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Die Heilige Kümmernis als Ikone des Aufbegehrens
Dr. Katja Triplett stellt Bilder und Legenden einer ungewöhnlichen Heiligen vor.

Zeit: 03.06.2008 20:00 h
Ort:Seminarraum Religionswissenschaft, Gebäude „Landgräfliche Kanzlei“, Landgraf-Philipp-Straße 4, 35037 Marburg

Referierende/Beteiligte:
Dr. Katja Triplett (Religionskundliche Sammlung der Philipps-Universität; Fachgebiet Religionswissenschaft)

Weitere Informationen:
 Die meisten Darstellungen der Heiligen Kümmernis zeigen eine bärtige Frau am Kreuz. Was bedeutet dieses ungewöhnliche, ja oft als grotesk bezeichnete Bild einer vermännlichten Märtyrerin? Wie wurde sie in der Vergangenheit kultisch verehrt? Wie sieht die Verehrung dieser fast vergessenen Heiligen heute aus? Die Heiligenlegenden erzählen seit dem 15. Jahrhundert von einer tief gläubigen portugiesischen Prinzessin, die gegen ihren heidnischen Vater aufbegehrt, auf wundersame Weise das Antlitz Christi annimmt und den Tod am Kreuz sterben muss. Historische Spuren führen zu einer St. Wilgefortis, die in Flandern wohl schon im 14. Jh. angerufen wurde, Notleidende „zu entkümmern“. Später gibt es Überlagerungen mit Darstellungen und Legenden um den Volto Santo, dem „Heiligen Antlitz“ des gekreuzigten Christus, aus einer ganz anderen Gegend: Lucca in Italien. Im Vortrag wird das weite Spektrum der Interpretationen der eindrücklichen Bilder und Legenden vorgestellt, um eine Diskussion aktueller Entwicklungen anzuregen, in denen Homosexuelle die Heilige als Schutzpatronin ansehen und beispielsweise ein Bild der Sankt Kümmernis in der Christopher Street Day-Parade mitführen.

Veranstalter:
Referat für Homosexualität, Kultur und Wissenschaft des AStA Marburgs, Autonomes Schwulenreferat des AStA Marburgs und Tuntonia e.V. in Zusammenarbeit mit der Religionskundlichen Sammlung