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Forschungsschwerpunkte der Professur

Die Forschungsschwerpunkte von Professor Bock liegen auf dem Straf- und Strafverfahrensrecht in seinen internationalen Bezügen. Auf dem Gebiet des Europäischen Strafrechts befasst sie sich insbesondere mit dem Spannungsverhältnis zwischen Rechtsvereinheitlichung und Wahrung der mitgliedstaatlichen Strafrechtstraditionen. Darüber hinaus forscht sie zu aktuellen und grundlegenden Fragen des Völkerstrafrechts. Neben dogmatischen Untersuchungen der einschlägigen Rechtsnormen werden namentlich die besonderen Herausforderungen, die sich bei ihrer Durchsetzung ergeben, analysiert. Dabei wird das Völkerstrafrecht auch in seiner gesellschaftspolitischen Funktion betrachtet, das als Bestandteil von Übergangsprozessen einen Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung, Aussöhnung und Friedenskonsolidierung leisten soll (Transitional Justice). Ein an der Professur beheimatetes Forschungsprojekt, das in Kooperation mit dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung realisiert wird, befasst sich beispielsweise mit der strafrechtlichen Aufarbeitung des Todesmarsches von Palmnicken, der sich als sogenanntes Endphaseverbrechen Ende Januar 1945 in Ostpreußen zutrug. Weitere Arbeits- und Interessenschwerpunkte liegen in den Bereichen Opferrechte und Kriminalisierung von Vorbereitungshandlungen. Den Forschungen liegt vielfach ein rechtsvergleichender Ansatz zugrunde, der durch die Berücksichtigung anderer nationaler Rechtsordnungen neue Erkenntnisse gewinnen will.

Professor Bock ist in zahlreiche wissenschaftliche und wissenschaftspolitische Kooperationen und Gremien eingebunden. Seit 2017 ist sie Direktorin des Marburger Forschungs- und Dokumentationszentrums Kriegsverbrecherprozesse (ICWC), das die weltweit nach dem Zweiten Weltkrieg geführten Kriegsverbrecherprozesse dokumentiert und wissenschaftlich auswertet. Darüber hinaus ist sie Mitglied der interdisziplinär zusammengesetzten Research Group on Dynamics of Victim Recognition in Transitional Justice, die sich mit Fragen der Opferanerkennung in Übergangsprozessen beschäftigt, sowie des Arbeitskreises Völkerstrafrecht, einem Forum zum Gedankenaustausch zwischen deutschsprachigen Völkerstrafrechtlerinnen und Völkerstrafrechtlern aus Wissenschaft und Praxis. Des Weiteren wirkt sie an dem rechtsvergleichenden Großprojekt „Core Concepts in Criminal Law and Justice“ mit, das sich die Identifizierung und Konkretisierung strafrechtlich relevanter Grundprinzipien zum Ziel gesetzt hat. Als stellvertretende Vorsitzende der Strafrechtskommission des Deutschen Juristinnenbundes setzt sie sich zudem auf rechtspolitischer Ebene für die Gleichberechtigung und Gleichstellung der Frau in Gesellschaft, Beruf und Familie ein.

Diese Breite an Forschungsinteressen spiegelt sich auch in den an der Professur betreuten Dissertationsvorhaben wider, die sich mit grundlegenden Aspekten des materiellen und prozessualen Völkerstrafrechts sowie dem Strafanwendungsrecht befassen.