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Hörsaalgebäude - Sanierung und energetische Ertüchtigung

Foto: Thomas Scheidt
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Allgemein

Das zentrale Hörsaalgebäude der Philipps-Universität wurde von August 2010 bis Oktober 2011 einer grundlegenden energetischen Sanierung unterzogen. Damit verbunden war eine umfangreiche Schadstoffsanierung sowie eine Verbesserung des Brandschutzes und der Barrierefreiheit. Die Baumaßnahme wurde vom Bund durch das Konjunkturpaket II mit rund 11 Millionen gefördert.

Das im Jahre 1964 fertig gestellte und mittlerweile unter Denkmalschutz gestellte Gebäude ist ein gelungenes Beispiel für die Architektur der Zeit: In der Tradition der Klassischen Moderne stehend, besticht die Gebäudehülle durch ihre klare, lineare Struktur, die dem kubischen Baukörper bei aller Kompaktheit durchaus auch Tranparenz und schlichte Eleganz verleiht. Die Fassade des dreigeschossigen Stahlbetonskelettbaus wird durch umlaufende, transparente und anthrazitfarbene Fassadenbänder horizontal gegliedert, die Geschosse sind dadurch von außen deutlich ablesbar. Eingefasst von umlaufenden Fluren, Treppenhäusern sowie Sanitär- und Seminarräumen im Norden und Süden, markiert ein massiver Hörsaalblock das Zentrum des Gebäudes. Hier finden sich auf drei Geschossen zehn Hörsäle von unterschiedlicher Größe sowie das etwa 900 qm große Auditorium Maximum.

Nach heutigen Standards wies das Gebäude vor der Sanierung zum Teil erhebliche Defizite vor allem im energetischen Bereich auf. So hatte man, wie damals üblich, keine Wärmedämmung eingebaut wodurch der Energieverbrauch und damit der CO2-Ausstoß deutlich über dem eines vergleichbaren modernen Gebäudes lag.

Energetische Sanierung

Um die Energiebilanz des Gebäudes zu verbessern, wurde im Rahmen der Sanierungsmaßnahme die gesamte Gebäudehülle gedämmt. Die bestehende Glasfassade wurde gegen ein neues, thermisch getrenntes Fassadensystem ausgetauscht. Durch den Einsatz von Sonnenschutzverglasung und außen liegenden Jalousien wurde die sommerliche Sonneneinstrahlung reduziert und damit die energieintensive Kühlung deutlich verringert.

Eine wesentliche Energieeinsparung konnte zudem durch die Erneuerung der Gebäudetechnik erreicht werden. Wie die Fassade, war auch die Klimaanlage und die Lüftungsgeräte noch aus den 1960er Jahren und hatten das Ende ihrer Lebensdauer erreicht, bzw. überschritten. Die neue Gebäudetechnik wird zusätzlich durch eine intelligente, bedarfsgerechte Steuerelektronik unterstützt, sodass nur soviel Energie verbraucht wird wie gemessen an der Umgebungstemperatur und Belegung des Gebäudes benötigt wird. Um die neue Gebäudetechnik bei laufendem Betrieb der Altanlage installieren zu können, wurde im Dachgeschoss eine neue Technikzentrale errichtet. Diese nimmt die Kubatur der bestehenden Dachlandschaft auf und fügt sich harmonisch in den Bestand ein.

Der Brandschutz konnte sowohl technisch durch den Einbau einer neuen Brandmeldeanlage als auch baulich erheblich verbessert werden. Sämtliche Rauchschutzwände in Fluren, Foyers und in den Treppenhäusern wurden erneuert und derart platziert, dass jeder Hörsaal nun über mindestens zwei Ausgänge in unterschiedliche Rauchabschnitte verfügt. Vor der Sanierung lagen bei einigen Hörsälen beide Türen in demselben Rauchabschnitt. Auch in Bezug auf die Barrierefreiheit wies das Gebäude einige Defizite auf: So konnten Rollstuhlbenutzer das Gebäude bisher nur über den an der Westseite liegenden Aufzug erreichen. Dieser Zugang ist jedoch dem Haupteingang genau entgegengesetzt. Durch den Anbau zweier rollstuhlgerechter Rampen können Rollstuhlfahrer das Gebäude nach der Umbaumaßnahme nun sowohl über den Haupteingang als auch über die Terrasse zur Cafeteria betreten.

Da das Hörsaalgebäude während des Semesters unverzichtbar ist, musste die gesamte Baumaßnahme bei laufendem Betrieb durchgeführt werden. Um die Lehrveranstaltungen möglichst wenig zu beeinträchtigen, wurden besonders lärmintensive Arbeiten vorrangig in die vorlesungsfreie Zeit gelegt.

Von Ende 2018 bis Mitte 2019 wurden die Toiletten im Hörsaalgebäude umfassend saniert.

Daten

  • Fertigstellung des Hörsaalgebäudes: 1964
  • Architekten: Staatsbauamt Marburg
  • Umbauplanung: Hascher Jehle Architektur, Berlin
  • Projektleitung: Philipps-Universität Marburg, Dezernat IV A Gebäudemanagement und Technik
  • Dauer der Sanierung: August 2010 bis Oktober 2011
  • Umbaukosten: ca. 11,3 Mio Euro
  • erwartete Energieeinsparung: rund 50 %

Maßnahmen der Sanierung im Einzelnen:

  • Austausch der bestehenden Pfosten-Riegel-Fassade
  • Wärmedämmung der gesamten Gebäudehülle
  • Thermisch wirksame Verschattung der transparenten Fassadenflächen
  • Sanierung der Anlagentechnik für Kühlung und Raumlufttechnik
  • Erweiterung der Technikzentrale auf dem Dach
  • Barrierefreiheit
  • Brandschutzertüchtigung
  • Schadstoffsanierung
  • Sanierung der elektrischen Anlagen
  • Sanierung der Sanitäranlagen (2018-2019)