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“I make sure it’s more fun than work for them”. Plattformarbeit als Management von Emotionen

Teil der Ringvorlesung "Gefühlswelten. Perspektiven der Emotionsforschung"

Veranstaltungsdaten

30. April 2024 18:15
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Hörsaal Deutschhausstraße 3, 1. Stock [Raum +1(1090)] und online

Abstract

Die Zusammenarbeit über digitale Freelance-Plattformen scheint erst einmal eher nüchtern als emotional: Auftraggebende und -nehmende kommunizieren meist schriftlich miteinander und erfahren wenig über ihr Gegenüber und die Abläufe sind standardisiert und von Effizienz geprägt. Arbeit wird oft kleinteilig in Form von einzelnen Gigs vermittelt und es bleibt wenig Raum, um sich aufeinander einzustellen oder Zwischentöne wahrzunehmen. 

Im Arbeitsalltag von Grafikdesigner:innen in Indien, die über digitale Plattformen für einen globalen Kund:innenkreis etwa Logos oder Broschüren gestalten, spielen Emotionen dennoch eine wichtige Rolle. Die Arbeit weckt mal Stolz, mal Aufregung oder Frustration. Gleichzeitig versprechen Freelance-Plattformen ihren Kund:innen, ihnen „einen Designer, den Sie lieben werden“ zu vermitteln und geben diesen Anspruch an Nutzer:innen weiter. Hinzu kommt, dass eine emotionale Verbindung den entscheidenden Unterschied machen kann, wenn es darum geht, sich von der Konkurrenz abzuheben und Kund:innen über einen einzelnen Auftrag hinaus für die Zusammenarbeit zu gewinnen. 

Aufbauend auf Arlie Russell Hochschilds Überlegungen zu emotionaler Arbeit richte ich in meinem Vortrag den Blick darauf, wie Designer:innen sowohl ihre eigenen Emotionen als auch die aktueller und potenzieller Kund:innen auf digitalen Freelance-Plattformen managen. Dabei arbeite ich sowohl Kontinuitäten zu anderen Formen von Arbeit heraus als auch neue Qualitäten, die die Digitalisierung und Plattformisierung von Arbeit mit sich bringen. Ich bette die emotionale Arbeit der Designer:innen in den Kontext der Unsicherheit und Unbeständigkeit der Gig Economy ein, die Arbeitenden eine Menge unbezahlter Zusatzarbeit abverlangt. Mit dem Begriff practices of assembling entwickle ich eine Perspektive auf Plattformarbeit, die das Herstellen und Aufrechterhalten von Beziehungen in den Mittelpunkt rückt.

 

Für mehr Informationen zu der Ringvorlesung schauen Sie gerne auf unserer Website vorbei, dort finden Sie auch den Link für die Online-Teilnahme. Das vollständige Programm finden Sie hier

Die Ringvorlesung wird unterstützt durch den Förderverein des Instituts MakuFEE e.V.

Referierende

Dr. Anna Oechslen (Universität Hamburg)

Veranstalter

Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft, Prof. Dr. Manfred Seifert

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