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30.10.2023 Der Nachlass Walter Böhmes wurde der Universitätsbibliothek Marburg als Geschenk übereignet

Eine Collage aus einem Foto des aufgeschlagenen Tagebuchs und einem Foto des jungen Walter Böhme auf dem Expeditionsschiff "Krabbe"
Foto links: Susanne Saker Foto rechts: Nachlass Böhme
Gruppenfoto
Foto: Susanne Saker
Von links nach rechts: Dr. Lydia Kaiser, Barbara Scholl-Böhme, Erich Böhme, Prof. Alfred Pletsch, Dr. Andrea Wolff-Wölk

Am 13.10.2023 wurde der Universitätsbibliothek Marburg, vermittelt durch Prof. Alfred Pletsch, der Nachlass Walter Böhmes zum Geschenk gemacht.
Walter Böhme (1904 – 1969) studierte in Frankfurt Geographie, Deutsch und Sport auf Lehramt und hatte seit 1937 eine Planstelle am Gymnasium Philippinum inne. Doch schon zwei Jahre später wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und kehrte erst 1949 an das Gymnasium in Marburg zurück, an dem er bis an sein Lebensende als stellvertretender Leiter tätig war.[1] Seine Schwiegertochter Barbara Scholl-Böhme hatte die gesammelten Dokumente ihres Schwiegervaters jahrzehntelang im Verborgenen aufbewahrt, bevor sie sie Ende 2015 der Marburger Geographischen Gesellschaft zum Geschenk anbot.

Schon damals stellte sich schnell heraus, dass dieser Nachlass in vielerlei Hinsicht sehr interessant ist. Denn er enthält neben diversen Schriftstücken und Dokumenten auch die Tagebücher Walter Böhmes, in denen er seine Erlebnisse der Grönlandexpedition festhielt, an der er als junger Doktorand 1929 teilnehmen durfte. In den Tagebüchern beschreibt Walter Böhme wie er zufällig auf dem Wegener’schen Expeditionsschiff „Krabbe“ landete und seine Schilderungen lassen den Schluss zu, dass sich die beiden Männer, wenn nicht gar angefreundet, so zumindest doch gut verstanden haben. Das „arktische Zusammentreffen“[2] war nicht vorgesehen, denn Böhme und Wegener befanden sich im Sommer 1929 auf völlig unterschiedlichen Expeditionen.

Buchcover Alfred Wegener: Mit Motorboot und Schlitten in Grönland
Foto: UB Marburg

Prof. A. Pletsch hat die Tagebücher damals sofort gesichtet und 2016 erste Ergebnisse publiziert.[3] Aus den veröffentlichten Artikeln wird schnell klar, dass der Nachlass für die Forschung wertvolle Materialien enthält. Die Tagebucheintragungen Böhmes sind eine wichtige Komplementärquelle zu den Berichten Alfred Wegeners, der Walter Böhme in seinen Aufzeichnungen etliche Male namentlich erwähnt.[4] Die UB Marburg besitzt bereits einen Teil des Wegener-Nachlass. Daher freut sie sich umso mehr über die Schenkung und wird den Nachlass Böhme verzeichnen und der Forschung zugänglich machen.

[1] Vgl. Pletsch, A.: Mit Alfred Wegener im grönländischen Eis! Tagebücher von Dr. Walter Böhme aufgetaucht. In: Jahrbuch 2015 der Marburger Geographischen Gesellschaft, 2016, S. 127 f.
[2] Ebd.: S. 126.
[3] Ebd.: S. 126 -142
[4] Vgl. Wegener, A.: Mit Motorboot und Schlitten in Grönland. Bielefeld und Leipzig 1930, S. 181.

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