08.05.2025 Notfallverbund Marburger Kultureinrichtungen probt für den Katastrophenfall
Übung der Marburger Archive, Museen, Bibliotheken und Universitären Sammlungen und der Feuerwehr zur Rettung wassergeschädigten Kulturguts am 7. Mai 2025

Jede Minute zählt, wenn Archivmaterialien und Kulturgüter durch ein Schadensereignis betroffen sind: Das kann ein Wasserrohrbruch sein, ein Brand oder – immer häufiger – Extremwetter mit Starkregen.
Dann gilt es zügig und koordiniert zu handeln, die Schritte der Bergung und Erstversorgung genau zu kennen und engen Kontakt mit den Einsatzkräften vor Ort zu halten.
Die Abläufe für einen solchen Einsatz regelt ein Notfallplan, der u.a. erfasst, wo sich die Bestände einer Einrichtung befinden, die zuvorderst gerettet werden müssen. Kultureinrichtungen in der Stadt Marburg haben spartenübergreifend im Jahr 2022 einen Notfallverbund gegründet, um sich für einen solchen Notfall zu wappnen, Kenntnisse auszutauschen und sich im Katastrophenfall gegenseitigen zu unterstützen. Beraten werden die Einrichtungen von der Feuerwehr der Stadt Marburg, dem Fachbereich Gefahrenabwehr des Landkreises Marburg-Biedenkopf, der örtlichen Polizei sowie dem THW Ortsverband Marburg.
Am 7. Mai 2025 fand die erste gemeinsame Notfallübung statt, bei der die Abläufe erprobt wurden und zum ersten Mal die mithilfe von Fördermitteln der KEK (Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes) erworbene Notfallausrüstung zum Einsatz kommen konnte.
Ausgewählt war als Ort die Archivschule Marburg und z.T. auch das gegenüberliegende Staatsarchiv Marburg am Friedrichsplatz. Dort führten Mitarbeitende aus den Archiven, Museen, Bibliotheken und Sammlungen gemeinsam mit der Feuerwehr Marburg die Übung durch. Bei der Übung kam natürlich kein echtes Archiv- oder Bibliotheksgut zu schaden.


Vorbereitet hatte die Übung eine Arbeitsgruppe des Notfallverbundes, geleitet wurde sie von Matthias Frankenstein, Leiter der Abteilung Bestandserhaltung an der ULB Darmstadt, Fachberater Kulturgutschutz im Katastrophenschutzstab der Stadt Darmstadt und seit vielen Jahren in der Notfallprävention tätig. Nach einem Einführungsvortrag von Herrn Frankenstein begann der Einsatz: Aus den Notfallcontainern, die die Feuerwehr aus ihrem Lager herantransportiert hatte, wurden die benötigten Materialien – Kleidung, Tische, Wassersauger etc. – herausgeholt und aufgebaut, während die erste Einsatzgruppe mit der Bergung des Tage zuvor gewässerten Materials startete. An mehreren Versorgungsstationen wurden dann die Akten, Amtsdruckschriften, Bücher und AV-Materialien grob gereinigt und je nach Material und Schadensbild verpackt und fachgerecht behandelt. Bei durch Wasser beschädigtem Kulturgut ist vor allem die Schimmelbildung zu verhindern, weshalb im echten Notfall dieses verpackte Material zügig eingefroren werden müsste.
Wichtig ist die Dokumentation der beschädigten Objekte, die sowohl schriftlich als auch fotografisch festgehalten wurde. Die Übung begleitet haben Studierende der Archivschule Marburg für eine anschließende Evaluation. Diese ist erforderlich, um Optimierungspotenzial bei den Abläufen mit Blick auf spätere Einsätze zu erkennen. Alle Beteiligten konnten Sicherheit gewinnen im Umgang mit der Notfallausrüstung und dem Ablaufplan. Die Kultureinrichtungen haben noch einmal wichtige Hinweise für ihre hausinternen Notfallpläne erhalten und sind somit gut gerüstet!
Ausdrücklicher Dank geht an die Marburger Feuerwehr und an das Deutsche Rote Kreuz, das die Notfallgruppe während des Einsatzes mit einem stärkenden Eintopf versorgte.
Mehr Informationen zu den beteiligten Einrichtungen finden Sie auf der Homepage des Notfallverbundes.
Kontakt
Dr. Lydia Kaiser