangener Jahrhunderte soviel wie bei solchen der Gegenwart.
 
Die Texte, in denen sich philosophisches Forschen vollzieht, sind manchmal kompliziert und voraussetzungsreich. Im Studium erwerben Sie deshalb die hermeneutische Kompetenz, sich das Verständnis schwieriger Sachtexte Schritt um Schritt selbst zu erschließen.
 
Konkret vollzieht sich das Studium vor allem in drei Formen.

  1. Selbststudium: Einen ganz erheblichen Anteil Ihrer Studienzeit werden Sie damit verbringen, für sich allein in höchster Konzentration Texte zu studieren, in der Bibliothek oder zu Hause.
  2. Seminare: Hier treten Sie in gemeinsamen Sitzungen mit den Lehrenden und Ihren KommilitonInnen in einen kritischen Gedankenaustausch ein – in der Regel über selbständig vorab erarbeitete Texte.
  3. Schreiben: In Gestalt von Übungen, Studien- und/oder Prüfungsleistungen schreiben Sie immer wieder eigene philosophische Texte, in denen Sie philosophische Argumentationen interpretieren, vergleichen, kritisieren und auch selbst entwickeln werden.

Was Sie mitbringen müssen

Sie müssen zu Studienbeginn nicht zwingend über fachphilosophische Vorkenntnisse verfügen. Um Frustrationen zu vermeiden und Ihr Studium in angemessener Zeit erfolgreich abschließen zu können, sollten Sie jedoch folgende sprachlichen Fähigkeiten mitbringen:  

  • die Fähigkeit, sowohl deutsch- als auch englischsprachige Texte verstehend zu lesen
  • die Fähigkeit, komplexe deutschsprachige Texte zu verfassen oder rasch ein hohes sprachliches Kompetenzniveau zu erreichen

Darüber hinaus sollte die Aussicht Sie nicht erschrecken, in der obligatorischen Veranstaltung „Grundlagen der Logik und Argumentationstheorie“ den Umgang mit logischen Kalkülen zu erlernen. Vor allem aber sollten Sie eine hohe intrinsische Motivation mitbringen, den Themen der Philosophie auf den Grund zu gehen.
 
Wenn Sie all diese Voraussetzungen erfüllen, haben Sie beste Chancen, Ihr Studium am Marburger Institut für Philosophie erfolgreich abzuschließen.