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"'Genderismus' in der medialen Debatte. Konjunkturen eines aufgeladenen Themas"

Interdisziplinäre Ringvorlesung. ANTIFeminismus: Erforschung von Spannungsfeldern und Grauzonen

Veranstaltungsdaten

11. Juli 2019 18:15 – 11. Juli 2019 19:45
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Hörsaalgebäude Raum +2/0090

Seit Volker Zastrows Essay „Politische Geschlechtsumwandelung“ (FAZ 20.06.2006) wurden Gender-Themen auch in politischen Nachrichtenmedien immer wieder verhandelt, überwiegend mit antifeministischen Tenor. Dabei stellt sich die Frage, ob Medien äußere Ereignisse aufgreifen und zu entsprechenden Positionierungen nutzen oder ob sie nicht vielmehr als eigenständige Akteure in öffentlichen Gender-Debatten auftreten und Themen quasi selbst setzen (vgl. Imhof 2006, 2011). Der Vortrag geht dieser Frage nach und nutzt dabei die Ergebnisse eines Projekts das von Juli 2017 den bis Januar 2019 am Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung „‘Genderismus‘ in der medialen Debatte. Themenkonjunkturen 2006 bis 2016“ erforschte.

Einige Befunde stützen frühere Arbeiten: z.B. den Wandel von einem männerzentrierten zu einem familienzentrierten Antifeminismus (vgl. Scheele 2016) und die Chiffre des ‚unschuldigen Kindes‘, das gleichsam durch von Gender Mainstreaming getriebene ‚Frühsexualisierung‘ bedroht werde (vgl. Schmincke 2015). Daneben zeigen sich, insbesondere nach dem „Ereignis Köln“, Versuche der Resouveränisierung traditioneller Männlichkeiten in Debatten über den vermeintlichen Verlust männlicher Verteidigungsbereitschaft (vgl. Dietze 2016). In Leser_innenbriefen und online-Kommentaren wurden diese Positionierungen überwiegend affirmiert.

Zugleich sind Differenzierungen zu erkennen, sowohl zwischen konservativen und liberalen Medien (FAZ, Spiegel online, Süddeutsche Zeitung, Die Welt) und deren Leser_innen als auch zwischen verschiedenen Themen, z.B. Gender Studies, geschlechterbewusste Sprache oder vielfaltsorientierte Pädagogik auf der einen Seite und ‚Gender Trouble‘ im Feuilleton oder human interest-Geschichten auf der anderen.

 

Literatur

Dietze, Gabriele (2016): Das Ereignis Köln. In: Femina Politica 1, S. 93-102.

Imhof, Kurt (2006): Politik im »neuen«Strukturwandel der Öffentlichkeit,: fög discussionpaper GL-2006-0010, Forschungsbereich Öffentlichkeit und Gesellschaft, Zürich. Link

Imhof, Kurt (2011): Die Krise der Öffentlichkeit. Kommunikation und Medien als Faktorendes sozialen Wandels, Frankfurt/Main: Campus.

Näser-Lather, Marion/Oldemeier Anna Lena/Beck, Dorothee (2019): Einleitung. In: Diess. Backlash!? Antifeminismus in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Roßdorf, Ulrike Helmer (i.V.).

Scheele, Sebastian (2016): Von Antifeminismus zu 'Anti-Genderismus'? Eine diskursive Verschiebung und ihre Hintergründe Keynote auf der Tagung „Gegner*innenaufklärung – Informationen und Analysen zu AntiFeminismus“, Gunda-Werner Institut in der Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin 31.05.2016. Link

Schmincke, Imke (2015): Das Kind als Chiffre politischer Auseinandersetzung am Beispiel neuer konservativer Protestbewegungen in Frankreich und Deutschland. In: Anti-Genderismus : Sexualität und Geschlecht als Schauplätze aktueller politischer Auseinandersetzungen / Sabine Hark, Paula-Irene Villa (Hg.), S.93-108.

Zastrow, Volker (2006): Politische Geschlechtsumwandlung. FAZ 20.06.2006.

 

Bio-Notes

Dr. phil., wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Politikwissenschaft der Philipps-Universität Marburg, bis Januar 2019 im Projekt „‘Genderismus‘ in der medialen Debatte. Themenkonjunkturen 2006-2016“. Daneben freiberufliche Kommunikationsberaterin und Moderatorin und für den Journalistinnenbund ehrenamtliche nationale Koordinatorin des Global Media Monitoring Project (GMMP).

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Referierende

Dorothee Beck (Politikwissenschaft, Marburg)

Veranstalter

Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung