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Abguss-Sammlung des Archäologischen Seminars

Abguss-Sammlung
Foto: Martina Klein

Die Abguss-Sammlung des Archäologischen Seminars der Philipps-Universität Marburg umfasst rund 570 exakte Gips-Abgüsse von antiken griechischen und römischen Skulpturen. Sie spielt als lebendige Lehrsammlung eine wichtige Rolle in der Ausbildung der Studierenden und bietet gleichzeitig der Öffentlichkeit Zugang zur antiken Kunst, die in verschiedenen Museen der Welt verteilt ist. Während die Antikensammlung in der Nachkriegszeit nur wenige Neuzugänge durch Schenkungen hatte, konnten die Bestände der Abguss-Sammlung trotz fehlenden Etats bis heute sukzessiv erweitert werden. Zur Zeit verteilen sich die Abgüsse nach chronologischen Kriterien in vier Säle des Hülsen-Hauses, Biegenstraße 11. 

  • Geschichte der Abguss-Sammlung

    Die Initiative für die Errichtung der Abguss-Sammlung in Marburg geht auf den Altphilologen und Althistoriker Curt Wachsmuth im Jahr 1866 zurück. Er empfahl den Professoren aller Fakultäten, ihre Honorare von öffentlichen Abendvorträgen in einem Fonds anzulegen, um von dessen Erträgen Gips-Abgüsse antiker Skulpturen zu erwerben. Die ersten Gipse wurden in der damaligen Universitäts-Bibliothek aufgestellt.
    Erster Direktor der Abguss-Sammlung, die seit 1874 zum neu gegründeten „Archäologischen Apparat“ gehörte, wurde Ludwig v. Sybel. Seit 1877 war er auch als erster Professor der Archäologie an der Philipps-Universität Marburg tätig.

    Folgende Stationen sind in der Geschichte der Abguss-Sammlung festzuhalten:

    Seit 1878 wurde die Abguss-Sammlung im ehemaligen Komturhaus der Deutschherren neben der Elisabethkirche aufgestellt.
    1894 bewilligte der preußische Minister nachträglich 3000 Mark als Gründungsfonds der Abguss-Sammlung.
    1903 legte v. Sybel ein gedrucktes Gesamtverzeichnis der Abguss-Sammlung vor, das 182 Stücke auflistete.
    1912 trat Paul Jacobsthal die Nachfolge v. Sybels an der Direktion der Abguss-Sammlung und als Professor im Archäologischen Seminar (ehem. „Archäologisches Apparat“) an.
    1927 wurde zur 400-Jahr-Feier der Universität das Ernst-von-Hülsen-Haus für die Monumentenfächer und ihre Sammlungen gebaut. Die für die Abguss-Sammlung vorgesehenen sieben Räume wurden speziell ausgestattet: Stein-Fußböden, hochsitzende Fenster für den Lichteinfall von schräg oben, teilweise höhere Decken. Anlässlich des Universitäts-Jubiläums wurden über 40 Abgüsse von archaischen und klassischen Skulpturen angekauft.
    1935 wurde Paul Jacobsthal wegen seiner jüdischen Herkunft zwangspensioniert und emigrierte nach Oxford. Das Inventarbuch der Abguss-Sammlung verzeichnete zu diesem Zeitpunkt rund 450 Stücke.
    1975 wurde die Abguss-Sammlung zum ersten Mal nach dem zweiten Weltkrieg in fünf Sälen wieder für das Publikum geöffnet.
    1992 musste auf Anordnung des damaligen Universitätspräsidenten ein großer Ausstellungsraum der Abguss-Sammlung an das Kunstgeschichtliche Institut abgetreten werden. Darum stehen heute nur noch vier Räume zur Verfügung, obwohl der Bestand mit 570 Abgüsse erheblich angewachsen ist.
    2002 bewilligte der Universitätsbund anlässlich der 475-Jahr-Feier der Universität die Geldmittel für den Ankauf des Abgusses der überlebensgroßen Sitzstatue des Komödiendichters Menander, die im Januar 2009 aufgestellt werden konnte.