21.11.2025 Konferenz: Re-thinking Peace and Conflict Studies in a Postcolonial World

Im Oktober 2025 fand die internationale Abschlusskonferenz des Forschungsnetzwerk "Postcolonial Hierarchies in Peace and Conflict" in Tunis statt.

Foto: Tareq Sydiq

Vom 10. bis 11. Oktober 2025 führte das Forschungsnetzwerk „Postcolonial Hierarchies in Peace and Conflict“ eine Abschlusskonferenz mit dem Titel „Re-thinking Peace and Conflict Studies in a Postcolonial World“ durch. Die Tagung brachte Forschende aus dem Netzwerk sowie regionale Partner zusammen, um die Disziplin Friedens- und Konfliktforschung aus postkolonialer Perspektive neu zu denken. In Kooperation mit dem „Merian Centre for Advanced Studies in the Maghreb“ (MECAM), welches im Anschluss das Merian Family Meeting (12.-13. Oktober) unter dem Titel „Knowledge Diplomacy and South-South-North-Cooperation: Revitalizing Bandung for the 21st Century in the Merian Centres Network” durchführte, wurden so über 60 Wissenschaftler*innen aus aller Welt in Tunis zusammengebracht. Dort wurden der Austausch zwischen dem Netzwerk und den weltweit fünf Merian-Zentren, mit denen eine langjährige Kooperation besteht, befördert, sowie die transnationale, multilinguale und dekolonisierende Wissenskooperation gestärkt.

Das Netzwerk „Postcolonial Hierarchies in Peace and Conflict“ ist ein vom Zentrum für Konfliktforschung koordiniertes Kooperationsprojekt zwischen dem Arnold-Bergstraesser-Institut (Freiburg), dem Zentrum für Konfliktforschung an der Philipps-Universität Marburg, der Universität Bayreuth und der Universität Erfurt. Es handelt sich um eine interdisziplinäre Forschungsinitiative, die vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) gefördert wird. Das Netzwerk untersucht, wie sich historisch gewachsene postkoloniale Hierarchien in der heutigen Konfliktdynamik manifestieren und welche Auswirkungen dies auf eine nachhaltige Konflikttransformation in der Zukunft hat.  Kooperationspartner sind zudem die Merian-Zentren ICAS:MP (Delhi), MIASA (Accra) und MECAM (Tunis) sowie das Africa Multiple Cluster. Bei der Ausrichtung der Tagung kooperierte das Netzwerk mit dem von der Philipps-Universität Marburg und der Université de Tunis koordinierten Merian Centre for Advanced Studies in the Maghreb (MECAM), welches als interdisziplinäres Forschungszentrum die Internationalisierung der Geistes- und Sozialwissenschaften im Mittelmeerraum fördert.

Die internationale Konferenz „Re-thinking Peace and Conflict Studies in a Postcolonial World“ vermittelte Ergebnisse aus der ersten Phase (2022-2026) des Forschungsnetzwerks „Postcolonial Hierarchies in Peace and Conflict“. In Tunis kamen Expert*innen zusammen, um die zentralen Forschungserkenntnisse des Netzwerks sowie neueste Entwicklungen im Feld post- und dekolonialer Wissenschaft zu diskutieren. Der Fokus lag dabei insbesondere auf der Kolonialität von Gewalt und Konflikt, der Dekolonialisierung von Wissen, der Kritik eurozentrischer Sicherheitskonzepte sowie auf Ansätzen transformativer Gerechtigkeit – Themen, welche die Arbeit des Netzwerks über die letzten Jahre maßgeblich bestimmt hatten. Die Konferenz beinhaltete akademische Panels, Roundtables und Keynotes und diente zugleich als Plattform zur Vorstellung zentraler Netzwerkpublikationen, darunter ein neues Handbuch zu Perspektiven aus dem Globalen Süden in der Friedens- und Konfliktforschung sowie eine digitale und frei zugängliche Encyclopaedia zur Umdeutung bestehender Forschungsfelder.

Beim anschließenden Merian Family Meetings mit Vertreter*innen aller fünf Merian-Zentren stand die Entwicklung von Strategien für eine gerechtere, plurale Forschungspraxis im Vordergrund. Die dabei erarbeitete Agenda für Wissensdiplomatie zielt insbesondere auf die Förderung von lokalen Forschungsinfrastrukturen, multilingualer Wissenskommunikation und South-South(-North) Kooperationen ab. Ein weiteres Kernanliegen des Family Meetings waren der Abbau epistemischer Hierarchien sowie die Sichtbarmachung marginalisierter Forschungsperspektiven.

Die Ausrichtung als Doppelveranstaltung ermöglichte es Teilnehmenden, sowohl an der Abschlusskonferenz, dem Merian Family Meeting, teilzunehmen und Strategien für die Forschungspraxis zu entwickeln. Die Tagung bot neben akademischen Diskussionen und Reflektionen somit wichtigen Raum für Austausch und Kollaboration über linguistische, regionale und disziplinäre Grenzen hinweg. Sie diente somit als Ausgangspunkt für eine Neuausrichtung von Forschung, welche sich kritisch mit Machtverhältnissen auseinandersetzt, auf Pluralität basiert und sich für epistemische Gerechtigkeit einsetzt.

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