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Internationaler Museumstag

Bericht über den Internationaler Museumstag am 17. Mai 2009 in der Religionskundlichen Sammlung der Philipps-Universität Marburg

Im Rahmen des Internationalen Museumstages am Sonntag, den 17. Mai 2009, öffnete die Religionskundliche Sammlung zwischen 11 und 17 Uhr ihre Türen. Das Thema Reisen, welches das diesjährige Motto des Internationalen Museumstages war, bot vielfältige Möglichkeiten zu kleinen Exkursionen in der Religionskundlichen Sammlung:


Ins Schneeland und zurück - seltene Fotos deutscher Zentralasienexpeditionen (Dr. Katja Triplett)

Den Sammlern auf der Spur - Einblicke in Geschichte(n) der Religionskundlichen Sammlung (Josefine Frank / Maria Mahler)

Ägyptische Götter unterwegs - Die Erzählungen von Isis und Osiris (PD Dr. Christa Frateantonio)

Jenseitsreisen im Buddhismus (Stephan Zandt)

Jenseitsreisen im Hinduismus (Christoph Wagenseil, M.A.)

Jenseitsreisen in afrikanischen Religionen (Barbara Weik)

Gut besucht waren die verschiedenen Führungen unter anderem zu folgenden Themen:

Ägyptische Götter unterwegs - Die Erzählungen von Isis und Osiris (PD Dr. Christa Frateantonio):

In der Führung von Frau Frateantonio mit dem Titel "Ägyptische Götter unterwegs: Die Erzählungen von Isis und Osiris" wurde das Thema Reisen auf zweifache Weise thematisiert: Zunächst ging es um die Suche der ägyptischen Göttin Isis nach ihrem toten Gatten und Bruder Osiris in ganz Ägypten; ein Motiv, das auch im Kult eine prominente Rolle spielte.  

Im Anschluss daran wurde die 'Wanderung' des ägyptischen Kultes in andere antike Kulturen erörtert: Dazu gehört die Rezeption des Isis-Kultes in Griechenland und Rom ebenso wie die Übernahme ikonographischer Elemente der Isis für Darstellungen der Maria im Christentum.

Jenseitsreisen im Hinduismus (Christoph Wagenseil, M.A.):

Das Thema "Jenseitsreisen im Hinduismus" ist in mehrfacher Hinsicht ein schwieriges Thema. Zunächst wurde betrachtet, wie der Begriff "Hinduismus" entstand und dass es gewinnbringend sein kann, eher von vielen hinduistischen Religionen zu sprechen. Zudem wurde über den Begriff "yoga" (Weg) versucht, die Vielfalt möglicher "Wege" in diesem Rahmen anzureißen. Vom Volkshochschulkurs und Hatha Yoga ging es über andere wohlmöglich bekannte Ansatzpunkte wie Hare Krishna als eine Form von Bhakti Yoga zur gelebten Religion einerseits und zu den Schriften (insbesondere Bhagavadgita) auf der anderen Seite.

Nun war es natürlich auch notwendig, einige Grundbegriffe zu erklären, etwa das Erreichen von moksha als Befreiung von den Anhaftungen des Kreislaufes der Wiedergeburt. Als Kontrastfolie zur Vermittlung der möglichen Aspekte wurde eine kleine Gegenüberstellung von Kali und Shankara versucht.

Auch das Wort "Jenseits" aus christlicher Provenienz erfuhr seine Kritik als Beschreibungskategorie östlicher Religiosität. So wurde geschaut, was alles im Hinduismus KEINEM Jenseits entspräche. Als Schlusslicht wurde demnach etwas phänomenologisch geschaut, inwiefern die siddhis, welche dem Yogi / der Yogini auf höherer Entwicklungsstufe begegnen können sollen, insofern diese neben so etwas wie "Telepathie" auch das Bereisen der Wohnbezirke der Götter ermöglichen, etwas mit "Jenseitsreisen" - oder zumindest "Astralreisen" o.ä. - zu tun haben. Eine letztendliche Betrachtung der Bezirke für devas und ashuras entschied sich schließlich für eine Verneinung der Frage.

Jenseitsreisen in afrikanischen Religionen (Barbara Weik):

Bei dieser Führung wurden die Besucher auf eine Reise auf den afrikanischen Kontinent, genauer gesagt in den südwestlichen Part von Nigeria und in den Benin, in das Land der Yoruba, mitgenommen. In der Kosmologie der Yoruba gibt es zwei verschiedene, jedoch untrennbar miteinander verbundene Bereiche: Aye, die diesseitige Welt der Lebenden und Orun, die jenseitige Welt der Götter, Geister und Ahnen. Jedoch kennen die Yoruba keinen Dualismus zwischen Diesseits und Jenseits. Die diesseitige Welt ist zutiefst durchwoben und beeinflusst von Kräften, Prüfungen und Hilfen der jenseitigen Götter-, Geister und Ahnen. Konkrete Anweisungen und Ratschläge von den Orishas, den Yoruba-Gottheiten, die in Orun leben, erhalten die Yoruba durch das Medium des Ifa-Orakels. Ifa ist die Gottheit des Orakels, er gibt Antworten und Weisungen. Da er zwischen Himmel und Erde lebt, für die Götter spricht und mit den Menschen gleichermaßen kommunizieren kann, ist er der Vermittler zwischen beiden Welten. Ein Yoruba konsultiert das Orakel zu verschiedenen Lebensfragen. Er geht zum Diener des Ifa-Orakels, dem Babalawo, der die Orakelbefragung für den Bittsteller durchführt. Die Besucher lernten unterschiedliche Techniken der Orakelbefragung kennen und wurden mit den religiösen Objekten, welche innerhalb einer Ifa-Orakelbefragung benutzt werden, vertraut gemacht.