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monographische Buchpublikationen


Garderobenwechsel. »Das Fräulein von Scuderi« in Taschenbuch, Lieferungswerk und Journal (1819-1871). Hannover 2018

In gut fünf Jahrzehnten nach seiner ersten Veröffentlichung im Herbst 1819 im ›Taschenbuch für das Jahr 1820. Der Liebe und Freundschaft gewidmet‹ ist »Das Fräulein von Scuderi« in unterschiedlichen Medienformaten siebzehn weitere Male abgedruckt worden: in einem Unterhaltungsblatt, einem Lieferungswerk, in Erzählanthologien und Werkausgaben und schließlich auch monographisch. Die Forschung zu Hoffmanns Erzählung trägt diesem Sachverhalt kaum Rechnung, verweist gelegentlich noch auf die ersten Abdrucke, bezieht sich aber wie selbstverständlich auf moderne Werkausgaben. »Das Fräulein von Scuderi« gelangt so als gleichsam abstrakter, vom jeweiligen Erscheinungsort und -bild unabhängiger ›Text‹ in den Blick. Die vorliegende Studie sucht die zahlreichen Abdrucke des »Fräuleins von Scuderi« hingegen als materiale Objekte ernst zu nehmen. Jede dieser Veröffentlichungen gibt der Erzählung ein spezifisches Gepräge, mit dem sie sich auf dem jeweiligen literarischen Markt in Szene setzt und der zeitgenössischen Rezeption Lektüreangebote macht. »Das Fräulein von Scuderi« setzt sich zu diesem Sachverhalt ins Verhältnis, lenkt die Aufmerksamkeit des Publikums um auf die Funktionsweisen und semantischen Implikationen der unterschiedlichen Medienformate und schlägt aus den jeweiligen ›Auftritten‹ ungeahntes ästhetisches Kapital.

Völkerschau – Kannibalismus – Fremdenlegion. Zur Ästhetik der Transgression. 1897-1936. Tübingen 2005

Mit Peter Altenbergs ›Ashantee‹ (1897), Hanns Heinz Ewers’ ›Mamaloi‹ (1907) und Ernst Jüngers ›Afrikanischen Spielen‹ (1936) nimmt die Untersuchung drei literarische, mit ›Franz Bratuscha‹ (1900-1904), ›Paul Trömel‹ (1913) und ›Entarteten Mädchen‹ (1913) drei empirische ›Fälle‹ in den Blick – ›Fälle‹, die (auf den im Titel genannten Feldern) um das Problem der Transgression zentriert sind. Sachlich geht es um das ästhetische Potential des Transitorischen, und zwar unabhängig davon, ob es seine Wirksamkeit im Bereich des Poetischen oder in der Lebenswelt entfaltet, methodologisches Anliegen ist es, die Fruchtbarkeit einer Fusion kultur- und literaturwissenschaftlicher Fragen zu demonstrieren.

»Versuch, ein Dekameron des Unterstandes zu schreiben«. Zum Problem narrativer Kriegsbegegnung in den frühen Prosatexten Ernst Jüngers. Heidelberg 2001

Drei Prosatexte Ernst Jüngers, drei Anläufe, schreibend ›den Krieg zu berühren‹, stehen im Zentrum der Untersuchung: ›In Stahlgewittern‹ (1920), ›Der Kampf als inneres Erlebnis‹ (1922) und ›Sturm‹ (1923). Ihr Gemeinsames besteht in dem paradoxen, ästhetisch aber überaus reizvollen Anliegen, möglichst authentische Darstellungen des Krieges zu erreichen. Authentisch den oder vom Krieg erzählen zu wollen, impliziert die Negation von Subjektivität und damit auch die Negation der Bedingung der Möglichkeit des Erzählens. Jüngers Texte versuchen, dem Paradox poetisch zu entgehen, Subjektivität als Bedingung oder Effekt narrativer Zeichenbildung und den Anspruch auf Authentizität in der Darstellung des Krieges auszubalancieren.

Sehen schreiben – Schreiben sehen. Literatur und visuelle Wahrnehmung im Zusammenspiel. Tübingen 2002

Die Studie versucht zwei von ihren methodologischen Voraussetzungen her unvereinbare Interessen – ein diskursanalytisches und ein hermeneutisches – produktiv zu verbinden. Sie untersucht Wechselwirkungen zwischen literarischen Sinnbildungsverfahren und dem Wahrnehmungsdiskurs, und zwar am Beispiel von Friedrich Schillers ›Geisterseher‹, Georg Büchners ›Leonce und Lena‹, Wilhelm Raabes ›Chronik der Sperlingsgasse‹, Stanislaw Przybyszewskis ›Totenmesse‹, Robert Musils ›Verwirrungen des Zöglings Törleß‹ und Franz Kafkas ›Proceß‹. Im Zentrum steht die Frage, wie die Texte in Diskursfelder eingelassen sind, in physikalische und medientechnische (optische Medien, Aufzeichnungs- und Wiedergabeverfahren), medizinische (Starstechen, Sehfehlerkorrekturen), psychologische (Nachbilder, Leseprozesse, visuelle Aufmerksamkeitslenkung), philosophische und kunstgeschichtliche (Wahrnehmungskonzept der Aufklärung, romantisches ›Sehen‹, Realismuskonzepte, visuelle ›Wirklichkeit‹, Konstruktivismus), inwiefern sie von dieser Teilhabe am Wahrnehmungsdiskurs ästhetisch profitieren und inwiefern sie an der Konstitution und Transformation dieser Diskursfelder beteiligt sind. Den Abschluß der Arbeit bildet der Versuch einer Systematisierung der Formen wechselseitiger Durchdringung von Diskurs und Literatur.

Medusa meets Holofernes. Poetologische, semiologische und intertextuelle Diskursivierung von Enthauptung. Bern 1997

Das in der Straf- und Militärgeschichte ebenso wie in Kunstwerken häufig anzutreffende Motiv der Enthauptung steht am Beispiel der Enthauptungen von Medusa und Holofernes unter drei leitenden Aspekten zur Debatte: semiologisch, insofern Enthauptungen das Wesen des Zeichens reflektieren, poetologisch, insofern eine Ästhetik des Schrecklichen im Spannungsfeld von Distanzierung und Vergegenwärtigung verhandelt wird, und intertextuell, insofern Verschränkungen empirischer und fiktionaler Motivausprägungen nachgegangen wird. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Quellenbestand des Medusenmythos, auf dem apokryphen ›Buch Judith‹ und schließlich auf Johann Nestroys Einakter ›Judith und Holofernes‹. Die Untersuchung legt zum einen die verschiedenen Diskursivierungsstufen des Motivs frei, zum anderen werden die Konsequenzen für die das Enthauptungsmotiv integrierenden Texte herausgearbeitet und neue Lektüren vorgestellt.