17.11.2009 Prof. Dr. Kerstin Palm: Was kann die biologische Forschung über Geschlechterunterschiede aussagen?
Die biologische Forschung gilt als objektive und zuverlässige Lieferantin von Faktenwissen über den lebenden Körper. Deswegen erscheinen ihre Ergebnisse gerade in Zeiten einer vermehrten Debatte über Geschlechteridentitäten als letzte Zuflucht, um sich im Dickicht divergierender Meinungen und unterschiedlicher Identitätsangebote zu orientieren. Die Vorlesungseinheit zur Biologie macht jedoch deutlich, dass auch die Ergebnisse biologischer Forschung als Produkte einer Kultur bedingten Naturauslegung gelesen werden müssen, die durch gesellschaftlich Machtverhältnisse geprägt sind. Am Beispiel der aktuellen Gehirnforschung wird anschaulich ein Einblick in die Arbeitsweise der kritischen Geschlechterforschung in der Biologie gegeben, der zugleich dazu anregen soll, selbst einen kritischen Blick auf naturwissenschaftliche Ergebnisse zu entwickeln und die in Umlauf befindlichen Forschungsergebnisse angemessen zu beurteilen.