10.07.2025 Statement zu transfeindlichen, rechten Angriffen

Die Situation queerer Menschen verschärft sich global vielerorts. Rechtliche Einschnitte, diskursiver Backlash und die Gefährdung körperlicher Unversehrtheit gehen dabei Hand in Hand.
Seit einigen Jahren wird auch in Deutschland ein drastischer Anstieg an rechter und queerfeindlicher Gewalt dokumentiert.(1, 2) Auch Hochschulen werden dabei vermehrt zu Orten, an denen queerfeindliche Übergriffe geschehen.(3)

Diese Gewalt ist eng verzahnt mit demokratiefeindlichen Bestrebungen:
Sie umfassen unter anderem antifeministische Angriffe auf Gender Studies  sowie kritische Wissenschaft im Allgemeinen, Diskreditierung von Antidiskriminierungsarbeit sowie Einschüchterungen und Bedrohungen gegenüber der Kommunalpolitik und zivilgesellschaftlichem Engagement (wie bspw. kürzlich gegen die Omas Gegen Rechts Marburg).

Diese zunehmenden Tendenzen zeigen sich aktuell auch am Fall von Dr. Tuuli Reiss. Tuuli Reiss arbeitet seit Jahren im Bereich Aufklärungs-, Beratungs- und Netzwerkarbeit zu trans Themen und ist in dieser Tätigkeit wiederholt massiven Online-Angriffen ausgesetzt. Diese Anfeindungen sind als Angriffe auf die Existenz von trans Personen und auf Demokratie zu werten.

Das gezielte Herausgreifen von Einzelpersonen in diesem Kontext findet insbesondere auf rechten Plattformen statt. Die dort getätigten Äußerungen basieren auf Diffamierung und Transfeindlichkeit. Auf diese Weise sollen exponierte Einzelpersonen durch großflächig verbreitete Verunglimpfungen sowie durch Veröffentlichung sensibler persönlicher Daten massiv bedroht und gefährdet werden. Die dort verbreitete Hetze zielt sowohl auf die ausgeübte Beratungs- und Aufklärungsarbeit zu trans Themen, als auch auf die Existenz als trans Person, insbesondere im Falle von transfemininen Personen.

Die Form dieser Angriffe ist nicht neu, jedoch häufen sie sich.
Die aktuellen Geschehnisse reihen sich somit ein in strategische Angriffe rechter Kräfte auf wissenschaftliche und demokratische Einrichtungen und Einzelpersonen.
Die Angriffe auf Einzelpersonen in diesem Kontext sind nicht als Einzelfall zu betrachten, sondern als Teil antidemokratischer, wissenschaftsfeindlicher, antifeministischer und queerfeindlicher Narrative und Bestrebungen. Diese und strukturelle Benachteiligung gegenüber trans und nicht-binären Personen finden sich auch im Hochschulkontext.

Als wissenschaftliche, demokratische Einrichtungen sprechen wir uns ausdrücklich gegen Transfeindlichkeit und rechte Hetze aus, sowie gegen jede Gewalt oder Aufrufen zu solcher. Wir verurteilen daher die aktuellen Angriffe. Unsere Solidarität gilt Dr. Tuuli Reis.

Wir stehen gemeinsam ein für kritische Wissenschaft, vielfältige Lebensweisen und eine demokratische Zivilgesellschaft.

 

Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung, Philipps-Universität Marburg
Stabsstelle Antidiskriminierung und Diversität, Philipps-Universität Marburg
Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, Philipps-Universität Marburg

 

(1) 
tagesschau vom 06.01.2025: Höchststand bei rechtsextremen Straftaten.
Online: hier (letzter Zugriff: 09.07.2025).

(2)
Bundeskriminalamt (2025): Lagebericht zur kriminalitätsbezogenen Sicherheit von LSBTIQ*.
Online: hier (letzter Zugriff: 09.07.2025). 

(3)
Gutsche, Peps; Steinfeldt-Mehrtens, Eddi; Völsch, Katharina (2025):
Hochschulen als Orte queerfeindlicher Angriffe. Politische Analyse und Handlungsempfehlungen.
Online: hier (letzter Zugriff: 09.07.2025).