01.08.2025 Neue Zentren, neue Dynamik: Ein Blick auf Chinas Städteranking 2025
Neue Zentren, neue Dynamik: Ein Blick auf Chinas Städteranking 2025
Seit 2016 veröffentlicht das chinesische Wirtschaftsmagazin Yicai (第一财经) jährlich ein Ranking der 337 Städte Chinas. Neben den vier traditionellen Ersttierstädten – Beijing, Shanghai, Guangzhou und Shenzhen – identifiziert die Rangliste 15 "New"1st-Tier Cities, 30 Second-Tier, 70 Third-Tier, 90 Fourth-Tier und 128 Fifth-Tier Cities. Ziel dieser Einstufung ist es, aufstrebende Städte zu erkennen, die – obwohl nicht formell als Ersttierstädte eingestuft – wirtschaftlich aktiv und besonders vielversprechend sind.
Das Ranking basiert auf fünf zentralen Indikatoren:
1. Konzentration kommerzieller Ressourcen (z. B. Präsenz großer Marken, Entwicklungsstand der kommerziellen Infrastruktur),
2. Verkehrsknotenpunkt-Funktion (z. B. Konnektivität über Flughäfen und Hochgeschwindigkeitszüge, industrielle Synergie),
3. Bevölkerungsaktivität (z. B. Konsumfrequenz, soziale Interaktion und Nachtleben),
4. Wettbewerbsfähigkeit in der neuen Wirtschaft (z. B. Innovationskraft von Unternehmen, Konsumtrends und industrielle Ökosysteme),
5. Zukunftspotenzial (z. B. Innovationsklima, Talentanziehung und städtische Skalierbarkeit).
Die Daten stammen sowohl aus öffentlich zugänglichen Quellen als auch aus Verhaltensdaten von Kooperationsplattformen.
Die New 1st-Tier Cities für das Jahr 2025 sind: Chengdu, Hangzhou, Chongqing, Wuhan, Suzhou, Xi’an, Nanjing, Changsha, Zhengzhou, Tianjin, Hefei, Qingdao, Dongguan, Ningbo und Foshan. Besonders hervorzuheben ist Hefei, das in den vergangenen Jahren durch Durchbrüche in Hochtechnologiebranchen wie Halbleiter, Quantenforschung und Künstliche Intelligenz auf sich aufmerksam gemacht hat. Die Stadt gilt durch die gezielte Einrichtung lokaler Fonds und die Förderung von Start-ups als Musterbeispiel für eine aktiv lenkende Rolle der Lokalregierung bei der Entwicklung der neuen Wirtschaft.
Wichtig zu beachten ist, dass dieses Ranking ein relatives Bewertungssystem verwendet. Die Anzahl der Städte pro Kategorie ist fix, was bedeutet: Wenn eine Stadt aufsteigt, fällt eine andere heraus. Es geht hierbei um die Gesamtwettbewerbsfähigkeit von Städten – nicht um deren Lebensqualität. So kann eine Fourth-Tier City sehr wohl eine hohe Lebensqualität bieten, während einige New 1st-Tier Cities in ihrer nationalen Ausstrahlung noch deutlich hinterherhinken. Beispielsweise nehmen Chengdu und Hangzhou in dieser Kategorie seit Langem Spitzenpositionen ein, während Foshan oder Jinan hinsichtlich ihrer Strahlkraft eher begrenzt sind. Insgesamt hat sich die Rangfolge der New 1st-Tier Cities in den letzten Jahren weitgehend stabilisiert.
Immer mehr junge Chines:innen entscheiden sich bei der Wahl ihres Wohnorts heute nicht mehr automatisch für "je größer, desto besser“. In den vergangenen Jahren kehrten viele aus Beijing, Shanghai, Guangzhou oder Shenzhen in ihre Heimatstädte zurück. Im Vergleich zu der hohen Arbeitsbelastung und den Lebenshaltungskosten in den traditionellen Ersttierstädten bevorzugen sie Städte, die sowohl berufliche Chancen als auch Lebensqualität bieten. Die New 1st-Tier Cities erfüllen genau diese Erwartung – sie eröffnen die Möglichkeit eines "idealen Zwischenraums“ zwischen Karriere, Innovation und Lebensfreude.
Quelle: Chinapolitan Newsletter & Yicai (in Chinesisch)