03.05.2021 Richard Krautheimer in Deutschland und Marburg

Prof. Dr. Ingo Herklotz veröffentlicht Monographie über frühe wissenschaftliche Karriere Krautheimers in der Reihe „Academia Marburgensis“

Portraitfoto
Foto: Archiv der Philipps-Universität Marburg
Richard Krautheimer um 1930 in einer Abbildung im Fotoalbum der Philosophischen Fakultät Marburg.

In der Reihe Academia Marburgensis hat Prof. Dr. Ingo Herklotz eine Monographie über den Architekturhistoriker Richard Krautheimer (1897-1994) veröffentlicht. Richard Krautheimer, einer der bedeutendsten Architekturhistoriker des 20. Jahrhunderts, habilitierte sich 1928 in Marburg bei Richard Hamann. Er lehrte vom Sommersemester 1929 an als Privatdozent an der Universität Marburg - bis zu seiner Emigration im Sommer 1933, die ihn zunächst nach Rom und Ende 1935 in die USA führte.  

Dies war der Ausgangspunkt für Prof. Ingo Herklotz, sich dem aus Fürth stammenden jüdischen Gelehrten und seinen Forschungen zuzuwenden, die nun unter dem Titel „Richard Krautheimer in Deutschland. Aus den Anfängen einer wissenschaftlichen Karriere 1925 – 1933“ erschienen sind. Krautheimer ist vor allem durch das Corpus Basilicarum Christianarum Romae, seine Forschungen zur frühchristlichen und byzantinischen Baukunst und seine Biographie über Lorenzo Ghiberti bekannt geworden, alle im amerikanischen Exil verfasst. Nach seiner Emeritierung 1971 kehrte er nach Europa zurück und lebte in Rom, dessen frühmittelalterlicher Architekturgeschichte er sich sein ganzes Forscherleben gewidmet hatte. Krautheimer starb 1994 in Rom.

Herklotz vertritt die These, dass Krautheimer für sein in den USA entstandenes Werk „entscheidende Impulse und Grundlegungen“ in Marburg beziehungsweise in Deutschland erhielt. Krautheimer promovierte 1925 mit einer Arbeit über „Die Kirchen der Bettelorden in Deutschland“ und verfasste dann eine Schrift über „Mittelalterliche Synagogen“. Mit dieser Arbeit wurde er in Marburg habilitiert, obwohl er zunächst zur europäischen Plastik um 1400 arbeitete und wohl auch ein sehr umfangreiches Manuskript erstellt hatte. Im Habilitationsverfahren wurde die Untersuchung zur Plastik zwar berücksichtigt, sie ging dann aber unter ungeklärten Umständen verloren. Eine weitere in dieser Zeit verfasste, wegen der Zeitumstände jedoch nicht publizierte Arbeit Krautheimers, die „Geschichte der deutschen Baukunst des Mittelalters“, konnte Herklotz in Teilen in dessen Nachlass in der Bibliotheca Hertziana in Rom auffinden. Sie ist im Anhang des Bandes abgedruckt.

Nicht nur die Entstehung dieser Untersuchungen stellt Herklotz in der Monographie dar, sondern damit im Zusammenhang Krautheimers Lebensumstände im Deutschland der 1920er Jahre und die Verhältnisse am Kunstgeschichtlichen Seminar in Marburg – vor allem mit Blick auf Richard Hamann.

Weitere Informationen:

Band 17 der Schriftenreihe der Universität „Academia Marburgensis“

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