05.10.2022 Stellungnahme zu den Protesten in Iran

Nach dem gewaltsamen Tod der 22-jährigen Kurdin und Iranerin Jina Emini (Mahsa Amini), die am 13. September 2022 aufgrund ihres angeblich falsch sitzenden Kopftuchs von der iranischen Sittenpolizei festgenommen wurde und die am 16. September im Krankenhaus verstarb, gehen Demonstrant*innen in Iran und auf der ganzen Welt auf die Straße.

Es gibt in Iran fast keine kopftuchtragende Person, die noch nie gezwungen war, sich mit der Sittenpolizei auseinanderzusetzen und kaum Iraner*innen, die nicht von der Gewalt des Regimes betroffen sind. Seit Jahrzehnten werden die Menschen Irans von den Machthabern gedemütigt und unterdrückt. Insbesondere Frauen und Menschen, die sich nicht in der normativen Zweigeschlechtlichkeit verorten, wird das Recht auf Selbstbestimmung oder Existenz abgesprochen. Menschen, die sich gegen das Regime stellen, die sich nicht an die Kleider- oder Verhaltensvorschriften halten, drohen mehrere Jahre Gefängnis, Folter bis hin zu Auspeitschungen und Steinigungen.

Gemeinsam und mutig stellen sich die Iraner*innen jetzt öffentlich gegen das unterdrückerische Regime und gegen patriarchale, queerfeindliche und rassistische Gewalt. Die Proteste in Iran sind ein Zeichen der Ausweglosigkeit, aber auch des Mutes und der Hoffnung. Immer wieder werden die Demonstrierenden von der Staatsgewalt brutal niedergeschlagen und immer wieder lehnen sie sich gegen diese Gewalt auf.

Vom 2. auf den 3. Oktober hat die iranische Polizei Studierende und Mitarbeitende der Sharif Universität in Teheran in den Gebäuden der Universität eingekesselt, weil sie auf dem Campus protestierten. Die Professor*innen stellten sich schützend vor die Studierenden und wurden daraufhin zusammengeschlagen. Die Studierenden senden Hilferufe an die Hochschulen im Ausland.

Als wissenschaftliche Zentren stehen wir für freie Bildung und gegen Sexismus, Queerfeindllichkeit und Rassismus. Deshalb erklären wir uns mit den Protestierenden in Iran und der Sharif Universität solidarisch. An einem Ort, an dem kritisches Denken gelehrt und gefördert werden soll und muss, dürfen Menschen nicht aufgrund ihrer Kritik ermordet werden!

Baraye Khoharam!
Baraye Khoharat!
Baraye Khoharemun!

Baraye Azadi!

Für meine Schwestern!
Für Deine Schwestern!
Für unsere Schwestern!

Für die Freiheit!


Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung
Zentrum für Nah- und Mittelost-Studien

Weiterer Hinweis:
Hier findet sich auch ein
offener Brief von über 350 (Stand 07.10.) Wissenschaftler*innen deutscher, österreichischer und Schweizer Universitäten und Forschungseinrichtungen (unter anderem von Marburger Kolleg*innen initiiert).