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29. Juni – 01. Juli 2022
»Literatur vor Gericht – Freiheit der Kunst oder Schutz der Persönlichkeit?«
Interdisziplinäre Arbeitstagung

Gegenwärtig ist eine Flut von Privatklagen wegen Beleidigung, Verleumdung sowie Verletzung der Persönlichkeitsrechte zu beobachten, die sich an nicht oder nur bedingt justiziablen künstlerischen Reden entzünden. Entscheidend ist dabei das Verhältnis von Fiktionalität und Faktualität, das zur Statusbestimmung von literarischer Rede unhintergehbar ist. Wenngleich hierzu unzählige literaturwissenschaftliche Debatten existieren, ist die Definition von Literatur innerhalb rechtlicher Kontexte überraschend veraltet: Der üblicherweise herangezogene Fiktionalitätsbegriff stammt aus dem 19. Jahrhundert; mitunter fehlt jegliches Konzept von öffentlichem Raum, das Fiktionalisierung und Adressierung zusammendenkt. Die Frage, wie nicht-poetische Wissensordnungen wie das Recht mit dem Status poetischer Reden umgehen, inwiefern also eine in literarischen Texten verortete Beleidigung überhaupt prozessiert werden kann, steht daher geradezu provokant im Raum. Kann Literatur beleidigen? Wer kann durch sie beleidigt werden? Inwiefern kann der Schutz der Persönlichkeit mit der Freiheit poetischer Rede verrechnet werden? Und wo liegen, gerade angesichts der zunehmend unklaren Abgrenzung zwischen der privaten und den in einer (medialen) Öffentlichkeit präsenten Personae eines Einzelnen, die Grenzen von Fiktion und Fiktionalisierbarkeit?
Diese und ähnliche Fragen sollen im Rahmen der interdisziplinären Arbeitstagung anhand prominenter Rechtsfälle der jüngeren Gegenwart (Maxim Billers Roman Esra, der ‚Fall‘ Bushido vs. Fler, Jan Böhmermanns Schmähkritik) intensiv und disziplinär kontrastiv diskutiert werden.

Gäste sind herzlich willkommen!

Zum Programm der Tagung (Flyer und Poster)


Organisation:
Prof. Dr. Hania Siebenpfeiffer ― Prof. Dr. Fabian Wolbring – Lukas Müller ― Raja Moeller ― Franziska Plettenberg

Institut für Neuere deutsche Literatur
Philipps-Universität Marburg
Deutschhausstraße 3
35037 Marburg

Rezension zur Tagung mit unterhaltsamem Quiz