30.11.2021 Lehrpreis für die Konfliktinterventionssimulation

Foto: Christian Stein

Das Zentrum für Konfliktforschung hat für die Konfliktinterventionssimulation den Lehrpreis der Philipps-Universität Marburg Lehre@Philipp 2021 erhalten. Damit zeichnet die Universität die erfolgreiche Lehrveranstaltung des Zentrums aus, die seit vielen Jahren im MA und im BA angeboten wird und sich nun weiterentwickelt wird.

Die Konfliktinterventionssimulation (KIS, manchmal auch Kriseninterventionssimulation genannt) ist eine zentrale Lehreinheit im Studium der Friedens- und Konfliktforschung, die auf eine umfassendere, digitale, interdisziplinäre und europäisch durchgeführte Ebene gebracht werden soll. KIS besteht aus einer zweitägigen Simulation, in der Studierende in Gruppen die Position von Organisationen der Friedens-, Entwicklungs- und Menschenrechtsarbeit übernehmen. Ein realer Konflikt wird in der Simulation fiktiv eskaliert und die Studierenden entwickeln in der Rolle der jeweiligen Organisation Strategien zur Konfliktbearbeitung. Vor der Durchführung des Planspiels sprechen die Studierenden mit den beteiligten Organisationen. Hier bekommen sie Einblicke in Handlungsmöglichkeiten und -abläufe sowie in die Organisationsstrukturen und sich stellende Herausforderungen bei der Konfliktbearbeitung. Der Kompetenzerwerb verortet sich in dieser Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis, in dem die Studierenden Deeskalationsstrategien für externe Konflikte nicht nur theoretisch erlernen, sondern auch praxisnah erproben.

Im Sommersemester 2021 haben wir KIS erfolgreich online durchgeführt. Die guten Erfahrungen haben uns zu der Überlegung geführt, ob wir KIS nicht europäisch denken können. Bislang hat sich die Simulation sehr stark auf deutsche Akteure der Konfliktbearbeitung konzentriert. Die Studierenden in der Friedens- und Konfliktforschung finden vielfach im internationalen Kontext ihren Beruf. KIS muss deshalb internationalisiert werden, um diesen Kompetenzbedarf abzudecken. Wenn bspw. der Konflikt ein Brand im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos ist, dann kann die Konfliktbearbeitung sinnvollerweise nur auf europäischer Ebene simuliert werden. Erst über eine digitale, interdisziplinäre und EU-weite Durchführung der Simulation können wir das Potential von KIS voll ausnutzen, um Studierende adäquat für ein zentrales, potentielles Berufsfeld vorzubereiten und das Studium der Friedens- und Konfliktforschung in Marburg attraktiv zu halten. Gemeinsam mit unseren europäischen Partnern wollen wir KIS neu erfinden.

Für diese Lehridee haben Kerstin Zimmer, Thorsten Bonacker und Stéphane Voell, stellvertretend für das Zentrum für Konfliktforschung und die zahlreichen Lehrenden, die in KIS aktiv waren, der Lehrpreis erhalten. Der Wettbewerb „Lehre@Philipp“ prämiert Projekte, die eine sichtbare Innovation in die Lehre einbringen oder zur Verbreitung von Konzepten beitragen, die sich bereits in der Erprobung befinden. Weitere Kriterien sind unter anderem die Förderung von Motivation und Begeisterung für das Fach, eine gute Verknüpfung von Theorie und Praxis und die Förderung des Dialogs zwischen Lehrenden und Studierenden.

Für die Prämierung der Konfliktinterventionssimulation wurde ein kurzes Film produziert.

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