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In den Brunnen gefallen: Die Bedeutung von Kinderunfällen in der Antike

Dr. med. Lutz A. Graumann (UKGM Gießen, Sektion Kinderchirurgie)

10. Januar 18 Uhr c.t.

Das unfallverletzte Kind ist natürlich kein modernes und auch nicht ein exklusiv biomedizinisches Phänomen. Abgesehen von der simplen Tatsache, dass es in der griechisch-römischen Antike nichts Vergleichbares wie die heutige spezielle Kindertraumatologie gegeben hat, existieren indes zahlreiche unterschiedliche antike Quellen, die uns heute die Mikrogeschichte des verletzten Kindes, Jungen wie Mädchen, erzählen, wie auch manchmal die Behandlung und sogar eine gewisse Form von Unfallprävention. Es lassen sich einige wiederkehrende Unfallmuster wie zum Beispiel Stiche, Bisse und Ertrinken im Brunnen herausarbeiten im Bewusstsein der Quellenselektivität. Nichtsdestotrotz kann der heutige medizinische Interpret auf Grundlage aktueller Kenntnisse über Biomechanik, pathoanatomischer und psychologischer Folgen von Kinderunfällen in verschiedenen Altersgruppen unter heutigen Umweltbedingungen die individuellen Konsequenzen für die in den antiken Quellen genannten verletzten Kinder durchaus rekonstruieren. Im Ergebnis spielten Unfälle und deren Folgen eine nicht zu unterschätzende Rolle für alle Heranwachsenden in der Antike.