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Die Ziele

Das umfassende Forschungsprogramm setzt an einem Urrätsel der Sprache an: Die Sprache ist das wichtigste menschliche Organ der Kommunikation und stellt eine zentrale kognitive Fähigkeit des Menschen dar. Sie unterliegt einerseits beschränkenden Bedingungen, die für die große Stabilität des Sprachsystems verantwortlich sind. Andererseits gibt es Sprachvariation auf allen Ebenen und ständigen Wandel in allen Sprachen. Trotz beeindruckender Erkenntnisfortschritte in der Sprachwissenschaft ist in diesem Kernbereich Vieles noch weitgehend unklar. Die Klärung dieses Verhältnisses liefert aber den Schlüssel für die Lösung von Grundfragen der Sprachwissenschaft, insbesondere der Frage nach dem Verhältnis von Konstanz, Wandel und Variation.
Klare Antworten auf diese Fragen waren lange Zeit auch deswegen versperrt, weil in den Sprachwissenschaften trotz aller theoretischen und empirischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte nur unzureichende Erkenntnisse zu fundamentalen Kategorien vorliegen. Das ist auch auf die seit Jahrzehnten grundlegenden Differenzen in den wissenschaftstheoretischen Paradigmen der verschiedenen Schulen in der theoretischen Linguistik zurückzuführen. Die bestehende Theorienvielfalt erschwert es, die Forschungsergebnisse, die auf der Basis von sehr unterschiedlichen Vorannahmen gewonnen wurden, aufeinander zu beziehen. Inhalt und theoretische Einbettung von zentralen linguistischen Kategorien wie diversen Phonem-Begriffen, Morphem-Begriffen, Satz-Begriffen und Subjekt-Begriffen werden jeweils ganz unterschiedlich verstanden und erschweren den Zugriff auf die eigentlichen linguistischen Gegenstände.
Daher hat sich die Marburger Linguistik zum Ziel gesetzt, im Fundamentalbereich der linguistischen Kompetenz den Durchbruch zu einer exakten Wissenschaft mit empirisch valide fundierten Basiskategorien, falsifizierbaren Theoremen und technischen sowie klinischen Anwendungen zu erreichen.