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Semitistik

aufgeschlagenes Buch
Foto: Stefan Weninger

Schwerpunkt Semitistik

Der Schwerpunkt Semitistik behandelt die semitischen Sprachen, die von Israel bis Marokko, von Äthiopien über Ägypten bis zur Südtürkei gesprochen werden und zu denen einige der ältesten schriftlich belegten Sprachen der Welt gehören. Jede von ihnen hat ihre eigenen Eigenschaften und ihre eigene Geschichte. Die Gruppierung dieser Sprachen basiert auf sprachlichen Gemeinsamkeiten. So lauten viele Wörter in den semitischen Sprachen gleich oder ähnlich, etwa das Wort für „Haus“, welches auf Arabisch bayt, auf Hebräisch bayit, auf Aramäisch bayto und auf Amharisch bet lautet. Auch in der Grammatik gibt es zahlreiche Übereinstimmungen. Semitist*innen entschlüsseln alte Texte und untersuchen moderne gefährdete Dialekte.

Foto einer Landschaft in Äthiopien
Foto: Stefan Weninger

Der Name „semitisch“ leitet sich vom Namen der biblischen Gestalt Sem her. Zu den heute gebräuchlichen semitischen Sprachen zählen Arabisch, Neuhebräisch, Neuaramäisch, die neusüdarabischen Sprachen, sowie die zahlreichen semitischen Sprachen Äthiopiens und Eritreas, darunter Amharisch, Tigrinya und Tigre. Auch Maltesisch, die Nationalsprache Maltas und einzige semitische Nationalsprache Europas, zählt zu den semitischen Sprachen – genau genommen sogar zu den arabischen Dialekten. Wenn man sich für die Semitistik entscheidet, eröffnet man sich eine neue Welt. Man kann die herzliche Gastfreundschaft der arabischen Länder genießen, durch die verlorenen Täler Äthiopiens reisen und den Inhalt von Texten entschlüsseln, die vor Hunderten oder Tausenden von Jahren niedergeschrieben wurden.

 Semitistik in Marburg

Semitistik an der Philipps Universität Marburg ist ein kleines Fach, in dem Unterricht meist in kleinen Gruppen stattfindet. Jede*r Studierende erhält die persönliche Aufmerksamkeit von Lehrenden – viele sind profilierte Spezialist*innen auf ihren Gebieten.

Studierende der Semitistik lernen in der Regel 3-4 verschiedene semitische Sprachen und spezialisieren sich auf eine von ihnen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, sich dem wissenschaftlichen Vergleich verschiedener semitischer Sprachen zu widmen, um besser zu verstehen, wie der prähistorische Vorläufer der semitischen Sprachen aussah.

Bild einer Koransure
Bild: Stefan Weninger

Das Arabische hat viele charakteristische Merkmale der semitischen Sprachen gut bewahrt, weshalb es einen idealen Einstieg in die semitischen Sprachen darstellt. Das Moderne Hocharabisch ist Amtssprache von 28 Nationen und Sprache der arabischen Bildung und Medien. Daneben existieren zahlreiche, sehr unterschiedliche arabische Dialekte mit insgesamt ca. 300 Mio. Muttersprachlern.

Akkadisch: Die älteste schriftlich belegte semitische Sprache (seit ca. 2600 v. Chr.), benannt nach der antiken mesopotamischen Stadt Akkad. Akkadisch ist neben Sumerisch eine der bedeutendsten Sprachen des antiken Mesopotamiens.

Altäthiopisch/Ge’ez: Die Sprache des antiken Reiches von Aksum und bis heute Liturgiesprache der äthiopischen und eritreischen orthodoxen Kirche. Im Altäthiopisch-Kurs studiert man Königschroniken, Apokryphen und Heiligengeschichten.

hebräische Handschrift
Bild: Stefan Weninger

Hebräisch: Die Schriftsprache des Alten Testaments. Wurde fast zwei Jahrtausende lang lediglich als jüdische Liturgie- und Gelehrtensprache verwendet, aber im Zuge der jüdischen Einwanderung nach Palästina im 19. und 20. Jhd. erfolgreich als Alltagssprache wiederbelebt.

Syrisch: Im 2. Jhd. n. Chr. der aramäische Dialekt der Stadt Edessa (heute: Şanlıurfa) und bis heute Liturgiesprache nahöstlicher Christen. Die historischen syrischen Chroniken stellen die Geschichte der Mittelalter vor. Wer Syrisch lernt, erhält Zugang zu den vielfältigen aramäischen Varietäten, die seit dem 10. Jhd. v. Chr. schriftlich belegt sind und bis heute gesprochen werden, was Aramäisch zu einer der am längsten bezeugten Sprachen der Welt macht.

Außer den oben genannten Hauptsprachen werden immer wieder auch semitische Sprachen wie Ugaritisch, Amharisch oder Altsüdarabisch angeboten. Im Studium der Semitistik werden nicht nur Kenntnisse verschiedener Sprachen und Schriftsysteme erlernt und die Verwandtschaft dieser Sprachen untersucht, sondern die Studierenden erhalten daneben auch Einblicke in Kultur, Religion und Geschichte der Völker und Zivilisationen von Assyrien bis Äthiopien – und das direkt anhand der Quellen! 

Hier geht es zum Webauftritt der Semitistik.