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Friedenspoetik – transatlantische Korrespondenzen: Hannah Arendt, Hermann Broch, Karl Jaspers (in Kooperation mit der Washington University in St. Louis/ USA sowie dem Dickinson College, Carlisle/ USA)

Keine Friedenspolitik ohne Friedenspoetik: Friedensutopien sind seit jeher genuiner Bestandteil der Literatur und werden im essayistischen Roman der Moderne von kulturtheoretischen und ästhetischen Exkursen begleitet. Der Polyhistor Hermann Broch, der die „Utopie des Weltfriedens“ in seiner Völkerbund-Resolution propagierte und mit politischen und philosophischen Denker*innen, u.a. mit dem Existenzphilosophen Karl Jaspers, im engen transatlantischen Austausch stand, entwickelte hierfür neue experimentelle, ästhetische Ausdrucksformen: Sein von Hannah Arendt intensiv rezipierter Roman „Der Tod des Vergil“ (1946) ist mit seinem berühmten Dialog über den „Ruhm des Friedens“ zwischen dem Machtpolitiker Augustus und dem Dichter Vergil nur eines von vielen Beispielen dafür, wie literarische Friedens-Gleichnisse Theorien politischen Handelns bis in die heutige Zeit beeinflussen.
Eine Marburger internationale Tagung von Prof. Dr. Sarah McGaughey (Dickinson College, USA) und Doren Wohlleben zur Friedenspoetik Hermann Brochs ist für Frühjahr 2022 in Vorbereitung und wird von gemeinsamen, transatlantischen, digitalen Lehrprojekten in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Arbeitskreis Hermann Broch (IAB) begleitet.

Verfilmte Autorschaft

Das Bild, das sich Leser*innen privat und professionell von Schriftsteller*innen und deren Poesie und Poetik machen, wird seit dem frühen 20. Jahrhundert ganz erheblich von Filmen geprägt. Dokumentationen und halb-fiktionale Biopics schreiben an der Literaturgeschichte mit – von der literaturwissenschaftlichen Forschung werden sie bisher jedoch kaum zur Kenntnis genommen. Die von Prof. Dr. Torsten Hoffmann (Universität Stuttgart) und Doren Wohlleben im April 2019 in München ausgerichtete internationale Tagung Der Autor als Filmfigur, die aus einem gleichnamigen studentischen Kooperationsprojekt der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und der Universität Stuttgart hervorging, setzte hier an. Der Tagungsband erscheint im Spätsommer 2020: Diskutiert werden die Inszenierungstechniken und Narrative verfilmter Autor*innenschaft an zahlreichen Beispielen: vom Stummfilm bis in die Gegenwart, von Friedrich Schiller bis Felicitas Hoppe.

Aus diesem Theoriekontext sowie dem Haupt-/ Forschungsseminar der Marburger Medien- und Literaturwissenschaft (Prof. Dr. Malte Hagener/ Doren Wohlleben) Beim Denken zuschauen. Der Essay in Film und Literatur (WS 2019/20) ist das Marburger studentische Praxisprojekt Der Autor, das Medium und ich unter der Leitung des Filmregisseurs und Medienkünstlers Prof. Dr. Thomas Henke (FH Bielefeld) entstanden, in dem Studierende eigene literarische Meta-Filmessays drehen, die in einer Ausstellung in der Marburger Universitätsbibliothek im Winter 2021 einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert und philosophisch reflektiert werden: Wie erzählt sich das moderne Subjekt auf dem Bildschirm? Wie lassen sich dessen Krisen filmästhetisch darstellen? Welche Rolle spielt hierbei die Literatur?