10.12.2025 Interview mit BR24: Stéphane Voell über das Projekt NAVINCLASS – Konflikten im Hörsaal besser begegnen
Am 1. Dezember 2025 startete an der Universität Marburg das internationale Projekt NAVINCLASS – Navigating Conflict in the Classroom. In einem aktuellen Interview mit BR24 erläutert Projektkoordinator Stéphane Voell, Ethnologe und Konfliktforscher, warum Konflikte im Seminarraum nicht nur unvermeidbar, sondern auch lernfördernd sind.
„Verschiedene Perspektiven bieten ein hohes Lernpotenzial“, betont Voell. Aus diesem Grund überträgt NAVINCLASS Methoden der Friedens- und Konfliktforschung in den Hochschulkontext: Studierende unterschiedlicher Herkunft, Religion oder politischer Überzeugung sollen lernen, respektvoll und konstruktiv miteinander umzugehen. Die Leitfrage des Projekts: Wie können wir Konflikte im Hörsaal produktiv bearbeiten, statt sie zu verdrängen?
NAVINCLASS wird von Forschungsteams aus Deutschland, Spanien, Portugal, Rumänien und Bosnien-Herzegowina getragen. Dass der Umgang mit Konflikten kulturell und historisch geprägt ist, sei ein entscheidender Vorteil, so Voell: „Wir lernen voneinander, wir sind sehr kooperativ – aber für jedes Land werden wir eigene Herangehensweisen entwickeln.“ Während in Bosnien-Herzegowina etwa Rollenspiele sinnvoll sein könnten, eignen sich in anderen Ländern stärker workshopbasierte Ansätze.
Zentral ist dabei das bewusste Ansprechen von Spannungen. „Man muss kontroverse Themen ansprechen, um sie zu bearbeiten“, sagt Voell, gerade dort, wo Konflikte aus historischen Gründen gerne vermieden werden.
In den kommenden drei Jahren entwickelt NAVINCLASS ein Set an Trainingsmodulen und Workshops, das Hochschulen dabei unterstützen soll, Polarisierungen entgegenzuwirken und eine konstruktive Diskussionskultur zu fördern.
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Dr. Stéphane Voell