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Rache erzählen. Kulturanthropologische Perspektiven auf Unrechtserfahrungen, Gewaltfantasien und Alltagsvigilantismus in biografischen Rachegeschichten

Teil der Ringvorlesung "Gefühlswelten. Perspektiven der Emotionsforschung"

Veranstaltungsdaten

16. Juli 2024 18:15
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Hörsaal Deutschhausstraße 3, 1. Stock [Raum +1(1090)] und online

Abstract

Basierend auf über 20 leitfadengestützten Interviews und informellen Gesprächen mit Alltagsakteur:innen, Forenbeiträge auf Social Media und Populärkultur (z.B. Rache-Ratgeberliteratur) stellt der Vortrag ausgewählte biografische Rachegeschichten vor. Die alltäglichen Rachepraktiken und -imaginationen sind sehr vielfältig und reichen von lügen, betrügen, sich distanzieren und Wissen (strategisch) vorenthalten bis hin zur Beschädigung und Zerstörung von Dingen. Sie richteten sich an Partner:innen, Arbeitskolleg:innen, Nachbar:innen, Familienmitglieder oder Bekannte aus dem sozialen Nahbereich. 

Bedeutsam ist hierbei, dass die Praxis des Rache Erzählens ein rächendes Selbst und ein erzählendes Ich produziert und als kommunikative Emotionspraktik verstanden werden kann, durch und über die sich Akteur:innen mit eigenen und fremden Emotionen, Affekten und Gefühlen auseinandersetzen (müssen). In den von mir identifizierten Narrationen ‒ Held:innen-, Befreiungs-, Gewalt und Erfolgsgeschichten ‒ wird darüber hinaus deutlich, wie Rache mit Vorstellungen von Geschlechter, Körper oder Sexualität verknüpft wird. Der Beitrag schließt an die kulturwissenschaftliche Emotions- und Erzählforschung an. Er erweitert das Spektrum an philosophischen, psychologischen, historischen, literatur- und medienwissenschaftlichen Perspektivierungen auf Rache um ethnografisch-empirische Ansätze, die nicht nach Ursprüngen fragt, sondern konkrete Erfahrungen, Wahrnehmungen, Deutungen und Modi des Erzählens von Akteur:innen aus der Gegenwart in den Blick nimmt. Der Vortrag gibt Einblicke in das Forschungsdesign und ausgewählte Ergebnisse der Studie.

 

Für mehr Informationen zu der Ringvorlesung schauen Sie gerne auf unserer Website vorbei, dort finden Sie auch den Link für die Online-Teilnahme. Das vollständige Programm finden Sie hier.

Die Ringvorlesung wird unterstützt durch den Förderverein des Instituts MakuFEE e.V.

Referierende

Manuel Bolz M.A. (Universität Göttingen)

Veranstalter

Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft, Prof. Dr. Manfred Seifert

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