14.11.2025 Neues Themenheft zu Landwirtschaftsprotesten veröffentlicht

Felix Anderl hat gemeinsam mit Janna Luisa Pieper (Uni Göttingen) ein Themenheft des Forschungsjournal Soziale Bewegungen veröffentlicht: "Diversität der Landwirtschaftsproteste in Deutschland Umkämpfte Reaktionen auf Transformationsdruck in agrarischen Strukturen".

Foto: Janna Luisa Pieper

Im Winter 2023/2024 entluden sich auf deutschen Straßen eine Menge Emotionen. Die Ankündigung der Bundesregierung, die Agrardieselsubventionierung und KfZ-Steuerbefreiung für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge abzuschaffen, mobilisierte ein breites landwirtschaftliches Spektrum. Die zelebrierte Zusammengehörigkeit und teils wütende Agitation der organisierten Kundgebungen von bäuerlichen Organisationen erhielten enorme mediale und politische Aufmerksamkeit – auch wegen einer in einigen Teilen zu beobachtenden rechten Schlagseite.

Das neue Themenheft des Forschungsjournals bietet einen differenzierten Blick auf die landwirtschaftlichen Proteste und zeigt deren Ursprünge, Repertoires und politische Artikulationsformen. Wissenschaftler*innen aus unterschiedlichen Fachdisziplinen betrachten die landwirtschaftlichen Proteste der letzten Jahre (ab 2019) in Deutschland aus (agrar-)soziologischer und politikwissenschaftlicher Perspektive und präsentieren hier ihre theoretischen und empirischen Erkenntnisse.

Das Themenheft bietet die erste umfassende Analyse der „Bauernproteste“ der letzten Jahre. Die Beiträge zeigen multiperspektivisch die Dynamik, Ursprünge und politische Richtung der Proteste. So konstatiert etwa die empirische Studie von Birgit Peuker, Renata Motta, Lea Loretta Zentgraf und Judith Müller zu den Protestveranstaltungen von „Wir haben es satt“ und der Abschlusskundgebung der Aktionswoche der Bauernproteste antagonistische Tendenzen . Einen Einblick in die Transformationsorientierungen von protestierenden Landwirt*innen der Bauernproteste im Winter 2023/24 gewähren Hajo Holst, Steffen Niehoff und Martin Franz mit ihrer mixed-methods-Studie. Wie populistische Narrative genutzt werden, zeigt Ella Isenberg in ihrer Analyse der Reden auf einer zentralen Kundgebung der Landwirtschaftsproteste.
Diese und drei weitere Beiträge ergeben zusammen eine facettenreiche Betrachtung der komplexen Lage der Menschen in der Landwirtschaft und deren politische Verortung in Zeiten des Transformationsdrucks.

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