10.12.2025 Glaube nach der Terrorherrschaft: Veränderung von religiösen Grundhaltungen im Irak durch den Islamischen Staat

Schlüsselbegriffe: Islamischer Staat, religiöse Transformationsprozesse, qualitative Feldforschung, Nordirak

Glaube nach der Terrorherrschaft: Veränderung von religiösen Grundhaltungen im Irak durch den Islamischen Staat

Katja Symank hat die folgende Beschreibung ihres Dissertationsprojekts zur Veröffentlichung auf der Website des CNMS eingereicht. Der Text enthält den vorläufigen Titel, die thematische Ausrichtung sowie den methodischen Ansatz ihrer Forschung, die sich mit religiösen Transformationsprozessen im Irak nach der Herrschaft des „Islamischen Staates“ befasst. Die beigefügten Schlüsselbegriffe verorten das Projekt in den einschlägigen wissenschaftlichen Diskursen, zudem wurde ein Porträtfoto für die Veröffentlichung bereitgestellt. Eine englische Version der Projektbeschreibung kann auf Wunsch ebenfalls zur Verfügung gestellt werden.

Der „Islamische Staat“ (IS) hat in Syrien und im Irak nicht nur sichtbare Spuren der Zerstörung hinterlassen, sondern auch tief in das religiöse Selbstverständnis der Menschen eingegriffen. Durch seine Berufung auf den Islam hat der IS seinen Handlungen eine religiöse Deutung und Relevanz verliehen. Welche Folgen hat diese Verknüpfung von Terror und Frömmigkeit für den persönlichen Glauben syrischer und irakischer Betroffener? Während die bisherige Forschung vorrangig physische und psychische Auswirkungen der IS-Gewalt dokumentiert, untersucht diese Dissertation erstmals Veränderungen individueller religiöser Grundhaltungen und erweitert damit die Aufarbeitung der IS-Zeit um eine bislang fehlende Perspektive.

Die Studie basiert auf einem mehrjährigen Feldaufenthalt in der Autonomen Region Kurdistan (Nordirak), bei dem Zeitzeugen in leitfadengestützten Interviews auf Arabisch befragt werden. Im Mittelpunkt der Befragung steht die persönliche Deutung der IS-Erfahrung sowie deren Einfluss auf die religiöse Selbstverortung, die Glaubenspraxis und das Weltbild der Betroffenen. Befragt werden Angehörige verschiedener ethnisch-religiöser Gruppen der Region – darunter Araber, Kurden, Jesiden, Christen und Schabaks –, deren jeweils spezifische Erfahrungen in der IS-Zeit zu unterschiedlichen religiösen Reaktionen geführt haben.

Die Bandbreite der beobachtbaren Entwicklungen reicht von Stärkungen des bisherigen Glaubens über Konversionen zu alternativen religiösen Traditionen bis hin zu einer klaren Distanzierung von Religion insgesamt. Die Forschung beleuchtet damit die Komplexität und Vielfalt von religiösen Transformationsprozessen in einer vom Terror geprägten Region.

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