10.05.2023 Trial-Monitoring Workshop zum Thema „Trauma und PTBS“ ein voller Erfolg

Foto: Rolf K. Wegst

Überlebende von schweren Gewalterfahrungen wie Krieg oder Folter sind in Strafverfahren, insbesondere im völkerstrafrechtlichen Bereich, für die Beweisführung häufig von entscheidender Bedeutung. Umso wichtiger ist es, sich die Besonderheiten von Erinnerung und Aussageverhalten traumatisierter Zeug:innen vor Augen zu führen. Im Rahmen des Trial-Monitoring Projektes wurde daher am Freitag, dem 28. Mai 2023, ein Workshop zum Thema „Posttraumatische Belastungsstörung“ (PTBS) angeboten.

Diplom-Psychologin Sibylle Rothkegel hat als Referentin insbesondere dank ihrer langjährigen Erfahrung in der Betreuung von Überlebenden völkerrechtlicher Verbrechen einen intensiven Einblick in die Thematik der posttraumatischen Belastungsstörung geben können. Es wurden die typischen Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung und ihre Auswirkungen thematisiert, welche auf das Erinnerungsvermögen sowie das Aussageverhalten vor Gericht Einfluss nehmen können. Anschließend ging sie in ihrem Vortrag auf die sogenannte „Sequentielle Traumatisierung“ (H. Keilson 1992) ein, welche beschreibt, dass das Trauma nicht mit dem Ende des Krieges verschwindet, sondern durch weitere Gewalterfahrung insbesondere bei Flucht und Vertreibung reaktualisiert wird. Das Trauma besteht weiterhin, es kann chronisch und durch erneute traumatische Erlebnisse verstärkt werden. Dem gegenüber stehen positive Faktoren, die bei der Aufarbeitung und Bewältigung der Erfahrung hilfreich sein können. Werden diese Faktoren berücksichtigt, kann auch eine Vernehmung den Betroffenen dabei helfen, das Erlebte zu verarbeiten.

Der zweite Schwerpunkt der Veranstaltung befasste sich mit den Personen, die mit den Überlebenden von schweren Gewalterfahrungen in Kontakt treten und dadurch mit entsprechenden Schilderungen von Gewalt konfrontiert sind - als Helfer:in, Anwält:in oder auch bei der Prozessbeobachtung. Aufgrund von menschlichem Mitgefühl laufen diese Personen Gefahr, an einer „Sekundären Traumatisierung“ zu erkranken. Im Workshop sollte ein Bewusstsein für diese Tendenz geschaffen werden, um der Stigmatisierung von Betroffenen einer sekundären Traumatisierung entgegenzuwirken und um Maßnahmen zum Selbstschutz zu erarbeiten.

Foto: ICWC

Der Workshop bot den Teilnehmer:innen eine umfassende Einführung in die Thematik „Posttraumatische Belastungsstörung“ und somit hilfreiches Wissen für die Praxis in der Prozessbeobachtung und darüber hinaus. Wir bedanken uns herzlich bei Diplom-Psychologin Sibylle Rothkegel und allen teilnehmenden Monitors!

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