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Verarbeitung von Wortformen bei monolingualen und bilingualen Kindern

Foto: Benjamin Hein
Dr. Karin Hein
(wiss. Mitarbeiterin und akademische Sprachtherapeutin)

Kontakt

Philipps-Universität Marburg
FB09 (Germanistik & Kunstwissenschaft)
Institut für Germanistische Sprachwissenschaft
AG Klinische Linguistik

Betreuung

Prof. Dr. Christina Kauschke (Erstbetreuerin)
apl. Prof. Dr. Frank Domahs (Zweitbetreuer)

Thema

Wie dem Titel meines Promotionsprojektes zu entnehmen ist, geht es dabei thematisch um die Verarbeitung von Wortformen hinsichtlich der Qualität abgespeicherter Repräsentationen von Wortformen und deren Abruf bei sprachlich typisch entwickelten sowie sprachauffälligen monolingualen und bilingualen Kindern im Grundschulalter.

Ziele/Fragestellungen

Um weitere Informationen zur lexikalischen Verarbeitung von Kindern zu sammeln und diese besser verstehen zu können, stellte sich zum einen die Frage nach der Entwicklung der Verarbeitungsfähigkeiten von Wortformen bei sprachunauffälligen Kindern im Laufe des Grundschulalters.
Weiterhin interessierte mich der differentialdiagnostische Aspekt dahingehend, ob sich unterschiedliche sprachliche Profile finden lassen, die Hinweise auf einen semantischen und/oder wortformbasierten Störungsschwerpunkt liefern. Dabei wurden die Fähigkeiten zur lexikalischen und insbesondere zur Wortformverbeitung monolingualer und bilingualer Kinder untersucht und verglichen.

Probanden

Um den Fragestellungen nachzugehen, wurden insgesamt 233 mono- und bilinguale Kinder im Grundschulalter (6;0-9;11 Jahre) mit und ohne sprachliche Auffälligkeiten untersucht.

Methode

Graphik: Karin Hein

Im rezeptiven Teil wurden die Kinder im Hinblick auf ihre Fähigkeiten zum lexikalischen Entscheiden getestet. Diese Aufgabe prüft den Detailgrad abgespeicherter Wortformrepräsentationen. Der Proband hört dabei über Kopfhörer ein Wort (Nomen oder Verb) und wird angeleitet, per Knopfdruck am Computer zwischen Real- und Pseudowort zu unterscheiden (s. Abb. 1).

Graphik: Karin Hein

In dem sich anschließenden expressiven Teil wurden den Kindern verschiedene, sich wiederholende Items (Nomen und Verben) zur Schnellbenennung bereits bekannter und vorab besprochener Wörter vorgelegt (s. Abb. 2), um den Abruf von Wortformen zu untersuchen. Alle verwendeten Items wurden in Bezug auf verschiedene lexikalische Einflussfaktoren kontrolliert (z.B. Anzahl phonologischer Nachbarn, Wortlänge) und variiert (z.B. Frequenz).

Zusätzlich zu den Experimenten wurden mit den Kindern der WWT (Glück, 2011) in seiner Kurzversion sowie je nach Alter 4-7 Subtests des PhoMo-Kids (Stadie & Schöppe, 2014) durchgeführt.

Ergebnisse

Die untersuchten Kinder zeigten mit zunehmendem Alter Verbesserungen in der rezeptiven (Lexikalisches Entscheiden) und expressiven (Schnellbenennen) Verarbeitung von Wortformen. Die Ergebnisse einer Clusteranalyse ergaben bei monolingualen und bilingualen Kindern jeweils fünf lexikalische Profile, die sich durch unterschiedliche Stärken und Schwächen auszeichnen. Sowohl in Bezug auf ihre lexikalischen Profile als auch hinsichtlich ihrer Leistungen in den verschiedenen Aufgaben konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen monolingualen und bilingualen Kindern über alle Altersgruppen hinweg identifiziert werden. Allerdings wurden Hinweise auf Unsicherheiten in der Verarbeitung von Wortformen bei bilingualen im Vergleich zu monolingualen Kindern zu Beginn der Grundschulzeit ersichtlich. Diese Unterschiede konnten zum Ende der Grundschulzeit nicht mehr festgestellt werden. Eine genauere Betrachtung der Aufgaben zum Lexikalischen Entscheiden und Schnellbenennen sowie ein Vergleich dieser mit anderen Aufgaben (Wort-Bild Zuordnung, Bildbenennen, LE im PhoMo-Kids und Lesen) ermöglichten einen ersten Erkenntnisgewinn für den Einsatz der Aufgaben in der sprachtherapeutischen Praxis hinsichtlich differentialdiagnostischer Möglichkeiten im Rahmen der Diagnostik lexikalischer Auffälligkeiten.

Veröffentlichungen

Präsentationen

  • Hein, K. Verarbeitung von Wortformen im normalen und gestörten Spracherwerb im Linguistischen Kolloquium der Universität Siegen (18.7.2018)
  • Hein, K., Beckermann, E. & Kauschke, C. Verarbeitung von Wortformen im normalen und gestörten Spracherwerb auf der ISES X in Dortmund (17.11.2018)
  • Hein, K. & Kauschke, C. Profile der Wortverarbeitung bei Kindern im Grundschulalter auf der 34. Arbeitstagung der Fachgruppe “Psychologie der Kommunikation und ihrer Störungen” in der Sektion Klinische Psychologie des BDP in Rauischholzhausen (10.5.2019)
  • Hein, K. & Kauschke, C. Profiles of word processing in school-age children auf dem Child Language Symposium in Sheffield (11.07.2019)
  • Hein, K. & Kauschke, C. Word form processing in bilingual children. Posterpräsentation auf der 18th biennial conference of the International Clinical Phonetics and Linguistics Association (ICPLA), ausgerichtet durch die University of Strathclyde, Glasgow (23.06.2021)